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Foto: Laura Zachmann
Foto: Laura Zachmann

Jugendliche Flüchtlinge in Frankfurt

Neubeginn auf Zeit

Im Jahr 2014 kamen 10.400 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland an. Im Valentin-Senger-Haus in Unterliederbach finden sie Hilfe. Staatssekretärin Bernadette Weyland hat die Jugendlichen besucht.
In der Turnhalle des Valentin-Senger-Hauses geht es heute laut zu. Rhythmische Trommelschläge schallen durch den Raum. Neun Jugendliche sitzen dort auf Bänken und schlagen mit den Händen auf große, bunt bemalte Trommeln. Andere Jugendliche stehen an der Seite, wippen oder klatschen im Takt mit. Auch Bernadette Weyland (CDU) nimmt teil. Die Staatssekretärin und ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin hat die minderjährigen Flüchtlinge am Freitagmittag besucht und sie in ihrer vorübergehenden Heimat willkommen geheißen. Angeleitet wird die Trommelgruppe von Mohammed Fariat-Otting. Das Freizeitangebot des pädagogischen Mitarbeiters ist nur eines von vielen, das die Jugendlichen hier im Aufnahmeheim wahrnehmen können.

Im Valentin-Senger-Haus der AWO finden unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge Schutz und Unterstützung. 58 Plätze für Jugendliche und Kinder zwischen 8 und 17 Jahren bietet das Aufnahmeheim in Unterliederbach. „Die meisten Jugendlichen, die zu uns kommen, sind zwischen zwölf und 17 Jahren“, sagt Leiterin Yvonne Drill-Bachhuber. Die Leiterin und ihre 30 Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Flüchtlinge. Dazu gehört auch das sogenannte Clearingverfahren. Hierbei wird die Identität der Jugendlichen geklärt. Außerdem wird nach Familienangehörigen gesucht und die gesundheitliche Versorgung gewährleistet. Besonders wichtig sei es, zu den Jugendlichen Vertrauen aufzubauen, damit sie sich den Mitarbeitern öffnen können. Ein gewisser Anteil der Pädagogen spricht auch die Sprachen der Flüchtlinge. „Alle haben eine lange, schwierige Reise hinter sich. Viele von ihnen sind traumatisiert“, erklärt Bachhuber. Ziel ist es außerdem, den Jugendlichen Anschlusshilfe zu geben und sie beispielsweise in einer betreuten Wohngruppe unterzubringen.
Nach dem Trommelkonzert verteilt Weyland Fußbälle an die Jugendlichen, worüber sich vor allem die Jungs sichtlich freuen. Fußball ist auch hier sehr beliebt. Während die einen so aussehen, als wüssten sie nicht genau, was sie von dem Besuch halten sollen, unterhalten sich andere mit der Staatssekretärin. Ein 16-jähriges Mädchen ist erst seit drei Wochen in der Einrichtung und seitdem in der Trommelgruppe dabei. Weyland will mit ihrem Besuch auf das Heim aufmerksam machen. „Das ist eine Einrichtung, die schon dauerhaft gute Arbeit macht, keine Neuerscheinung“, sagt sie. Sie habe großen Respekt vor der Arbeit der Pädagogen und der ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (kurz: UMF) ist laut des Bundesfachverbands UMF im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr um etwa 45 Prozent auf 10.400 gestiegen. Auch Hessen gehört zu den zugangsstärksten Bundesländern. Jugendliche aus 24 Nationalitäten waren im vergangenen Jahr im Valentin-Senger-Haus untergebracht, die meisten von ihnen kommen aus Eritrea, Äthiopien, Afghanistan und Somalia. Das sorge auch für Konflikten untereinander, erzählt Gruppenleiterin Aliya Sulaman. Sie versuche zwischen den Jugendlichen zu vermitteln und ihnen beizubringen, dass sie auch außerhalb der Einrichtung nicht nur positive Erfahrungen machen werden. Als besondere Bezugsperson vertrauen ihr die Jugendlichen. „Viele von ihnen haben Angst, später in Gegenden zu wohnen, in denen wenige Ausländer leben“, sagt sie. Sonst erlebt sie hier die ganz alltäglichen Probleme von pubertierenden Jugendlichen. Eifersucht ist ein Thema und wenn um 22 Uhr die Lichter ausgemacht werden sollen, wird auch hier erstmal diskutiert.

Im Durchschnitt bleiben die Jugendlichen rund 100 Tage in der Einrichtung, bevor sie in eine geeignete Unterkunft verlegt werden. Wenn sie die Einrichtung verlassen, ist das für viele ein trauriger Abschied, da sie hier erste Kontakte und Freundschaften geknüpft haben. „Das ist ein schwieriges Thema, aber das müssen wir professionell angehen“, erklärt Leiterin Bachhuber. Zum Abschied gebe es traditionell eine kleine Party, damit sich alle Jugendlichen voneinander verabschieden können. „Wir versuchen, so transparent wie möglich mit dem Thema umzugehen und erklären den Jugendlichen immer wieder, dass sie nur für eine bestimmte Zeit hier leben werden“, sagt Bachhuber.

Auch ein Junge aus Guinea hat in der Turnhalle getrommelt. Auf die Frage, was er sonst in seiner Freizeit macht und was ihm hier besonders viel Spaß macht, antwortet der 17-Jährige strahlend: „Alles!“

>> Hinweise, wie Sie Flüchtlingen helfen könen, finden Sie hier.
 
31. August 2015, 11.03 Uhr
Laura Zachmann
 
 
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