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Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Neue Schau in der Kunsthalle

Und dann kommt die Schirn und sagt ... "Peace!"

Die Schirn Kunsthalle widmet sich mit zwölf künstlerischen Positionen dem Frieden in der Kunst. Das ist so spannend wie ungewöhnlich - denn es bricht mit der künstlerischen Tradition mit Gewalt Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Philipp Demandt, Direktor der Schirn Kunsthalle, sagt, erst vor zwei Wochen sei ihm eine Ausstellung angetragen worden mit dem Titel "Das Maschinengewehr in der Kunst des 20. Jahrhunderts". Und als er noch in Berlin wirkte habe man darüber nachgedacht über "Die Kettensäge in der Kunst" eine Ausstellung zu machen. Gewalt sei in der Kunst eben allgegenwärtig. "Und jetzt kommt die Schirn und sagt ... 'Peace!'", so Demandt, der das Auffahren von zwölf Künstlern, darunter auch Stars wie der Schriftsteller Michel Houellebecq nicht als, wie es eine Zeitung schrieb, "absurde PR-Aktion" verstanden wissen. Demandt, der auch das Städel leitet, erinnert vielmehr an ein Bonmot eines seiner Vorgänger im Jahre 1905: "Wenn frankfurt fährt, fährt es vierspännig." So soll es Ludwig Justi gesagt haben und gewiss zählt das auch noch heute.

Trotz der prominenten künstlerischen Positionen nimmt sich die Ausstellung aber zurück, setzt auf Fragen, denn auf Antworten, was denn Frieden ist und wie er funktionieren kann. Helmut Müller vom Kulturfonds, neben der Marschner-Stiftung einer der beiden Hauptsponsoren der Schau, meint: "Wir können ja gerade beobachten wie Frieden an vielen Stellen der Welt zerstört wird." Und doch sei man nur Zuschauer.

Für den Kurator der Ausstellung, Matthias Ulrich, war die Frage, ob die Zeit denn reif, ob die Zeit denn richtig sei für eine Peace-Ausstellung lange Zeit unbeantwortet. Struktur nahm sie im Austausch mit dem Künstler Doug Aitken an, der seine E-Mails, ganz Kalifornier, der er ist, stets mit "Peace!" signierte. "Es erschien mir fortan nicht mehr trivial über eine solche ausstellung nachzudenken", so Ulrich. Der Kurator hat dabei auch mit einigen alten Bekannten gearbeitet - David Foster Wallace etwa, dem er mit unendlicher Spaß schon einmal eine Sommerschau in der Schirn widmete. Dessen Vortrag "This is water" habe ihn inspiriert - und ist nun in "Peace" integriert.


Vortrag tausendmal gehört

"Die Schau", so Ulrich, "soll ein Anstoß sein, über dieses Thema nachzudenken. Die Werke sollen die Frage provozieren: Was hat das mit Frieden zu tun?" Da sind die Pflanzenwelten von Isabel Lewis, die jetzt am Wochenende von ihr nach und nach mit Leben gefüllt werden – auch mit der Unterstützung der Besucher, eine expanded performance unter dem traditionellen Titel "Occasions". Die Schirn gibt dabei übrigens auch ihre Rückwand und damit den Blick auf den Dom frei - auch mal schön:




Minerva Cuevas setzt sich in einem Mix aus Produktdesign und Corporate Identity kritisch mit den Entwicklungen in der Herstellung und dem weltweiten Vertrieb von Nahrungsmitteln sowie dem Umgang mit natürlichen Ressourcen auseinander. Beispiel Wasser: Statt dem Wort „Evian“ prangt auf dem Label des gleichnamigen Trinkwassers „Égalité“ (Gleichheit), womit Cuevas die aggressiven Vermarktungstaktiken globaler Unternehmen wie Danone oder Nestlé anprangert:




Jan de Cock und sein Team sind bereits vor deren Beginn in Frankfurt gewesen, um neue monumentale Betonskulpturen als Barrikaden im öffentlichen Raum zu platzieren und diese Skulpturen und ihre Umgebung zu fotografieren. Die fotografischen Kompositionen werden unter anderem für eine kostenlose Zeitung verwendet, die zur Mitnahme ausliegt:




Michel Houellebecqs Faible für Hunde konkretisierte sich in einer Ausstellung in Paris im vergangenen Jahr mit einer Art Gedenkraum, der seinem verstorbenen Corgi gewidmet war. Fotos des 2011 gestorbenen Hundes sowie Hundeaquarelle (gemalt von Houellebecqs ehemaliger Partnerin, der Künstlerin Marie-Pierre Gauthier), Hundespielzeug, eine Dia-Show, zu der Iggy Pop einen Auszug aus Houellebecqs Vision einer geklonten Gesellschaft, Die Möglichkeit einer Insel, liest, geben einen intimen Einblick in den privaten Menschen Houellebecq und in eine Idee der absoluten Liebe, der der Schriftsteller und Dichter Zeit seines Lebens auf der Spur ist. Nun zu sehen auch in der Schirn:




Ed Fornieles hingegen widmet sich mit sozialen Konzepten wie Authentizität und Identität und hinterfragt sie mit inszenierten Online- und Offline-Events oder performativen Sitcoms, die als Plattformen für manipulierte Begegnungen zwischen realen Menschen fungieren. Er bringt Technologie und Humanismus zusammen, wie Ulrich erklärt:



Kurzum, eine sehenswerte, farbenfrohe, wie nachdenklich stimmende Schau, die da heute Abend mit einem großen Sommerfest in der Schirn eröffnet wird. Peace out ...


 
30. Juni 2017, 11.47 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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