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Schwarz-grüne Anbanzerung

wagner_bocklet_banzer

In Frankfurt sind sich Schwarz und Grün ja nicht so spinnefeind. Zur Begründung für dieses Bündnis attestieren sich beide Parteien stets Pragmatismus und Realitätssinn, der sich himmelweit von der Politik der a) Al-Wazir-Grünen oder b) der Koch-CDU unterscheide. So gesehen brauchte es wahrscheinlich ein Duell wie jenes gestern Abend, bei dem Hessens Kultusminister Jürgen Banzer (CDU) und der Landtagsabgeordnete Matthias Wagner (Grüne) aufeinandertrafen. Der Ort des Duells: das Internationale Theater, das zugleich noch die doppelte Ironie mitbringt, dass es neben der CDU-Kreisgeschäftsstelle liegt, die wiederum einen Katzensprung von der Grünen Straße entfernt ist. Sei's drum, über die Sache sollte geredet werden, so der Moderator und Grünen-Direktkandidat Marcus Bocklet. Und so war's dann auch. Im Publikum: vielleicht ein Drittel Christdemokraten, zwei Drittel Grüne, der Rest noch unentschieden. Wen wollte man also hier überzeugen? Jürgen Banzer müht sich. Spricht lieber übers große Ganze als übers Detail. Redet vom Wohl des einzelnen Kindes und versucht die Debatte um die Dreigliedrigkeit zu umgehen. Und beweist eine Schlagfertigkeit, die man ihm gar nicht ansieht. "Ich werde Hauptschule solange anbieten, wie sie nachgefragt wird", sagt er salomonisch. Nach einer Erwiderungseloge von Matthias Wagner entgegnet er schlicht: "Ach, er gibt mir doch recht." Und einem überengagierten, aufgebrachten Vater, der eine UN-Konvention zum gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern ins Spiel bringt und sich über einen bislang nicht beantworteten Offenen Brief beschwert, entgegnet der Minister: "Offene Briefe beantworte ich grundsätzlich nicht - wer die schreibt, will sich ja vor allem selber lesen."

Natürlich kommt vieles von dem, was Banzer sagt, nicht gut an bei zwei Dritteln des Publikums. Doch es sind vor allem diese beiden Punkte Dreigliedrigkeit und gemeinsamer Unterricht, an denen sich die Debatte entzündet. Dass Hessen mehr Lehrer, kleinere Klassen, bessere Schulgebäude, Ganztagsschulen etc. pp. braucht, da sind sich Wagner und Banzer eigentlich einig. Die Frage, warum die CDU solch famose Dinge dann in den vergangenen zehn Jahren ihrer Regierungszeit nicht eingeführt hat, bleibt aber ungestellt. Vielleicht soll man ja in Zeiten wie diesen lieber nach vorn schauen. Und da gibt es durchaus interessante Überschneidungen, jedenfalls abseits der ideologischen Debatten. "Ich denke viel weniger an den Untergang des Abendlandes als Sie", entgegnet Banzer einmal. Und Wagner antwortet: "Sollten wir also in Wirklichkeit mitten im bürgerlichen Lager stehen?" Banzer: "Noch ein paar Veranstaltungen wie diese und wir sind soweit."

PS: Nur an ihrer Grammatik sollten die beiden Bildungsexperten Banzer und Wagner noch arbeiten. Sie vergessen immer die Artikel vor Wörtern wie Schule oder Politik. Schule muss dies... Politik kann nicht ... so geht es die ganze Zeit. Andererseits: schon wieder eine Gemeinsamkeit.

PPS: Wenn Sie gedacht haben, in diesem Artikel käme inhaltlich was rüber, tut mir das leid. Doch die Floskeln die sich die beiden Politiker hin- und herreichten, können Sie auch in den Wahlprogrammen von CDU und Grünen nachlesen.
 
10. Januar 2009, 16.27 Uhr
Nils Bremer
 
 
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