Auf der großen Bühne des Theatersaals des Mousonturms stand nur ein Verstärker, ein Stuhl, eine Gitarre und - soweit das alles im Dunkeln überhaupt zu erkennen war - eine Leine mit Wäscheklammern, an der zu Anfang des Abends ein einsammes Blatt baumelte. Ganz unvermittelt ging es los: der Hauptdarsteller der "Show" hatte sich vom Foyer aus in den Saal gestohlen und ging - was ein wenig wie ein Talking Blues oder doch eher ein Kinderlied klang - singend durch die Stuhlreihen, so, als wolle er wie bei eienr Party zuhause jeden einzelnen persönlich begrüßen. Dabei waren imemrhin die Hälfte der Menschen gekommen, die normalerweise ein konzert seiner Band Lambchop besuchen.
Kurt Wagner auf Solotournee, keine Lesung, wie´s so viele Kollegen gerne machen, aber etwas ganz Intimes, sein sonorer, schöner Gesang zu schlichten Songs, die dennoch durch dezent virtuoses Gitarrenspiel begeisterten. Un ein über das Storytelling in den Lieder hinaus sehr mitteilsamer Sänger, der zwar seine Band, dieser Haufen, der so ein wenig an das Team in "Einer flog über das Kuckucksnest" erinnert, fehlte, der das aber im Dialog (um nicht "Diskussion" zu schreiben) mit seinem Publikum zu kompensieren wusste. "Reden Sie ruhig mit ihrem Nachbarn, stellen Sie mir Fragen, auch gerne zwischendurch - das macht mir nichts", überraschte er die Konzertbesucher und saß auch in der Pause am Bühnenrand, um zu reden.
"Heute gibt es neue und vor allem viele obskure Songs. Ich bin ja schließlich auch irgendwie obskur. Ich fang damit einfach mal an, treibe es voran, mal schauen, was passiert und wo wir enden werden", nahm Wagner seine Fans mit auf eine kleine Reise und arbeitete seine Songtexte ab - einer nach dem anderen fand seinen Platz auf der Wäscheleine bis der Künstler fast dahinter verschwand. Eine schöne Idee.