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Zwischenruf von Ursula auf der Heide
Schluss mit Rotlicht- und Sozialromantik!
In ihrem Zwischenruf fordert die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Ursula auf der Heide, mehr Unterstützung für Prostituierte. Die Politik dürfe sich nicht scheuen, sich mit Fachkundigen zusammenzusetzen.
Prostitution hat sich gravierend verändert, auch in Frankfurt.
Der überwiegende Teil der Frauen und jungen Männer, die sich in Frankfurt prostituieren stammt heute aus Rumänien und Bulgarien. Auf deren sichtbar prekäre, ja menschenunwürdige Arbeits- und Lebenssituation reagiert die sonst für soziale Schieflagen scheinbar so sensible Bevölkerung Frankfurts aber kaltschnäuzig und ignorant. Bin ich eigentlich die Einzige, die ein starkes Unbehagen verspürt, wenn touristische Gruppen durch Laufhäuser und Dealertreffs latschen?
Wer hat die "vorgeführten" Menschen gefragt? Der Laufhausbetreiber denkt über den Erlass der Raummiete nach - geht's noch?
Man muss der TCF [Tourismus + Comngress GmbH] fast dankbar sein für diese unsägliche Broschüre. So wird endlich über das Thema gesprochen.
Ich meine, es ist höchste Zeit kommunalpolitisch zu handeln.
Frankfurt sollte nicht "Europas größter Puff " sein, sondern Vorreiterin für eine diskriminierungsfreie und mutige Prostitutionspolitik werden. Fachleute, Institutionen und Nichtregierungsorganisationen, die im und mit dem Milieu arbeiten, fordern schon lange politische Unterstützung ein. Zwar ist es nicht so, dass die Kommune nichts unternommen hätte. Nachtbus, Unterstützung von Hilfsorganisationen, Streetworking, aber auch Interventionen durch das Ordnungsamt gab und gibt es. Diese Maßnahmen erreichen aber oft die Menschen nicht mehr.
Es ist für mich ein großer Erfolg, dass mit dem schwarz-rot-grünen Koalitionsvertrag jetzt die Grundlage für kommunalpolitisches Handeln geschaffen worden ist.
Sicher ist: Weder Rotlicht- noch Sozialromantik, die entweder das Milieu sträflich verklärt oder alle Prostituierten in paternalistischer Weise zu Opfern erklärt, noch Verbote helfen.
Auch Denkverbote sollte man vermeiden. Es gilt die Balance zu finden zwischen einem diskriminierungsfreien und weltoffenen Umgang mit Sexarbeit, gleichzeitiger Sicherung humanitärer Standards und Verhinderung von Ausbeutung und Straftaten. Vor dem Inkrafttreten des Prostitutionsschutzgesetzes im Juli 2017 sollten Umsetzungsvorschläge auf dem Tisch liegen, die dem Rechnung tragen.
Wer die Situation der Prostituierten verbessern will, der muss Fachleute und Akteure vor Ort konsultieren. Ein Arbeitskreis Prostitution mit städtischer Beteiligung und Unterstützung, das ist der richtige Weg. Ich hoffe auf praxistaugliche Vorschläge aus diesem Gremium und mutige Stadtpolitik, die bereit ist neue Wege zu erproben.
Und wer Prostituierte schützen will, der muss dafür auch Geld ausgeben. Sanitäre Mindeststandards, Rückzugs- und Schutzräume, Gesundheits- und Rechtsberatung z.B. werden Geld kosten. Deshalb muss auch darüber nachgedacht werden, ob und wie die erforderlichen Mittel z.B. über eine Gebührenordnung aus der Branche generiert werden können. Dort werden enorme Summen erwirtschaftet. Es muss allerdings ausgeschlossen werden, dass SexarbeiterInnen weiter unter Druck kommen.
Der überwiegende Teil der Frauen und jungen Männer, die sich in Frankfurt prostituieren stammt heute aus Rumänien und Bulgarien. Auf deren sichtbar prekäre, ja menschenunwürdige Arbeits- und Lebenssituation reagiert die sonst für soziale Schieflagen scheinbar so sensible Bevölkerung Frankfurts aber kaltschnäuzig und ignorant. Bin ich eigentlich die Einzige, die ein starkes Unbehagen verspürt, wenn touristische Gruppen durch Laufhäuser und Dealertreffs latschen?
Wer hat die "vorgeführten" Menschen gefragt? Der Laufhausbetreiber denkt über den Erlass der Raummiete nach - geht's noch?
Man muss der TCF [Tourismus + Comngress GmbH] fast dankbar sein für diese unsägliche Broschüre. So wird endlich über das Thema gesprochen.
Ich meine, es ist höchste Zeit kommunalpolitisch zu handeln.
Frankfurt sollte nicht "Europas größter Puff " sein, sondern Vorreiterin für eine diskriminierungsfreie und mutige Prostitutionspolitik werden. Fachleute, Institutionen und Nichtregierungsorganisationen, die im und mit dem Milieu arbeiten, fordern schon lange politische Unterstützung ein. Zwar ist es nicht so, dass die Kommune nichts unternommen hätte. Nachtbus, Unterstützung von Hilfsorganisationen, Streetworking, aber auch Interventionen durch das Ordnungsamt gab und gibt es. Diese Maßnahmen erreichen aber oft die Menschen nicht mehr.
Es ist für mich ein großer Erfolg, dass mit dem schwarz-rot-grünen Koalitionsvertrag jetzt die Grundlage für kommunalpolitisches Handeln geschaffen worden ist.
Sicher ist: Weder Rotlicht- noch Sozialromantik, die entweder das Milieu sträflich verklärt oder alle Prostituierten in paternalistischer Weise zu Opfern erklärt, noch Verbote helfen.
Auch Denkverbote sollte man vermeiden. Es gilt die Balance zu finden zwischen einem diskriminierungsfreien und weltoffenen Umgang mit Sexarbeit, gleichzeitiger Sicherung humanitärer Standards und Verhinderung von Ausbeutung und Straftaten. Vor dem Inkrafttreten des Prostitutionsschutzgesetzes im Juli 2017 sollten Umsetzungsvorschläge auf dem Tisch liegen, die dem Rechnung tragen.
Wer die Situation der Prostituierten verbessern will, der muss Fachleute und Akteure vor Ort konsultieren. Ein Arbeitskreis Prostitution mit städtischer Beteiligung und Unterstützung, das ist der richtige Weg. Ich hoffe auf praxistaugliche Vorschläge aus diesem Gremium und mutige Stadtpolitik, die bereit ist neue Wege zu erproben.
Und wer Prostituierte schützen will, der muss dafür auch Geld ausgeben. Sanitäre Mindeststandards, Rückzugs- und Schutzräume, Gesundheits- und Rechtsberatung z.B. werden Geld kosten. Deshalb muss auch darüber nachgedacht werden, ob und wie die erforderlichen Mittel z.B. über eine Gebührenordnung aus der Branche generiert werden können. Dort werden enorme Summen erwirtschaftet. Es muss allerdings ausgeschlossen werden, dass SexarbeiterInnen weiter unter Druck kommen.
16. September 2016, 15.45 Uhr
Ursula auf der Heide
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