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Film noir

Willkommen im Zwielicht

Am Rande der Gesellschaft: Das Deutsche Filmmuseum widmet sich in seiner neuen Sonderausstellung der Stilistik des Film noir und zieht die Besucher mitten hinein in die düstere Film-Atmosphäre.
Zur Linken die Stadt, zur Rechten das spartanische Büro. Und hüben wie drüben herrscht eine dunkle, kalte Atmosphäre. Die Stadt wird beleuchtet von lilafarbenem Schwarzlicht, das ein wenig an die flackernden Neonschilder aus verruchten Rotlichtvierteln oder heruntergekommenen Motels erinnert. Passend dazu flimmern diverse Filmausschnitte über die Bildschirme an den Wänden. Das Büro ist in grünes Licht getaucht und spartanisch eingerichtet. Eine Bankerleuchte und eine schwere Schreibmaschine zieren den Schreibtisch. Die Sonderausstellung zum Film noir im Deutschen Filmmuseum begnügt sich nicht damit, die Stilistik des heutigen Kult-Genres zu begutachten. Die Besucher sollen die Stilistik nicht nur filmisch hautnah erfahren. Ein ebenso aufregendes wie gelungenes Bestreben.

Film noir ist die dritte Sonderausstellung, die das Deutsche Filmmuseum seit der Neueröffnung im August 2011 präsentiert. Etwa 210.000 Besucher konnte das Museum seitdem begrüßen. Mit der detaillierten und umfassenden Ausstellung über das Filmgenre der 40er und 50er Jahre, präsentiert vom JOURNAL FRANKFURT, sollen noch ein paar mehr hinzukommen. „Ältere Semester können das Genre wieder-, jüngere Semester neuentdecken“, sagt der Kulturdezernent, Professor Dr. Felix Semmelroth (CDU). Etwa 90 Filme haben sich die Kuratorinnen Jule Murmann und Stefanie Plappert angesehen, um aus ihnen 2500 Filmausschnitte auszuwählen und zu analysierenden Kompositionen zusammenzusetzen. Eine Sisyphusarbeit, die sich gelohnt hat.

Der Blick zurück lohnt sich nicht nur aus nostalgischen Gründen, er hilft auch dabei, Elemente moderner Filme einzuordnen. Ob Blade Runner, Sin City, japanische Anime oder brandaktuelle Computerspiele: Die Spuren des Film noir sind nachhaltig erkennbar. Geprägt durch die gesellschaftlichen Einschnitte während des zweiten Weltkriegs zeichnet das Genre ein vielleicht abgründigeres, aber realistischeres Bild des menschlichen Miteinanders als es zuvor in den Kinos präsent war. Es geht um Mord, um Korruption und Habgier. Es regieren gescheiterte Existenzen, desillusionierte Helden und selbstbewusste Frauen. Das Heimchen aus der Küche wird durch die femme fatale ersetzt. Spärlich ausgeleuchtete Szenarien, schiefe Bilder und vertikale Linien erzeugen eine spannende bis bedrohliche Atmosphäre. Der Film noir zerstört die Illusion der heilen Welt und glaubt dennoch an Ideale. Die verschiedenen Techniken, die hierzu beitragen, hat das Deutsche Filmmuseum übersichtlich zusammengefasst.

Einen völlig ungewollten Verweis auf den Film noir bietet ein Bildschirm, der eigentlich den Einfluss des französischen Films auf das Genre erhellen soll. Weil die Rechteinhaber an den Filmen von Jean Renoir, Julien Duvivier und Marcel Carné aus den 30er Jahren allerdings unerhört hohe Gebühren dafür forderten, dass das Museum Filmausschnitte zeigen darf, weist das gezeigte Bild auf ebendiesen Wucher hin. „Hier wollten wir ihnen eigentlich …“, heißt es auf dem Bildschirm. Die Habgier ist auch rund 70 Jahre nach der Geburt des Film noir in der Großstadt präsent. Und es braucht nicht einmal eine zwielichtige Gegend, um das zu entdecken.
 
21. Juni 2012, 18.06 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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