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25 Jahre Varieté im Tigerpalast

Der Tiger hat noch Biss

Ab kommendem Mittwoch startet der Tigerpalast durch mit einem großen Jubiläumsprogramm. Der 25. Geburtstag des Varietés will gebührend gefeiert werden, letztlich hat es sich weltweit einen Namen gemacht.
Am Mittwoch beginnt beim Tigerpalast die Jubiläumssaison. Ein Viertel Jahrhundert besteht das bemerkenswerte Varieté nun schon. „Vor 25 Jahren hätte niemand gedacht, dass das wirklich was wird“, gibt selbst der Gründer Johnny Klinke rückblickend zu. Mit Margareta Dillinger, der Frau mit dem feinen Gespür für außergewöhnliche Künstler mit Charisma, und dem 2002 verstorbenen Frankfurter Kabarettisten Matthias Beltz wurde die Idee zu einem Varietétheater 1986 geboren, und am 30. September 1988 begann letztlich das Wunder: Europas führendes Varieté wurde eröffnet. Rund 2,5 Millionen Besucher haben seither miterlebt, wie Akrobatik, Artistik, Comedy und Tanz eine unterhaltsame Melange darstellen und vergessen machen, dass man sich in einer ehemaligen Kapelle der Heilsarmee in einer versteckten Parallelstraße zur Zeil befindet. „Varieté ist die Oase der Großstadt“, sagt Klinke, der die zentrale Lage der Stadt und das multikulturelle Selbstverständnis Frankfurts als Boden für den Erfolg seines Betriebes betrachtet. Dennoch wird in der Mainmetropole viel erwartet. „Frankfurt ist keine Stadt für Schischi: Hier musst Du Leistung zeigen und Power.“ Vergessen ist dann für das Publikum der Alltag. Dafür taucht man zwei Stunden ein in eine wundersame Welt. Ganz nah ist man den Künstlern, sieht jede Regung im Gesicht und spürt jeden Windhauch, den die Artisten mit ihren geschmeidigen Bewegungen auslösen.

„Man bekommt die Reaktionen des Publikums direkt mit“, schwärmen auch die Trapezkünstlerinnen Julia und Ele. Die beiden Zwillingsschwestern stammen aus der Wetterau und kehren als Duo Elja in der Jubiläumsshow zurück in den Tigerpalast, nach dem sie bereits in Kanada Erfahrungen beim berühmten Cirque du Soleil sammelten und also wissen, wie man ein Massenpublikum begeistert. „Emotional ist der Tigerpalast viel intensiver“, sagt Julia, die wie viele Künstler aus aller Welt den Frankfurter Gastspielort zu schätzen weiß, auch weil die Künstler hier intensiv von Margareta Dillinger umsorgt werden. „Ich liebe einfach dieses Metier und ich will einfach, dass die Künstler sich wohlfühlen und ihr Bestes geben,“ sagt die künstlerische Leiterin, die auf der Suche nach besonderen Talenten durch die Welt reist.

Zwei Mal am Abend werden die beiden mittlerweile in Frankfurt lebenden Schwestern jeweils vor 180 Zuschauern ihre Trapez-Künste vorführen, und ihr Bestes geben und so manches Mal ein lautes Raunen im Saal erzeugen, weil einem doch wieder vor Staunen die Luft wegbleibt. Das Varieté lebt und bietet das, was trotz seiner Omnipräsenz kein Fernsehprogramm offerieren kann: Emotion und Nähe.

70 Mitarbeiter sind für den Tigerpalast tätig, der sich nicht nur als Gastgeber für die 80 000 Show-Besucher im Jahr versteht, sondern auch als kulinarischer Anziehungspunkt, nicht nur mit der Palastbar und dem Palastbar-Restaurant, sondern auch mit dem Tiger-Gourmetrestaurant, in dem Sterne-Koch Andreas Krolik wirkt – ganz zu schweigen von den aushäusigen Angeboten im Palmengarten mit dem Gesellschaftshaus und dem Lafleur. Diese Weiterentwicklung zum allumfassenden Gastgeber ist unter anderem dem dritten im Tigerpalastbunde, dem Hotelkaufmann und früheren Kunstturner Robert Mangold, zu verdanken. Letztlich stellt die kulinarische Seite des Tigerpalasts seit den 1990er Jahren nicht nur sicher, dass die Besucher die Varietéshow genussvoll abrunden können, es stellt den Betrieb auch auf solide finanzielle Beine. „Wir sind ein Unternehmen, dass zu 100 Prozent kostendeckend arbeitet“, sagt Mangold nicht ohne Stolz. Letztlich begreift sich der Tigerpalast als kulturelle Einrichtung Frankfurts, ohne je auf Subventionen der Stadt angewiesen gewesen zu sein. „Hilmar Hoffmann ist fast vom Stuhl gefallen und hat Beltz und mich ausgelacht, weil wir Varieté ohne Unterstützung machen wollten“, erinnert sich Johnny Klinke, der allabendlich mit spitzer Zunge und viel Humor durch die Shows führt. „Wir haben es nicht bereut. Selbst nicht in den letzten Jahren als viele Firmen in der Krise waren. Da ist mir aber ein paar Mal Angst und Bange gewesen.“

Doch mittlerweile finden im Tigerpalast auch wieder verstärkt Firmenevents statt. Und die Qualität des Dargebotenen überzeugt noch stets. „Es wird immer gespart, wo es möglich ist. Aber nicht an der Show“, verrät Margareta Dillinger ein Erfolgsgeheimnis. „Außerdem sind wir das einzige Varieté in Deutschland, das an seinem Orchester festhält.“ Und das wird ab Mittwoch wieder zur Jubiläumssaison aufspielen.

Es bleibt Frankfurt zu wünschen, dass dem Tigerpalast noch mindestens weitere 25 erfolgreiche Jahre beschieden sind, gespickt mit zauberhaften Momenten – wir erinnern uns an den vom Tigerpalast gestemmten Drahtseilakt Philippe Petits, der anlässlich der 1200-Jahrfeier auf einem Seil zwischen Paulskirche und Dom balancierte. Frei nach dem Tigerpalastmotto: Liberté, Egalité, Varieté!
 
19. August 2013, 12.01 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie: Tigerpalast
 
 
 
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