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Architektur in Frankfurt

Rundgang durch die Postmoderne

Das Deutsches Architekturmuseum wird 30 Jahre alt. Die Ausstellung „Mission: Postmoderne“ würdigt Museumsgründer Heinrich Klotz. Beispiele für den Baustil in Frankfurt sind das Torhaus Messe und die Landeszentralbank.
Einige nennen es das „Tor zu Frankfurt“, für viele ist es nur eine S-Bahn Station und für andere ist es Servicecenter und Verwaltungsstelle: das Torhaus Messe. Das 117 Meter hohe Gebäude besteht aus drei miteinander verbundenen Elementen. Aus einem Flachbau ragt ein weiterer quaderförmiger Bau mit einer rötlichen Steinfassade heraus. Dieser Teil hat in der Mitte eine quadratische Aussparung, die auf mehreren Stockwerken aus Glas besteht. Dadurch entsteht ein Eindruck von Offenheit. Im Inneren verbinden schmale, versetzt angeordnete Fußgängerbrücken die Gebäudeteile, rechts und links des Atriums ist der Himmel zu sehen. Es ist hell, verwinkelt und überall sind Spiegel angebracht – der Raum wirkt wie eine unendliche Glaskammer.

Das Torhaus Messe steht für die Bauweise der Postmoderne. Ihr widmet das Deutsche Architekturmuseum eine Ausstellung zu ihrem 30-jährigen Bestehen, das am Wochenende gefeiert wird. Aus diesem Anlass hat das Museum zu Führungen durch das Torhaus Messe und die Landeszentralbank eingeladen – Schauplätze der postmodernen Architektur.

Tor mit starker Signalkraft


Der Architekt Oswald Mathias Unger, der beim Bau des Deutschen Architekturmuseums mitgewirkt hat, wollte mit dem Tor das östliche und westliche Messegelände miteinander verbinden. In nur 13 Monaten entstand das Torhaus Messe unter schwierigen Bedingungen. Die Deutsche Bahn bestand darauf, dass der Verkehr auf den Schienen nicht unterbrochen wird. „Wir werben bis heute mit dieser starken Signalkraft des Tors“, sagt der Messesprecher, Markus Quint und verweist darauf, dass das Torhaus der beliebteste Arbeitsplatz bei den Messe-Beschäftigten sei. „Alle wichtigen Informationen laufen hier zusammen.“

Auf der Aussichtsplattform liegt dem Besucher Frankfurt zu Füßen. Gleichzeitig kann er feststellen, dass das Messegelände eine „Stadt in der Stadt“ ist. Durch die Straße „Via Mobile“, eine Idee des Architekten Heinrich Klotz, sind alle Gebäude miteinander verbunden. Klotz, Gründer des DAM, hat das Frankfurter Stadtbild maßgeblich mitbestimmt. In vielen Architektur-Wettbewerben war als Preisrichter beteiligt. „Unser Gründungsvater hat die Struktur der Messe stark beeinflusst“, sagt Oliver Elser, Ausstellungskurator des Museums. „Sein Verdienst ist es, dass wir hier keine bloße Aneinanderreihung von Funktionsgebäuden vorfinden; er hat ein städtisches System in das Messegelände eingebaut.“

Mit Faust durch die Landeszentralbank


Auch die Landeszentralbank ist ein Beispiel für postmoderne Architektur in Frankfurt. Jochem Jourdan hat mit seinen Kollegen 1979/80 den Wettbewerb für den Bau gewonnen – gemeinsam haben sie das Gebäude geplant und die gegenüberliegende ehemalige Reichsbank saniert.

Die Landeszentralbank erhalte große internationale Resonanz, so Architekt Jourdan – auch werde der Bau von Architektur-Koryphäe Charles Jencks als „bedeutendes Gebäude der Postmoderne“ beschrieben. Jourdan erinnert sich gut an die Entstehung: „1975 war das erste Jahr der Denkmalpflege. In diesem Sinne haben wir große Teile des ehemaligen Reichsbankgebäudes erhalten. Damals wollte man außerdem ganz bewusst keinen weiteren Wolkenkratzer bauen, sondern nah an der Erde bleiben. Auch die grünen Innenhöfe machen unser Konzept aus – jeder davon ist anders gestaltet.“

Besserer Sandstein als bei der Schirn

Der gelbe Sandstein an der Außenfassade und im Inneren des Hauses wurde nicht zufällig gewählt: "Das Material findet man vorwiegend hier im Bahnhofsviertel. Wir wollten uns einfügen", sagt Jourdan. "Der Architekt der Schirn hat sich während der Bauarbeiten bei uns umgeschaut und ist so selbst auf den Sandstein gekommen. Er war dann schneller und hat den Stein aufgekauft, den eigentlich wir nehmen wollten. Wir haben dann noch besseren gefunden."

Den Architekten sei es wichtig gewesen, sich ins Stadtbild einzufügen: „Wir wollten einen städtischen Platz zwischen dem alten Reichsbankgebäude und dem Neubau der Landeszentralbank schaffen. Aus dem alten Bau haben wir zum Beispiel einen Teil des Erdgeschosses herausgebrochen – so konnten Wege entstehen, die durch die Gebäude und zwischen ihnen entlang führen.“ Ebenso urban mutet die große Halle mit ihren etwa 100 Meter Länge in der Landeszentralbank an: Angestellte können sich hier treffen, die Pause verbringen und an der Kaffeebar sitzen. „Die Arkadengliederung und Mehrstöckigkeit der Halle schaffen Raum. Um sie herum ordnen sich die Teile des Gebäudes im Kammsystem an“, erklärt Jourdan. Das gewölbte Glasdach gibt dem Ort seinen Passagencharakter. Jourdan sei mit seinen Kollegen damals in Paris gewesen, um dort die typischen Passagen zu studieren und ihre Atmosphäre dann auch in der Halle vermitteln zu können.

Motive aus Faust II


Am Ende der langen Halle zieht ein großes Mosaik von Künstler Horst Gläsker den Blick auf sich. In zahlreichen Farben sind darauf Ginkgoblätter gekachelt, die verschiedene Bildmotive in sich tragen – davor liegt eine Wasserfläche, aus der nochmals tausende handgeschlagene Mosaiksteine leuchten. Auffällig sind auch die zahlreichen Kunstwerke im Gebäude. Sie alle greifen Motive aus Goethes „Faust II“ auf: Die Wandbilder im Foyer zeigen mythologische Darstellungen daraus, auf den Stufen zur großen Halle steht eine weiße Statue von Helena aus Goethes Werk; im großen Sitzungssaal werden auf vier Gemälden Motive aus dem Buch dargestellt.

Für den 12. und 13. Juli hat die „Deutsche Bundesbank“ einen Tag der offenen Tür angekündigt. Dabei kann man unter anderem die Lobby der Landeszentralbank besichtigen und an einer Kunstführung teilnehmen.
 
30. Mai 2014, 12.10 Uhr
Vivienne Zerner/Lisa Stein
 
 
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