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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Ist die EZB sexy?
Unsere Kolumnistin sieht im Neubau der Europäischen Zentralbank ein Phallussymbol, das am Besten unter einem Rock verschwinden sollte wie jener blechtrommelnde Oskar Matzerath in der Geschichte von Günter Grass.
Meine Kolumne heißt No Sex in the City, weil ein namhafter, in Mailand ansässiger Designer, für den ich einmal tätig war, Entwürfe in "sexy" und "not sexy" unterschied. Von meinen Arbeitskollegen in Mailand konnte ich erfahren, dass Zaha Hadid die Arbeit Ihrer Mitarbeiter mehr in "fuck" und "fuck" durchdekliniert. Prinzipiell werden wohl in London die Projekte verbal durchgefickt, bis sie den internationalen Standards auch genügen.
Das sollte als Blick in die große weite Welt genügen, um zu verstehen, dass wir in Frankfurt längst Teil dieser Welt geworden sind. Mich erstaunt daher nicht, dass Coop Himmelblau für die EZB formal ein erigiertes Glied als durchschlagendes Element im großen Ganzen wählte, das nun auf Martin Elsässers Dach der Großmarkthalle liegt. Sollte es eine weibliche und eine männliche Architektur geben, fehlt hier eindeutig das Feminine, das Glied bis zur Unkenntlichkeit umschließende. Besser sollte das Gebäude unter einen Rock schlüpfen wie Oskar Matzerath unter den seiner Großmutter Anna, um zu flüchten vor Finanzkrisen und der Frankfurter Skyline.
Auch dem ursprünglich eleganten Deutschen-Bank-Türmen an der Taunusanlage wurde eine Durchdringung verpasst, das ein Tor sein will und doch keines ist. Man könnte schlecht gelaunt urteilen, es fehle viel, dazu noch die Skulptur von Max Bill. Der Künstler Max Bill war ein Protagonist der Schule des Konkreten. Das Konkrete wurde nun für eine undefinierbare Platzgestaltung auf die Rückseite der Anlage verlegt. Sicherlich, der Pilz als Sockel der Türme mutete schon immer den Betrachter merkwürdig an. So sind die Entwürfe der 70er. Manches daraus entzieht sich unserem heutigem Verständnis. Die ursprüngliche Eingangshalle wäre aber sicherlich in ein paar Jahren unter Denkmalschutz gestellt worden, wenn sie nicht im Zuge der Sanierung einer Eventfläche mit einer großen Discokugel in der Mitte geopfert worden wäre. Wer den Ort nicht kennt, sollte sich Martin Sonneborn für die heute-show ansehen wie er Weisheiten aus einer der Epizentren der Finanzwelt und andere Dummheiten dort empfängt:
Natürlich geht immer auch um viel Geld und große Namen bürgen für Inhalte, die wir einfachen Menschen vergeblich suchen. Gerade deswegen ist es nur verständlich, warum nicht einem der Planungs- und Baubeteiligten der Gedanke kam, dass schräg verbautes Glas naturgemäß Dreck anzieht und sich dieser auf der Oberfläche sammelt. Wir werden daher keinen einzigen Tag in Frankfurt erleben, an dem die EZB glänzen wird. Man kann nur hoffen, dass das kein schlechtes Omen für Europa ist.
Bevor aber die Hoffnung in Europa stirbt, und die stirbt bekanntlich zuletzt, sollten große und kleine Bauaufgaben wieder offen, auch in anonymen Wettbewerben ausgelobt werden. So war das früher und das war im Ergebnis besser.
Das sollte als Blick in die große weite Welt genügen, um zu verstehen, dass wir in Frankfurt längst Teil dieser Welt geworden sind. Mich erstaunt daher nicht, dass Coop Himmelblau für die EZB formal ein erigiertes Glied als durchschlagendes Element im großen Ganzen wählte, das nun auf Martin Elsässers Dach der Großmarkthalle liegt. Sollte es eine weibliche und eine männliche Architektur geben, fehlt hier eindeutig das Feminine, das Glied bis zur Unkenntlichkeit umschließende. Besser sollte das Gebäude unter einen Rock schlüpfen wie Oskar Matzerath unter den seiner Großmutter Anna, um zu flüchten vor Finanzkrisen und der Frankfurter Skyline.
Auch dem ursprünglich eleganten Deutschen-Bank-Türmen an der Taunusanlage wurde eine Durchdringung verpasst, das ein Tor sein will und doch keines ist. Man könnte schlecht gelaunt urteilen, es fehle viel, dazu noch die Skulptur von Max Bill. Der Künstler Max Bill war ein Protagonist der Schule des Konkreten. Das Konkrete wurde nun für eine undefinierbare Platzgestaltung auf die Rückseite der Anlage verlegt. Sicherlich, der Pilz als Sockel der Türme mutete schon immer den Betrachter merkwürdig an. So sind die Entwürfe der 70er. Manches daraus entzieht sich unserem heutigem Verständnis. Die ursprüngliche Eingangshalle wäre aber sicherlich in ein paar Jahren unter Denkmalschutz gestellt worden, wenn sie nicht im Zuge der Sanierung einer Eventfläche mit einer großen Discokugel in der Mitte geopfert worden wäre. Wer den Ort nicht kennt, sollte sich Martin Sonneborn für die heute-show ansehen wie er Weisheiten aus einer der Epizentren der Finanzwelt und andere Dummheiten dort empfängt:
Natürlich geht immer auch um viel Geld und große Namen bürgen für Inhalte, die wir einfachen Menschen vergeblich suchen. Gerade deswegen ist es nur verständlich, warum nicht einem der Planungs- und Baubeteiligten der Gedanke kam, dass schräg verbautes Glas naturgemäß Dreck anzieht und sich dieser auf der Oberfläche sammelt. Wir werden daher keinen einzigen Tag in Frankfurt erleben, an dem die EZB glänzen wird. Man kann nur hoffen, dass das kein schlechtes Omen für Europa ist.
Bevor aber die Hoffnung in Europa stirbt, und die stirbt bekanntlich zuletzt, sollten große und kleine Bauaufgaben wieder offen, auch in anonymen Wettbewerben ausgelobt werden. So war das früher und das war im Ergebnis besser.
23. April 2015, 11.28 Uhr
Ana Marija Milkovic
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