Nicht nur aus Trauben macht man Wein, auch aus Äpfeln kann wohlschmeckender Vino werden - genannt Apfelwein. Seit Herbst 2007 darf dieser auch weiterhin so heißen. Zum Glück für den B3-Verlag, denn als man sich auf höchster Ebene um die Bezeichnung des hessischen Nationalgetränks stritt, liefen die Arbeiten für das neue Buch bereits auf Hochtouren. „Hessens Apfelweine“ heißt der über 200 Seiten starke Bildband über Hessens Apfelweine und ihre Macher. 30 große und kleine Keltereien aus dem Hessenland, die noch ihren eigenen, unverwechselbaren Schoppen keltern, sind nach Regionen sortiert vorgestellt. Das Buch liefert Einblicke in die Verkostung der verschiedenen Weine, die von einem fachmännischen Gremium zur Kategorisierung nach Geschmack, Geruch und Farbe vorgenommen wurde. Anschließend wurden die Proben im Institut für Weinanalytik in Geisenheim chemisch unter die Lupe genommen. Herausgekommen sind informative Portraits in Steckbriefform. Sie tragen die Handschrift von Experten und beweisen: Apfelwein ist nicht gleich Apfelwein.
Ob Rheinische Schafsnase, Bohnapfel oder Winterrambour – der Apfel eignet sich für weitaus mehr. Und deshalb finden neben den Hausschoppen auch sortenreine Apfelweine, Schaumweine, feine Apfelbrände und andere neue Ideen hier eine Bühne. Darüber hinaus gibt das Buch Einblicke in die Produktionsanlagen und Ausblicke auf das, was für die Zukunft der Apfelweinherstellung von zentraler Bedeutung ist: Die Streuobstwiesen und die Erhaltung der regionalen Apfelsorten. Nicht vergessen werden die Gaststuben, wo das Stöffche weg getrunken wird. Und weil sich immer mehr ambitionierte Köche wieder zu regionalen Produkten hingezogen fühlen, enthält das Buch auch eine kleine Rezeptsammlung für das Kochen mit und zum Apfelwein. Sie stammt aus der Feder von André Großfeld, Hessens jüngstem Sternekoch, und versammelt Klassiker und neue Ideen aus der jungen hessischen Küche.
Die Idee zu dem Buch, das gestern zur Apfelweinverführung in der Sachsenhäuser Wirtschaft „Zur Buchscheer“ vorgestellt wurde, kam dem Autor, der auch für das Frankfurter Apfelweinquartett verantwortlich zeichnet, im wahrsten Wortsinn als Schnapsidee. „Es entstand der Wunsch, die spärlichen Infos des Quartetts auszuweiten“, so der Autor Konstantin Kalveram. „Wir wollten ein Buch machen, das nicht so zipfelmützig und altbacken ist, sondern dem Apfelwein gerecht wird. Weg vom Image des einfachen bäuerlichen Getränks hin zur ganzen Bandbreite der veredelten Produkte.“ Dabei habe sich herausgestellt, dass sich nicht nur die Kelterer im Frankfurter Raum auf ihr Handwerk verstehen, sondern auch andernorts, etwa in der Rhön, dem Spessart oder dem Odenwald ein gutes Stöffche gemacht werde. Dabei haben sich regionale Eigenheiten herauskristallisiert. „In Kassel zum Beispiel kommt der urige Schoppen nicht so gut an. Dort trinken die Leute eher Apfelschaumwein. Die Grenze der typischen Apfelweinlokale verläuft etwa auf der Höhe Gießen/Marburg.“
Das Buch ist im B3 Verlag, Frankfurt/Main, unter ISBN 987-3-938-783-28-3 erschienen und kostet 24, 90 Euro.
Foto von links: Buchfotograf Michael Rühl, die Hessische Apfelweinkönigin Maike I., Verleger Norbert Rojan und Autor Konstantin Kalveram.