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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Ole Jensen in Belgrade

Unsere Kolumistin befolgte einen heißen Tipp: Die "Belgrade Design Week". Einige Tage mit internationalen Referenten zu Design, Architektur und Grafik in Serbiens Hauptstadt. Und mit einem schlanken, großen Mann.
Im Juni war es soweit. Die Belgrade Design Week findet in unmittelbarer Nähe zum Dom des heiligen Sava statt - in der Nationalbibliothek. Initiator und Moderator der Design-Woche ist ein dunkelhaariger kleiner Mann mit Sonnenbrille. Sie werden vielleicht denken, dunkel und düster sind einige dort. Ich sage: Die einen sagen so, die anderen sagen so.

Prinzipiell fehlt Serbien die Perspektive - dem Initiator der Belgrade Design Week in den vor ihm liegenden Tagen definitiv nicht. Stolz kündigte er im Lesesaal der Nationalbibliothek seinen nächsten Gast an. Die Spannung stieg. Der dänische Designer Ole Jensen betrat die Bühne.

Ole Jensen ist ein schlanker, groß gewachsener Mann mit einem sympathischen Gesicht. Er trägt gerne Jeans, T-Shirt und Sandalen. Ich weiß nicht mehr genau, wann die Verwunderung der Begeisterung im Publikum wich. Ich erinnere mich, Ole Jensen beanspruchte nicht viel Zeit dafür.

Ole lebt in Kopenhagen. Dort arbeitet er gerne mit Gummi. In Belgrade stellte er uns einige seiner Entwürfe vor: Wärmflaschen in Form von langen Gummi-Fingern, Waschzuber aus Gummi, in denen das Geschirr schön hin und her wubbern kann, ohne zu zerbrechen. Sein Werk dient der Gestaltung von alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Stardesigner widmen sich selten genug Gebrauchsgegenständen wie Wärmflaschen. Eher Zitronenpressen. Daher kann ich auch behaupten, Oles Schippe und Kehre sind die schönsten unter den Schippen und Kehren auf dem Markt. Ole entwirft auch Funktionskleidung, also Kleidung mit Funktion. Seine Prototypen baut und klebt er aus rotem, dickem, sperrigem Gummi. Er testet die Prototypen auch gerne selbst. So auch ein überlanges Cape mit großer Zwergenmütze. In seinem dicken, langen Gummi Mantel mit einer steif nach oben ragender Mütze entschied er sich für einen Spaziergang durch Kopenhagen. Vor einem Kindergarten blieb er stehen. Auf der Bühne stellte uns Ole die Situation zum besseren Verständnis nach.

Im Leseraum der Nationalbibliothek skizzierte er Kindergarten, dazugehörige Straße und Kopenhagen auf. Der Kindergarten ist ein Raum mit einem großem Fenster zur Straße. Drinnen spielten Kinder. Ole drehte sich auf der Straße schwer, denn das Material wog schwer. Die Sonne schien. Ole wurde unter seinem schweren Gummimantel warm. Bald entdeckten die Kinder Ole vor dem Fenster. Sie hörten mit dem Spielen auf, hielten inne, schauten raus, ihn, Ole, an. Er schaute die Kinder an. Die Kinder schienen so etwas auch noch nie gesehen zu haben. Ole entschied, nach Hause zu gehen. Später am Abend erzählte er seiner Frau davon. Oles Frau schlug vor, diesen Mantel besser nicht mehr in der Stadt zu tragen.

Heute ist der Mantel aus weichem, leicht fallendem braunen Polyester mit phoshorisierenden gelben Punkten gefertigt. Die spitze Mütze ist wattiert und steht bei Wind auch im Straßenverkehr schön und signifikant ab. Der Mantel hilft bei Regen, im Dunkeln und auch sonst im Leben weiter.

Belgrade ist übrigens, nicht nur im Juni, eine Reise wert.
17. September 2013
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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