Studie der Goethe-Uni zum Equal Pay Day

Frankfurterinnen verdienen weniger als Frankfurter

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Frauen, die Vollzeit arbeiten, verdienen im Schnitt zehn Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, wollen Wissenschaftler der Goethe-Universität herausgefunden haben. Sie sehen aber einen positiven Trend.

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Die Zahlen des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität haben nämlich auch errechnet, dass 2010 Frauen und Männer in Frankfurt in ihren Löhnen noch 12 Prozent voneinander entfernt waren. Die Studie wurde im Hinblick auf den Equal Pay Day am 19. März veröffentlicht. Ganz frisch ist das Zahlenmaterial, das zugrunde liegt, aber nicht: Die aktuellsten verfügbaren Zahlen stammen aus dem Jahr 2013. Instituts-Geschäftsführerin Christa Larsen sagt: „Wenn sich dieser Trend so fortsetzt, ist dies ein großer Fortschritt für Frauen. Immer mehr Frankfurterinnen arbeiten inzwischen Vollzeit und gerade dort nimmt der Lohnabstand zu den Männern stetig ab.“ Allerdings liege Frankfurt nach dieser Berechnung zwei Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.

Die Einkommen aller Vollzeit-Berufstätigen sind in Frankfurt von 2010 bis 2013 um fast 9 Prozent gestiegen ist. Doch je höher die Einkommen, desto weniger Frauen partizipieren daran: Wenn Männer mit einem akademischen Abschluss im Schnitt 5600 Euro verdienen, liegt das durchschnittliche Bruttoeinkommen von gleich qualifizierten Frauen bei 4500 Euro, also fast 25 Prozent darunter. Frauen mit Berufsabschluss verdienen im Schnitt 3000 Euro während das Bruttoeinkommen vergleichbar qualifizierter Männer bei 3500 Euro liegt. Hier beträgt der Unterschied gerade 13 Prozent. Dazu Larsen: „Dies ist die bittere Wahrheit, mit der sich Frauen immer noch konfrontiert sehen. Unsere Studie zeigt, dass bei Beschäftigten mit akademischen Abschlüssen, die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern viel größer ist als bei Berufsausbildungen. Vor diesem Hintergrund mag mancher Rat an Frauen, sich doch immer höher zu qualifizieren, um bessere Einkommenschancen zu haben, nochmals anders gedacht werden.“

Der Weg zu höheren Einkommen ist weniger an Abschlüsse als vielmehr an unternehmensinterne Aufstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen gebunden. Und hier haben es Frauen im Schnitt noch viel schwerer als Männer, wie der seit Jahren wenig wachsende Anteil von Frauen in Führungspositionen zeigt. „Männliche Seilschaften und eine traditionelle Betriebskultur wirken wie eine gläserne Decke, die Frauen bei ihrem Aufstieg nur schwer durchdringen können“, stellt Larsen fest.

Das Datum des „Equal Pay Day“ wird jedes Jahr neu berechnet, in diesem Jahr ist es der 19. März. Er symbolisiert den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied und wird nach einem anderen Verfahren, als es die Frankfurter Studie verwendet, festgelegt. Da hier alle Frauen und Männer, die erwerbstätig sind, mit ihrem Bruttoeinkommen verglichen werden, kommt man auf eine bundesweite Lohnlücke von 22 Prozent. Umgerechnet auf das Jahr 2016 arbeiten Frauen quasi vom 1. Januar bis 19. März 2016, also 79 Tage, umsonst. 2015 waren es 80 Tage. Deutschland gehört immer noch zu den Schlusslichtern in Europa, wenn es um die Entgeltgleichheit von Frauen und Männern geht. Auf Initiative des Bundesfamilienministeriums wird zurzeit ein Gesetzentwurf erarbeitet, der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten verpflichten soll, ihre eigene Entgeltgleichheit zu überprüfen, diese herzustellen und zu dokumentieren. Außerdem sollen Arbeitnehmer einen individuellen Auskunftsanspruch gegenüber ihrem Arbeitgeber erhalten.

Der „Equal Pay Day“ des Frankfurter Aktionsbündnisses, das vom Business and Professional Women Club Frankfurt (BPW) und dem Frauenreferat der Stadt initiiert wurde und zu dem auch das IWAK gehört, widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Berufe mit Zukunft – was ist meine Arbeit wert?“ An einer Diskussion zum „Equal Pay Day“ im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum (Saalgasse15, 19. März, 11 Uhr) beteiligt sich auch die Sozialwissenschaftlerin Christa Larsen vom IWAK.
Die Studie ist auf der Website des Instituts als PDF abrufbar.


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