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Foto: Historisches Museum Frankfurt
Foto: Historisches Museum Frankfurt

Ausstellung Gisèle Freund - 1. Mai 1932

Die Anfänge einer großen Fotografin

Das Historische Museum zeigt in einer Ausstellung 51 Schwarz-weiß-Fotografien von Gisèle Freund. Zu sehen sind Impressionen von der Demo am 1. Mai 1932 in Frankfurt - ein einzigartiges Dokument der Zeitgeschichte.
Der junge Mann sieht wütend aus. Wie er da auf dem Podium steht und den Arm hebt, während er mit verzerrtem Gesicht seine Rede hält. Wahrscheinlich wettert er gegen die schwache Regierung der Weimarer Republik und gegen die aufstrebenden Nazis. Ein Mann, der hinter dem Redner steht, zeugt davon, dass man damals auch als Roter einen an Chaplin erinnernden Oberlippenbart tragen konnte. In einem Jahr würde Hitler an der Macht sein - von da an hätte das Bärtchen eine üble Konnotation.

Damals, das war 1932. Der 1. Mai. Das Foto entstand bei einer Kundgebung vor der Oper, die man heute die Alte nennt, im Rahmen einer Demonstration zum Tag der Arbeit in Frankfurt. Die Fotografin, Gisèle Freund, war damals nach eigenen Angaben die einzige, die diese Demo in Bildern festhielt. 51 dieser Fotos sind nun in einer Ausstellung des Historischen Museums zu sehen. Zu verdanken sind sie dem Sammlerehepaar Margarethe und Martin Murtfeld, das die Bilder der Stadt Frankfurt geschenkt hat. "Die Fotos sind eine Mahnung an uns alle, wie schnell sich die Gesellschaft verändert", sagt Margarethe Murtfeld.

Gisèle Freund war damals 23 Jahre alt, studierte Soziologie in Frankfurt bei Karl Mannheim, auch am Institut für Sozialforschung, wo sie Seminare bei Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Norbert Elias belegte. Die Tochter eine jüdischen Kaufmannsfamilie aus Berlin war selbst Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds. Man merkt ihren Fotos an, dass ihr Schwerpunkt auf den Roten lag, die meisten Banner stammen von linken Gruppen. Darüber hinaus sind auf den Fotos auch nationalkonservative Studenten vor der Uni zu sehen, ebenso Polizisten, die nicht angemeldeten Demonstranten die Schilder wegnehmen.

Gisèle Freunds Kamera war die Leica 1, die legendäre erste Kleinbildkamera - schon damals mit 36 Bildern. Erst wenige Jahre auf dem Markt, erlaubte sie das freihändige, spontane Fotografieren. Freund begann noch in Frankfurt ihre Dissertation über Fotografie im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Nach der Machtübernahme der Nazis, als ihre Professoren ins Ausland emigrierten, beendete sie ihre Arbeit in Paris. Später fotografierte sie Persönlichkeiten wie Walter Benjamin, T.S. Eliot, James Joyce und Stefan Zweig. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Fotografinnen. Wer sehen will, wie Gisèle Freund angefangen hat, sollte sich die Schau im Historischen Museum ansehen.

Mehr dazu lesen Sie in der Rubrik Kunst im aktuellen Journal Frankfurt.
 
13. Januar 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
Fotogalerie: 1. Mai 1932 Gisèle Freund
 
 
 
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