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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Match entscheidend

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovic will nicht länger Frauenfeindlichkeit mit Ethnien begründet wissen. Leute, die das jetzt plötzlich behaupteten, seien nicht glaubwürdig. Die Presse: Auch nicht glaubwürdig. Und überhaupt.
Wenn heute Angriffe auf Frauen in Köln dazu gereichen die Diskussion über die Sorge um Asylanten zu führen, scheint der Opferkult reale Parameter, die der Frauen, auch der Frauen in der moslemischen Welt, deutlich verklärt zu haben.

Nun hat Antonia Baum einen Artikel für die FAS geschrieben und ihrer Wut Luft verschafft. Das Aggressive richtet sich ihrer Meinung nach gegen das schwächste Glied in der Gesellschaft und das sei nach wie vor das Weibliche, vorrangig also die Frau.

Ich kann nicht beurteilen, ob Deutsche asiatische Frauen zum Beispiel nach Alter und Lebensumständen vorab befragen, will sagen, die besseren Menschen im Vergleich sind, vor allem, wenn sie dafür bezahlen. Feststellen aber darf ich, dass Männer aus fremden Kulturkreisen, die Sicherheit und Sozialtransfers in Deutschland in Anspruch nehmen, in der Silvesternacht sich gegen den Willen von in Deutschland lebenden Frauen vergriffen haben.

Was ist daraufhin passiert? Ein paar Tage lang passierte nichts. Dabei ging es der Presse darum, keine zusätzliche Angriffsfläche gegen Asylanten aufzubieten. Sie spielten die Informationen herunter. Frau Antonia Baum von der FAZ hingegen plagten dann doch Selbstzweifel, als alle darüber schrieben, ob sie den richtigen Zeitpunkt für Ihre Abrechnung mit fremden Kulturen wählt. Hätte sie vor Silvester diesen Artikel verfasst, dann hätte ich beherzt mit einem Ja geantwortet. Nun wurde sie als Frau von Männern dazu instrumentalisiert unliebsame Meinungen in einer ehemals beschriebenen Willkommenskultur kund zu tun.

Mir fällt eine andere Geschichte ein, die ich im Gegensatz zu Frau Antonia Baum erlebt habe. Ich saß vor ein paar Monaten noch im Zug von Frankfurt Richtung Wetzlar. Mir gegenüber saßen ungefähr sieben Männer. Wir waren in einem Abteil, in dem sich auch Fahrräder abstellen lassen. Ein paar Sitze weiter von mir entfernt saß eine junge Frau, die arabischen Ursprungs aussah. Die Männer machten sie, freundlich ausgedrückt, völkisch an. Ich hatte zwar Bedenken, ergriff dann aber das Wort. Dann gingen sie mich verbal an: Ich hätte wohl keinen Mann, da ich einen Pelz trage, aber alleine im Zug fahre. Hätte ich einen Mann, würde der mich in einem dicken Auto fahren. Soviel zum Respekt, der Frauen von deutschen Männern entgegen gebracht wird. In diesem Augenblick setzte sich die junge Frau neben mich. Es gibt noch weitere Geschichten aus deutschem zivilisierten Leben vorzutragen. Dabei kann ich nicht per se sagen, dass alle deutsche Männer zivilisiert genug sind, selbstbewusste Frauen zu ertragen.

Zum vorlautestem unter den Männern sagte ich: Ich weiß nicht, wer Dein Frauenbild prägte, aber ich sehe Dich übergewichtig und feist in ein paar Jahren den freien Arm zum Gruß hebend während Du mit der anderen Hand an Dir herumspielst, weil sonst keine da ist, die einen Kotzbrocken wie Dich erträgt. Sieben kleine Männlein saßen stumm. Oder begegneten sieben kleine Männlein einer Hex'?

Ich bin im überzeugt, dass Antonia Baums Expertise stimmt und gleichermaßen hinkt. Das Umland ist im Vergleich zu Städten brauner, wie es überall auf der Welt dort auch rückständiger im Vergleich zu Städten ist. Es sind Menschen in der Stadt, die eine Kultur tragen und weiter entwickeln. Ein Türke lässt sich nicht etwa schwer integrieren, weil er Moslem ist, sondern weil er aus der tiefsten Provinz kommend sein Leben aus Anatolien in Berlin weiter lebt. Anatolien hat Konstantinopel überrannt und nicht etwa umgekehrt. Nun leben Menschen aus Anatolien in Berlin, Frankfurt und anderswo in Deutschland. Meine Befürchtung ist, dass es sich mit den Flüchtlingen ähnlich verhält. Im Gegensatz zur Einwanderungspolitik, lassen sich Flüchtlinge nicht nach Qualifikation auswählen. Das wird nun zunehmend in einem Land, das den eigenen Menschen Gesellschaften übergreifend keine Perspektiven mehr bietet, als dass Geiz und staatsgelenkte Märkte geil wären, zum nachhaltigem Problem. Deutsche Energiepolitik, die sich auch im VW-Skandal widerspiegelt, ist zum Beispiel nicht geil.

Dabei sind auch immer Kontexte, Wahlmöglichkeiten in denen Wahrnehmung entsteht entscheiden. Ein Flüchtling ist nicht glaubwürdig, wenn er das Gastrecht missbraucht. Ein Deutscher ist nicht glaubwürdig, der über Nacht Probleme erkennt, die seit Jahren Bestandteil der Gesellschaft sind. Die Presse ist nicht glaubwürdig, die Themen wie diese über Tage herunterspielt. Nicht etwa der Bürger, sondern das Publikum gewinnt.
14. Januar 2016
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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