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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Vom guten Karma in Luzern

Unsere Kolumnistin besucht eine Galeristin in Luzern - und merkt: Auch, was man nicht ganz sieht, ist vollständig da. Ja, es regt sogar die Fantasie an. Das gilt für die Architektur wie für Marilyn Monroe.
Hauptbahnhof Zürich. Gleis 5. Ich steige in den Zug nach Luzern. Arbeiten der Künstlerin Ida Ekblad werden dort gezeigt. Idas Galeristin ist auch meine Gastgeberin in Zürich. Ihre Galerie firmiert karmisch. Karolina und Marina, kurz Karma genannt.

In einem Versteck finde ich den Schlüssel zu meiner Unterkunft. Eine SMS Karolinas hat mich noch erreicht, ich soll meinen Aufenthalt verlängern und nach Luzern fahren. Ich bin für solche Sachen empfänglich. An fremde Orte fahren, Verstecke suchen, mich unter neue Leute mischen. Jetzt bin ich freudig überrascht, denn als ich in Luzern ankomme, den Bahnhof verlasse, erkenne ich den Ort sofort.

Ein gutes Jahrzehnt mögen die Veröffentlichungen alt sein, zähle ich in Gedanken schnell ab. Ich erkenne die Handschrift des französischen Architekten Jean Nouvel: Ein riesiges in die Landschaft Luzerns hineinragendes Dach. Darunter sich staffelnde pralle Kuben. Darin untergebracht: Ausstellungsflächen, Konzerträume, Gastronomie, Büros. Die Überraschung ist gelungen. Das Gebäude hat Kraft. Hallo Luzern!

In den Ausstellungsräumen lerne ich Ida kennen. Cool und lebensbejahend steht sie vor mir. Ich mag ihr Outfit. Sie kombiniert Kleidung in Form aufeinander krachender Motive. Vorboten ihrer Kunst.

Nach der Ausstellungseröffnung im Kunstmuseum Luzern treffen wir uns auf dem Dach des Gebäudes wieder. Hier oben stehen wir nun: Kunstinteressierte, Galeristen, Künstler. Zigarettenpackungen werden von Tisch zu Tisch gereicht. Die spiegelnde Decke über uns bricht die milde Abendsonne in Orange. Wir tauchen ein. Die Terrasse gleicht einem Schiffsdeck. An der Reling finde ich mich später neben Idas Vater wieder. Während wir auf den See und das gegenüberliegende Ufer Luzerns blicken, fragt er mich nachdenklich: "Das Dach deckt die Sicht auch ab. Ist das nicht ein bisschen schade?" "Nicht wirklich", antworte ich. Schweigend betrachten wir die angeschnittene Ferne.

Im Zug von Luzern nach Zürich zurück fällt mir eine Dokumentation über Marilyn Monroe ein. Die Produktionsbeteiligten am Set beim Dreh einer ihrer Filme diskutierten über eine Kameraeinstellung: Darf eine Totale auf Marilyns Kopf angeschnitten gezeigt werden? Stört sich der Cineast an einem angeschnitten Kopf? Marilyn Monroe soll spontan geantwortet haben: Aber die Zuschauer wissen doch, dass der Kopf ganz ist!

Luzerns Postkarten-Panorama bleibt weiterhin vollständig, Marilyn hatte einen vollständigen Kopf und die Erde mutiert durch die Moderne nicht zur Scheibe. Ein paar An- und Einschnitte braucht es schon, um den Blick ändern, auch neu verstehen zu können. Es gibt Projekte, die machen genau das möglich. Bitte mehr davon!
9. Juli 2013
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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