Das bestätigte auf der heutigen Jahrespressekonferenz der Geschäftsführende Vorstand, Jutta Gelbrich, mit ihren Mitarbeiterinnen Gabriele Beckers und Andrea Schauff. Demnach suchten im vergangenen Jahr 882.000 Verbraucher den Rat der Verbraucherzentrale Hessen. Davon nutzten 685.000 Verbraucher das im Internet bereit gestellte Informationsangebot.
„Das Nadelöhr zwischen Nachfrage und Angebot ist nach wie vor die wirtschaftliche Situation der Verbraucherzentrale und die dadurch verursachten personellen Engpässe“, schilderte Gelbrich die finanzielle Lage. „Wartezeiten bis zu drei Wochen für anspruchsvolle Beratungen, das fehlende Email-Angebot und die unzureichende Besetzung kleinerer Beratungsstellen sind die Folgen.“ Sorgen machen der Verbraucherzentrale Hessen zusätzlich die Pläne des Bundesministeriums Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Demnach wolle Minister Horst Seehofer ab nächstem Jahr keine Mittel mehr für die wirtschaftlich-rechtliche Verbraucherarbeit zur Verfügung zu stellen. Mit Stolz präsentierten die Verbraucherschützer ihr neues Leitbild, dem ein bundesweit einheitliches Selbstverständnis zu Grunde liege. „Wir sind davon überzeugt, dass Verbraucherschutz den Qualitätswettbewerb fördert und nicht wirtschaftsfeindlich ist“, so Gelbrich. „Außerdem legen wir Wert auf parteipolitische Neutralität. Alle die Rat suchen, sind bei uns willkommen. Wir wollen durch Aufklärung das Anbieter- und Verbraucherverhalten verändern ohne zu bevormunden. Die Leute müssen wissen, welche Konsequenzen die ,Geiz ist geil’ Mentalität nach sich zieht.“
Der Rückblick auf die Arbeit der Verbraucherzentrale Hessen macht deutlich wie komplex die Themen sind, zu denen Verbraucher Rat suchen. Neben den klassischen Fragen zum Verbraucherrecht wie Gewinnspielwerbung, Reklamationen und Widerrufsrechte stellt die Verbraucherzentrale Hessen auch umfassende Informationen zur Energiepreiserhöhung, zum Start des digitalen Antennenfernsehens in Nord- und Mittelhessen sowie zum Rückkaufswert bei gekündigten Kapitallebensversicherungen zur Verfügung. „Ein zunehmendes Problem sind auch die Verstöße gegen die Preisangabeverordnungen bei versteckten Abonnements im Internet“, sagt Beckers. „Vor allem Jugendliche fallen auf solche vermeintlich kostenlose Angebote rein. Die betroffenen Verbraucher sollten sich sofort an uns wenden.“ Bei grundsätzlichen Fragen zum wirtschaftlichen und rechtlichen Verbraucherschutz, die zur „Allgemeinbildung jedes Verbrauchers gehören sollten“ stellt die Verbraucherzentrale umfangreiches Informationsmaterial kostenlos zur Verfügung. Im Ernährungsbereich bleibt das Thema Lebensmittelsicherheit Dauerbrenner. So deckten die Verbraucherschützer auf, dass Hersteller mit wein- und bierhaltigen Cocktails den Jugendschutz und die Alkopop-Sondersteuer umgehen oder mit dem Hinweis „küchenfertig zubereitet“ die vorgeschriebene Herkunftskennzeichnung für frisches Rindfleisch vermeiden. Handlungsbedarf sieht die Verbraucherzentrale auch im Fall des Verkaufs von Vitaminpillen, Schlankheitsmitteln oder anderen Gesundheitsprodukten in Arztpraxen.
Gegen alle Missstände gibt es auch erfreuliches zu berichten. Beim Modellprojekt FrankFOOD plant das Stadtschulamt, den anteiligen Einsatz von regionalen und Bio- Lebensmitteln in die Ausschreibungen für künftige Schul-Caterer aufzunehmen. Dies lässt auf eine Qualitätsverbesserung und mehr regionale Produkte in der Frankfurter Schulverpflegung hoffen.
Bei all den ehrgeizigen Projekten auf Landes- und Bundesebene, findet die Verbraucherzentrale Hessen außerdem noch Zeit, sich europaweit zu engagieren. Gemeinsam mit anderen Bundesländern ist sie am Aufbau einer Beratung in Russland beteiligt. Die Kollegen aus Perm im Ural werden vom 2. bis 6. Juli in der Frankfurter Zentrale hospitieren.