Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Das Flüstern der Stadt

Zwei Frankfurterinnen und ihr Barcelona-Krimi

Bekannt wurde Rosa Ribas durch ihre Frankfurt-Krimis. Doch für ihr neuestes Werk begab sie sich mit Sabine Hofmann auf eine Zeitreise in das Barcelona der 50er-Jahre. Jetzt lesen die beiden Autorinnen um im Instituto Cervantes.
„Da lag Marion. Blond, üppig, hellhäutig und tot“. So beginnt „Das Flüstern der Stadt“, der neueste Krimi der Frankfurterin Rosa Ribas. Diesmal hat sich die Autorin für ihr Werk Unterstützung geholt. Gemeinsam mit der Sprachwissenschaftlerin Sabine Hofmann, die sie während ihrer Arbeit an der Frankfurter Universität kennenlernte, tauchte Ribas ab in die düstere Zeit des Franco-Regimes und recherchierte ein düsteres Geschichtskapitel in Barcelona.

Genau dort wird das literarische Mordopfer, die Arztwitwe Mariona
Sobrerroca im Jahr 1952 aufgefunden. Die Nachwuchsjournalistin Ana Martí soll über die Polizeiermittlungen berichten, eine Riesenkarrierechance. Doch in das Weltbild Inspector Castros passt es nicht, mit einer Frau zusammenzuarbeiten, zumal er den Fall laut Order von oben schnell ad acta legen soll. Und dann ermittelt Ana Martí gemeinsam mit ihrer Cousine auch noch auf eigene Faust, was sie bis in die höchsten politischen Kreise unbeliebt macht.

Wie lebt man in einer Diktatur? Und welche Möglichkeiten hat man als Frau in einer Zeit, in der man den Ehemann um Erlaubnis fragen muss, wenn man arbeiten will? Das „Flüstern der Stadt“ ist weit mehr als ein Krimi, der Roman arbeitet ein Stück spanische Geschichte auf. „Es war die Gelegenheit, Licht in diese Zeit zu bringen, die sonst im Verborgenen lag“, sagt Rosa Ribas. „Die Franco-Zeit war die Zeit des Schweigens, des zwischen den Zeilen Lesens.“ Ribas und Hofmann lasen also zur Vorbereitung Geschichtsbücher, stöberten in Bibliotheken, schauten sich Kinowochenschauen auf Youtube an und führten zahlreiche Interviews, auch mit Rosa Ribas Eltern. „Über die 50er-Jahre ist bisher wenig geschrieben wurden“, sagt die Spanierin.

Wir treffen Rosa Ribas und Sabine Hofmann im „Els quatre gats“, einem Restaurant im Herzen Barcelonas, das schon Pablo Picasso besucht hat. „Hier habe ich meine Promotion gefeiert“, sagt Ribas, die eigentlich in der benachbarten Stadt Prat de Llobregat aufgewachsen ist. „Man bleibt hier immer ein bisschen ein Fremdkörper, wenn man aus der Peripherie kommt“, sagt die Wandlerin zwischen zwei Welten. In Barcelona kennt sie sich nach Frankfurt, wo sie seit 21 Jahren wohnt, am besten aus, darum wurde die katalanische Metropole auch zum Handlungsort ihres Buches.

„Ich bin immer dankbar für die Unterscheidung im Deutschen. Frankfurt ist mein Zuhause, aber mein Daheim ist immer noch hier. In Barcelona brauche ich weniger Schlaf, es ist auch einfacher, die Muttersprache zu sprechen, vielleicht liegt es daran.“ Vielleicht auch deshalb hat Rosa Ribas ihren Teil des Barcelonakrimis in Spanisch verfasst, während Sabine Hofmann in ihrer Muttersprache schrieb. Jeder übersetzte dann den Teil des anderen und überarbeitete den Text bis daraus ein flüssiges Ganzes wurde. „Wer was geschrieben hat, das verraten wir nicht“, sagt Sabine Hofmann und grinst. In Spanien ist „Don de lenguas“ längst im Handel erhältlich, ebenso wie das Nachfolgebuch, auf das man in Deutschland noch warten muss.

Seit anderthalb Jahren hat Rosa Ribas eine Wohnung in Barcelona. „Ich wollte mich hier nicht wie ein Tourist fühlen“, sagt sie und nimmt einen Schluck Cortado. Gleichzeitig fühlt sie sich in Frankfurt wohl. „Im Café Kante ist mein Büro“, gibt Rosa Ribas freimütig zu. „Vormittags muss ich aus der Wohnung. Wenn ich zuhause am Arbeitstisch sitze, schlafe ich ein. Tatsächlich habe ich im Café Kante die ersten Ideen für das Buch gesammelt.“ Wer Rosa Ribas also im Nordend beim Kaffee sieht, der kann sie dabei beobachten, wie sie mit dem Bleistift, ja tatsächlich
handschriftlich, ihre Kapitel schreibt. „Ich tippe das am gleichen Tag noch ab, habe aber auch ein Diktierprogramm.“

Die Autorinnen führen uns durch Barcelona, zeigen uns die Romanschauplätze, also auch die legendäre Bar Pastis, wo sich ihre Romanheldinnen betrunken haben, und berichten vor einem sehr schicken und harmlos wirkenden Hotel, dass sich hier in den 50ern ein Kommissariat befand. „In den Kellern wurde gefoltert, hier sind Menschen gestorben“, sagt Rosa Ribas. Wenn man den Namen des Ortes erwähnt, bekommen manche Leute noch heute eine Gänsehaut.“

Am Donnerstag, den 4. Dezember könnte es dieses Gänsehautgefühl auch geben, bei der Lesung aus "das Flüstern der Stadt".

>> Lesung aus „das Flüstern der Stadt“: Donnerstag, 4. Dezember um 19 Uhr, Instituto Cervantes, Staufenstraße 1.
 
2. Dezember 2014, 11.57 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Von frechen Arbeiten für „Hinz & Kunz“ bis hin zum Hörzu-Markenzeichen Mecki: Das Museum für Kommunikation widmet Comiczeichner und Maler Volker Reiche ab sofort eine eigene Werkschau.
Text: Gregor Ries / Foto: Bernd Kammerer
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
27. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Ja Panik
    Hafen 2 | 20.30 Uhr
  • Bosse
    Stadthalle | 20.00 Uhr
  • Melike Sahin
    Batschkapp | 19.00 Uhr
Nightlife
  • Gibson loves Saturdays
    Gibson | 23.00 Uhr
  • Garden Eden
    Fortuna Irgendwo | 22.00 Uhr
  • Music Hall Party
    Dorian Lounge – Airport Club | 21.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Main Orchester Frankfurt
    Bergkirche | 18.00 Uhr
  • Philharmonisches Staatsorchester Mainz
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
  • Trio E.T.A.
    Schloss Heiligenberg | 19.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Die Wunderübung
    Kellertheater | 20.30 Uhr
  • 50 Jahre Nelken-Revolution – 50 Jahre Demokratie
    Theater Willy Praml, Naxoshalle | 11.00 Uhr
  • Der kleine Prinz
    Velvets Theater | 20.00 Uhr
Kunst
  • Honoré Daumier
    Städel Museum | 10.00 Uhr
  • Kinderwelten – ein Blick in Mainzer Kinderzimmer in früherer Zeit
    Stadthistorisches Museum | 11.00 Uhr
  • Heinrich Hoffmann und sein Struwwelpeter
    Struwwelpeter-Museum | 11.00 Uhr
Kinder
  • Die kleine Zauberflöte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
  • Julie Völk
    Literaturhaus Frankfurt | 15.00 Uhr
  • Offene Werkstatt
    Junges Museum Frankfurt | 14.00 Uhr
und sonst
  • CiderWorld Frankfurt
    Gesellschaftshaus Palmengarten | 14.00 Uhr
  • Fraport Skyliners – TSV Quakenbrück
    Ballsporthalle – Süwag Energie Arena | 19.30 Uhr
  • Genuss- und Gartenfest Rhein-Main
    Schloss Heusenstamm | 10.00 Uhr
Freie Stellen