Mit seiner "Orest"-Inszenierung an der Komischen Oper Berlin wurde der Regisseur Sebastian Baumgarten (Foto) im Opernjahrbuch 2006 zum "Regisseur des Jahres" gekürt. Sein Inszenierungsstil wird wahlweise als "postdramatisch", "brechtisch" oder "reduziert" bezeichnet, er selbst sage, er wolle kein Theater machen, in dem auf der Bühne gespielt, sondern eins, in dem gehandelt werde. In dieser Spielzeit hat er in der Schmidtstraße12 "Perdita Durango" inszeniert, eine anarchische Sex-and-Crime-Story nach dem Roman von Barry Gifford - in den besten Momenten der Inszenierung dekonstruiert er systematisch Hollywoodmythen, Heldengeburten, ewige Schönheit und andere amerikanische Träume. Der Santeria-Priester Romeo und die Hure Perdita Durango fahren durch die Südstaaten, suchen nach den Grenzen des Zivilisierten, knidnappen zwei weiße College-Kids und schmuggeln Plazenten für die Schönheits-Industrie.
In dem engen Dickicht aus Schuld, Hysterie und Opfer bewegt sich auch Benjamin Brittens "Peter Grimes", das Baumgarten derzeit an der Semperoper inszeniert. Der Videokünstler Chris Kondek ist fürs Multimediale zuständig - eine Zusammenarbeit, die zeitgemässes Musiktheater verspricht. Baumgarten selbst guckt sich allerdings lieber Schauspiel an als Oper - und am liebsten geht er ins Kino.
Premiere am 9.2., 19 Uhr in der Dresdner Semperoper.
"Perdita Durango" wird wieder am 11.1. um 20.15 Uhr in der Schmidtstraße12 gezeigt.