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Ana Marija Milkovics Kolumne
 

Ana Marija Milkovics Kolumne

Monopoly

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
Und weg ist sie, die Zeilgalerie. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic würdigt den architektonischen Zeitgeist, der die Zeilgalerie hat entstehen lassen und wirft einen kritischen Blick auf das, was folgt.
Die Straßen Frankfurts verändern ihr Gesicht unaufhaltsam. Nun ist sie abgerissen, die Zeilgalerie. Entstanden in den 90ern, genau genommen 1992, wurde das Gebäude dem Baulöwen Schneider in der Deutung mehr zugeschrieben als den architektonischen Urhebern Kramm und Strigl aus Darmstadt.

Die Zeilgalerie war ein architektonischer signifikanter Wurf einer Zeit, die sich im demokratischem Bauen manifestierte - der Darmstädter Schule. Der wichtigste Verfasser und Repräsentant des demokratischen Bauens wurde der Architekt Günther Behnisch, der in Darmstadt von 1967 bis 1987 als ordentlicher Professor Entwerfen, Industriebau und Baugestaltung lehrte.

Das demokratische Bauen hat sich in Frankfurt nicht durchgesetzt. Durch die Museumsbauten in Frankfurt erwuchs aber inmitten der Stadt ein zeitgeschichtliches Kaleidoskop architektonischer Vielfältigkeit. In den 90er Jahren war Frankfurt am kulturellem und architektonischen Höhepunkt angelangt.

In diesem Kontext entstand die Zeilgalerie. Es sollte die erste Einkaufspassage werden, die durch eine Rampe über alle Geschosse erschlossen wurde. Dabei verlor sich die Durchlässigkeit des räumlichen Eindrucks erst durch eine später eingebaute Rolltreppenanlage. Die verglaste Überdachung blieb in der Erschließung dennoch analog der klassischen Passagen aus der Architekturgeschichte allgegenwärtig. Geschickt wurde in der Finanzierung für die Bank der Luftraum der vermietbaren Fläche zugeschlagen.

Einiges später sollte das Kartenhaus des Bauunternehmers Jürgen Schneider in sich zusammen fallen und Handwerker unbezahlt bleiben. Einige von Ihnen gingen in die Insolvenz. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, fasste den damaligen Ist-Zustand durch ein einziges Wort epochal zusammen: Peanuts.

Gute Architektonische Konzepte kosten Geld. Das hat sich mittlerweile bis in die oberen Chefetagen rumgesprochen. Weniger bekannt ist, dass mittelmäßige bis schlechte architektonische Konzepte nicht minder kosten. Jetzt zum Beispiel wird ein echtes Zeitdokument durch ein gefälliges bauliches Konzept mit leuchtendem Fassadenabschluss dahinter liegender noch belangloserer umbauter Räumlichkeiten ersetzt. Das kostet die Stadt ein weiteres Zeitdokument und die Investoren einen weiteren Versuch die maximale Rendite herauszuschlagen.

Die ursprüngliche Zeilgalerie war im Erdgeschoss und in den ersten Obergeschossen übrigens gut vermietet. Die oberen Stockwerke standen dagegen weitestgehend leer. Wenige wollten die 750 lange Rampe bis zum bitteren Ende gehen. Nun entsteht ein klassischer Erweiterungsbau für das angrenzenden Kaufhaus. Erweitert werden die oberen Stockwerke des Kaufhauses durch den neuen Bau. Nur der Sockelbereich mit den ersten beiden Obergeschoss werden autark durch das Erdgeschoss erschlossen.

Die Fassade zum Erweiterungsbau, der Kaufhof, hat bereits jede zeitgeschichtliche Charakteristika durch diverse Umbauten verloren. Darin wird sich die neu zu errichtende Fassade gekonnt einreihen. Architektur bleibt auch immer die Perspektive des Betrachters. Ein signifikantes Stahlwerk mit rot gestrichenen Stahlverbund-Hohlprofilen wird durch ein Brettspiel ersetzt: Geh' nicht über Los. Gehe direkt ins Gefängnis und ziehe keine 4000 Euro ein.
2. März 2017
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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