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Foto: Wilhelm Kuhnert
Foto: Wilhelm Kuhnert

Direktor Philipp Demandt zieht Bilanz

9 kommende Highlights in Schirn, Liebieghaus und Städel – und ein Wermutstropfen

Philipp Demandt zieht nach etwas über einem Jahr im Amt als Direktor ein positives Fazit – und einen Ausblick auf die kommenden Ausstellungen gegeben. Für die Schirn wird es aber kein einfaches Jahr.
Als Max Hollein im Mai 2016 Frankfurt in Richtung San Francisco verließ, hieß es, das werde kein einfaches Erbe für seinen Nachfolger. Nun ist Philipp Demandt etwas über ein Jahr Direktor von Schirn, Liebieghaus und Städel und sagt: "Es ist immer gut, auf etwas aufbauen zu können." Das weit im Voraus geplante Ausstellungsprogramm habe ihm die Gelegenheit gegeben, die Häuser kennenzulernen. "Frankfurt hat sich in einer internationalen Flughöhe etabliert mit der Schirn und dem Städel." Er habe sich vorgenommen, dieses Niveau zu halten. Nun beginnt Philipp Demandt damit, eigene Akzente zu setzen, wie ein Blick aufs Ausstellungsprogramm des kommenden Jahres zeigt.

1. Rubens. Kraft der Verwandlung


Peter Paul Rubens, Venus Frigida (1614), Royal Museum of Fine Arts Antwerp, Foto: © www.lukasweb.be - Art in Flanders vzw

Mit einem echten Blockbuster beginnt das Ausstellungsjahr im Städel. Vom 8. Februar zeigt das Haus wie Rubens seine Motive fand und hat dafür wertvolle Leihgaben aus aller Welt bekommen. "Manche dieser Gemälde sind eigentlich nicht zu bekommen – es sei denn, man kann der Ausstellung eine wirklich bestechende These zugrundelegen", sagt Herr Demandt. In diesem Falle zeigt das Städel einen bisher wenig beachteten Aspekt in Rubens' Schaffensprozess: den Dialog mit Kunstwerken berühmter Vorgänger und Zeitgenossen und wie dies sein fünfzigjähriges Schaffen prägte.

2. Basquiat. Boom for Real


Jean-Michel Basquiat, Untitled (1982), Foto: VG Bild-Kunst Bonn, 2017 & Estate of Jean-Michel Basquiat, Licensed by Artestar, New York, Courtesy Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam, Foto: Studio Tromp, Rotterdam

Derweil widmet sich die Schirn einem Superstar der Gegenwartskunst eine Einzelausstellung, mehr als dreißig Jahre nach Jean-Michel Basquiats letzter Präsentation in einer öffentlichen Sammlung in Deutschland. Aus der sich im Lower Manhat­tan versam­meln­den Kunst­szene des Post-Punk-Under­grounds kommend eroberte er die Kunst­welt und erhielt 1982 als bislang jüngs­ter Teil­neh­mer der docu­menta inter­na­tio­nale Aner­ken­nung. Basqui­ats leben­dige, rohe Bilder­welt entspringt einer Bele­sen­heit, die sich in großen Schrift- und Text­frag­men­ten durch das gesamte Werk zieht.

3. William Kentridge. O Sentimental Machine


William Kentridge, Foto: Städel Museum

Im Frühjahr 2018 präsentiert die Liebieghaus Skulpturensammlung ein ebenso umfassendes wie außergewöhnliches Ausstellungsprojekt in Zusammenarbeit mit einem der international bedeutendsten zeitgenössischen Künstler, William Kentridge. In vielen künstlerischen Disziplinen beheimatet, ist er vom 22. März bis 26. August 2018 eingeladen, seine Werke in einen Dialog mit dem Bestand der 5.000 Jahre umfassenden Frankfurter Skulpturensammlung zu bringen. In den musealen Räumen sind über 30, teils raumfüllende Arbeiten und Installationen zu sehen, die das Spektrum von Kentridges Œuvre aufzeigen.

4. Power to the People


Julius von Bismarck: Fuguration #5 (May Day Riot Police)

Nach der Weimar-Ausstellung bleibt es in der Schirn politisch. 50 Jahre nach 1968 ist eine Bestandsaufnahme zeitgenössischer, internationaler Kunstpositionen geplant, die sich als Seismographen des politischen Handelns lesen lassen. Ihr Fokus liegt auf grundsätzlichen Fragen und der Auseinandersetzung mit Phänomenen und Möglichkeiten politischer Teilhabe – und stellt die Frage, ob es derzeit gerade zu einer Repolitisierung der Kunst kommt.

5. Wilhelm Kuhnert


Wilhelm Kuhnert: Elefanten vor dem Kilimandjaro

Philipp Demandt sagt, dass ihn zwei Dinge besonders faszinieren: Der Grenzbereich zwischen Kunst und Naturwissenschaften, wie er sich auch in der aktuellen Schau Diorama zeigt. Und: Vergessene Künstler, die zu ihrer Zeit aber weltberühmt waren. So gesehen kommen bei Wilhelm Kuhnert, von Ende Oktober an in der Schirn zu sehen, beide Aspekte zum Tragen. Er gehörte zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Maler des frühen 20. Jahrhunderts, der – wie Demandt meint – das Bild Afrikas um die Jahrhundertwende ganz entscheidend geprägt habe. Als erster deutscher Freilichtmaler gelangte er tief in das Innere der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“, wo er auf jahrelangen Expeditionen die dortige Tier- und Pflanzenwelt studierte.

6. Außer Kontrolle. Wildnis in der Kunst


Georgia O'Keeffe, From the Plains ll (1954)

Passend dazu ab November die Schau, die sich der Wildnis in der Kunst widmet. Die „Wildnis“ erscheint dabei oftmals als Projektionsfläche für das Andere und das Fremde. Von den erhabenen Naturdarstellungen der Romantik über die Trümmer verrohter Zivilisationen in surrealistischen Landschaften bis hin zu konzeptuell angelegten Arbeiten der Gegenwart haben Künstler das Thema Wildnis in wechselnden Bedeutungszusammenhängen reflektiert, in Form von Wunsch- genauso wie von Schreckensbildern.

7. Lotte Laserstein


© VG Bild Kunst, Bonn 2017, Foto: Städel Museum – Artothek

Zuneigung empfindet Demandt auch zu Lotte Laserstein. Vom 19. September 2018 an zeigt das Städel der Malerineine Schau mit 50 Werken, die im Anschluss im Moderna Museet in Malmö gezeigt wird – die erste Einzelpräsentation Lasersteins in einem großen deutschen Museum nach ihrer Wiederentdeckung im „Verborgenen Museum“ in Berlin vor anderthalb Jahrzehnten. Das Städel hat, auch unter Demandt, wichtige Werke Lasersteins angekauft, wie etwa "Russisches Mädchen mit Puderdose" von 1928 (Foto oben) und "Junge mit Kasper-Puppe (Wolfgang Karger)" von 1933. Der Fokus der Präsentation liegt auf Lasersteins Arbeiten der 20er- und 30er-Jahre, die den Glanzpunkt ihres Schaffens markieren.

8. Victor Vasarely


Foto: Nils Bremer
Zeitgleich zeigt das Städel eine Retrospektive zum Werk des Malers und Grafikers Victor Vasarely (1906–1997). Technoide und psychedelisch bunte Bilder, die mittels optischer Täuschungen in den Raum zu drängen scheinen, prägen bis heute hauptsächlich das Vasarely-Bild. Mit 120 Werken aus über 60 Jahren und aus europäischen wie US-amerikanischen Sammlungen wird die Durchdringung und gegenseitige Beeinflussung von Alltag und Kunst im Werk Vasarelys, der fortschreitende Übergang zwischen der Ästhetik von Pop und Moderne, sichtbar gemacht. Besonders interessant: Ein von ihm gestalteter Raum aus der Vorstandsetage der Bundesbank, siehe das Foto oben, wird ausgebaut und im Städel gezeigt. Minus die Aussicht auf die Stadt.

9. Ursula Schulz-Dornburg


Foto: Ursula Schulz-Dornburg
Das Städel widmet sich neben der Gegenwartskunst auch der Fotografie. Anhand von 14 Serien bietet die Präsentation einen ersten institutionellen Gesamtüberblick über die künstlerische Entwicklung und Bandbreite der in Berlin geborenen und in Düsseldorf lebenden Fotografin während der vergangenen 40 Jahre. Mit ethnologischer Neugierde und archäologischem Auge liegt ihr Werk im Grenzbereich von Dokumentarismus und politischer Fotografie, von Konzeptkunst und aufklärerischem Ansatz. Oben ein Foto aus der Serie "Bushaltestellen in Armenien".

Der Wermutstropfen


Foto: Norbert Miguletz

Im Sommer wird die Schirn Kunsthalle wegen Umbauarbeiten geschlossen. In den Randbereichen, wie der Rotunde, soll es durchaus Programm geben, doch die beiden Ausstellungsbereiche müssen komplett dichtgemacht werden. Grund ist eine umfassende Sanierung, auch das Parkett soll erneuert werden, der Brandschutz und die Verkabelung. Etwas über vier Millionen Euro lässt das Kulturdezernat der Stadt sich das kosten. Philipp Demandt wünscht sich noch etwas mehr, damit auch die Fassade der Kunsthalle einmal erneuert werden kann. "Die Schirn wird neben der neuen Altstadt ziemlich alt aussehen", sagt er. Auch im Städel Museum stehen Bauarbeiten an – im Winter 2018 soll die Sandsteinfassade erneuert werden. Auch der Vorgarten des Städels soll durch ein neues Landschafts- und Beleuchtungskonzept aufgewertet werden. Sanierungsbedürftig sei auch das Liebieghaus, sagt Philipp Demandt. Er hoffe, dass sich die Stadt auch hier zu einer Investition durchringen könne. "Es wäre an der Zeit."
 
6. November 2017, 11.38 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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