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Foto: Kyle Bean/MAK
Foto: Kyle Bean/MAK

Handy-Ausstellung im Museum Angewandte Kunst

Vom Hamstern und Hipstern

Vom klobigen Gerät zum smarten Alleskönner – das Museum Angewandte Kunst widmet unserem liebsten Alltagsgegenstand eine Schau: dem Handy. Die Idee stammt von einem Forschungsprojekt zur Konsumästhetik.
Kaum vorstellbar mit welchen Handys wir früher einmal durch die Gegend liefen – tragbare Telefonzellen mit klobigen Antennen. Nicht schlimm genug, dass es Anfang der 90er-Jahre kaum Empfang gab, sobald man ein Gebäude oder gar einen unterirdischen Bahnstein betrat. Auch konnte man mit den Mobiltelefonen tatsächlich nur Eines tun: telefonieren. Keine SMS, keine Fotos und erst recht keine Apps. Glücklicherweise gehören diese dunklen Tage der Vergangenheit an – ebenso wie Telefonzellen. Obwohl hier wohl noch das ein oder andere Überbleibsel aus der Vergangenheit herumsteht. Heute ist das Handy nicht mehr wegzudenken. Es bestimmt unser Handeln und unsere Kommunikation wie kein anderes Gerät. Es ist Fotoapparat, Modeaccessoire, Computer, Terminkalender und Videoscreen. Aber es hat auch mehr Schattenseiten als wir uns eingestehen wollen. Nur um einmal drei Schlagworte zu nennen: Handy-Sucht, Elektroschrott-Müllberge, Überwachung.

Das Museum Angewandte Kunst widmet dem Mobiltelefon nun eine ganze Schau. „Hamster-Hipster-Handy – Im Bann des Mobiltelefons“ heißt sie, benannt nach zwei gegensätzlichen Leitfiguren des Handy-Kults. Denn um die Jahrtausendwende wurden Handystrahlentests an Nagetieren durchgeführt. Es sollten mögliche Schäden für das menschliche Gehirn, das Gehör sowie die Nervenbahnen getestet werden. Somit symbolisiert der Hamster die negativen Auswirkungen des Mobiltelefons auf das menschliche Leben. Ihm gegenüber steht die Kunstfigur des Hipsters. Er repräsentiert eine neue Kultur der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten sowie der narzisstischen Selbstdarstellung. Ob man hier von einer positiven Auswirkung sprechen kann, sei dahingestellt – jedenfalls ist es ein anderer Aspekt der Thematik. Die Idee dazu entstand aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Goethe-Uni sowie der Universitäten Münster und Karlsruhe, das den Titel „Konsumästhetik. Formen des Umgangs mit käuflichen Dingen“ trug. Das Projekt wurde von der Volkswagenstiftung finanziert, ebenso wie die Ausstellung.

„Es werden um die 200 Exponate zu sehen sein, in unterschiedlichsten Medien und auf unterschiedlichsten Bildträgern“, erzählt Birgit Richard, eine von vier Kuratoren. Gezeigt werden Fotografien, interaktive Installationen, Videokunst, Malerei sowie Street-Art von bildenden Künstlern und Designern. Ergänzt werden die Kunstwerke durch echte Artefakte aus der Handy-Steinzeit. Uralte Geräte, die den einen oder anderen vielleicht schmunzeln lassen – weil er selbst vor einer halben Ewigkeit ein solches Gerät besaß. Die Objekte stammen aus dem Jugendkulturarchiv Frankfurt sowie der Privatsammlung Birgit Richard.

Aber es wird nicht nur unterhaltsam sondern auch politisch. Etwa wird das Smartphone als politisches Instrument und Zeichen gegen Gewalt und Zensur thematisiert, am Fall von Künstler Ai Weiwei. Darüber hinaus steht auch das Thema Überwachung im Fokus. „Dazu gibt es einige künstlerische Arbeiten, etwa von Florian Mehnert. Er hat Bilder aus Überwachungskameras zu einer Installation zusammengestellt“, so die Kuratorin. Umwelt-Aspekte werden ebenfalls in der Ausstellung behandelt. Denn das Mobiltelefon trägt zur Veränderung der Natur bei, beispielsweise durch unzählige Handymasten. Und es steht für einen sorglosen Umgangs mit Ressourcen und für mangelnde Nachhaltigkeit – davon zeugen Elektroschrott-Müllberge in Westafrika oder Indien. Kadmium, Quecksilber und Blei gefährden hier die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt stark. „Wir setzen das Thema Umwelt ganz unterschiedlich um. Zum Beispiel zeigen wir alternative Smartphoneprojekte, die nachhaltig mit Ressourcen umgehen“, erzählt Birgit Richard. Gegliedert ist die Ausstellung nach drei Schwerpunkten: das mobile Telefon im Alltag aus künstlerischer Sicht, Selbstdarstellung wie Selfies und Lifelogging sowie neue visuelle Formen und Bildwelten.

„Die größte Schwierigkeit war es, die vielen unterschiedlichen Medien zu integrieren“, berichtet Richard von der Konzeption. Dennoch konnten alle Ideen umgesetzt werden, und das obwohl die Schau nicht im Museum Angewandte Kunst entwickelt wurde, sondern an der Goethe-Uni. Mit dem Ergebnis sei die Kuratorin sehr zufrieden. „Alle Exponate wurden sehr sorgsam und mit Herzblut ausgewählt.“Christina Weber

>> „Hamster-Hipster-Handy – Im Bann des Mobiltelefons“ vom 25. April bis 5. Juli im Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17; Eintritt: 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
 
24. April 2015, 11.11 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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