Von der Städelschule auf die Straßen

Favorisieren Teilen Teilen

red /

„Hit the road Jack“: Unter diesem Motto steht die Abschlussausstellung der Absolventen der Städelschule, die vergangene Woche eröffnet wurde. „Viele der heutigen Künstler sind auch Nomaden, reisen von Ausstellung zu Ausstellung, produzieren ihre Werke oft vor Ort anstatt im Atelier und passen sich den Gegebenheiten an, die sie vorfinden“, erklärte der Kurator der Ausstellung, Tobi Maier, das Konzept in seiner Einführung zur Ausstellung.


Der jährlich vergebene Absolventenpreis des Portikus e.V., der mit 2000 Euro dotiert ist, geht in diesen Jahr an Martin Hoener. In seinem Werk „Sinnbild der umgekehrten Vorstellung von Dir in meiner Seele“ hat er ein Bild mit der Rahmenhinterseite nach vorne gehängt, sodass das eigentliche Bild für den Betrachter nicht zu sehen ist. Die Jury hat es mit seiner überragenden Perfektion in der Ausführung überzeugt. „Die Arbeit ist in sich geschlossen, aber nicht hermetisch“, so die Jury. Er habe sich mit Intelligenz und Witz dem Ausstellungsort genähert, hieß es weiter.


In den vier Ausstellungsräumen des Städel-Anbaus in der Holbeinstraße sind die Werke der insgesamt 28 Absolventen zu besichtigen. Die Bandbreite reicht von ikonisiert-photorealistischen bis zu strikt konzeptualistischen Arbeiten. Dennoch fällt auf, dass sich die Mehrzahl der Exponate mit der Gegenwart und ihrer Darstellbarkeit befasst. Zusammengeknüllte und in eine Glasvitrine gepackte Einkaufstüten großer Handelsketten, die von einer „Formkrise“ der Dinge zeugen; „eine Minute Sozialismus“ in Form von streichholzartigen länglichen Hölzern, deren untere und obere Enden Feuerwerksköpfe darstellen; eine in eine Glasglocke platzierte Zwei-Cent-Münze, das vor dem Hintergrund monumentförmiger Pfeiler und bunt collagierter Zimmerwelten eine „Parallaxe“ zum gewohnten Sehen bildet.


Auch der Film spielt eine nicht unwichtige Rolle, er beleuchtet den Prozess des Entstehens des Kunstwerks, er lenkt den Blick auf einen Ausschnitt der Welt, den Himmel oder einen Wüstenquell. Zur Eröffnung fanden auch zwei Performances statt: in einer, „Schuld und Sühne“ von Stephan Mark, war ein Grill im Freien Mittelpunkt, in einer anderen, O pau brasil von Stefanie Kettel, inszenierten sich vier grün geschminkte Frauen zu brasilianischer Musik (siehe Foto).


„Hit the road Jack“, das Motto, war ein Einfall des Kurators Tobi Maier. Das berühmte Lied von Percy Mayfield ist dem Beat-Poeten Jack Kerouac gewidmet, dessen inzwischen zum Klassiker gewordener Roman „On the road“ seit seinem Erscheinen vor über 50 Jahren ein Sinnbild für Aufbruch und Reise geworden ist. „Aber der zweite Satz des Liedes soll in diesem Fall bitte nicht gelten“, fügte Maier schmunzelnd hinzu. Darin heißt es: „and don’t you come back no more“ (und komm’ bloß nicht mehr zurück). „Im Gegenteil, wir hoffen alle, dass wir die Künstler nicht das letzte Mal in Frankfurts Kunsthallen und Museen gesehen haben“. Die Straße steht den 28 Absolventen jedenfalls offen. So long.


Die Ausstellung ist noch bis zum 4. November im Städel-Anbau in der Holbeinstraße zu sehen. Die Eintrittskarte, die auch zum Besuch aller anderen Ausstellungen im Städel berechtigt, kostet 10 Euro.


Bericht: Gary Vanisian


Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige