Selbstverteidigung ist alles! Künstler an die Macht! Unter der zivilen Decke der Gegenwart hat Veit Sprenger Aggressoren ausgemacht, die Vorbildtauglich sind und Erfolg verheißen. Unter dem Titel "FilmKampfMaschine" wurde gestern abend eine Zusammenarbeit von norton.commander.productions (Foto) mit dem Performer Veit Sprenger im Mousonturm uraufgeführt. Sprenger, der auch der Performancegruppe Showcase Beat Le Mot angehört, exerziert auf der Bühne im Alleingang die Ausbildungsstufen zum Alleinherrscher, Helden und Hochleistungskünstler durch. Unterstützt von Film- und Toneinspielungen, die ihn in Filmausschnitte versetzen, lernt er Taktik und praktiziert körperliche Ertüchtigung, spricht mit seinem Über-Ich und mit Gott. Pate steht dabei Heinrich Manns "Untertan", doch auch ein Vertreter einer schlagenden Verbindung und ein Soldat kommen in Interviews zur Sprache und geben Tipps für den Überlebenskampf: Disziplin! Selbstaufopferung! Saufgelage!
Dabei lernen wir auch: Bei der Überwindung von Hindernissen - wie dem Duchkriechen eines Tunnels oder der Überbringung einer schlechten Nachricht an den Vorgesetzen - ist maximaler Kraftaufwand und persönlicher Einsatz nicht alles. In einem Fall kann man den Tunnel auch einfach den Körpermaßen anpassen (und nicht umgekehrt), im anderen lieber einen Kollegen vorschicken (schlechte Nachrichten strahlen auf ihren Überbringer ab).
Doch bei aller Humorigkeit bleibt dem Zuschauer von Zeit zu Zeit das Lachen im Halse stecken, denn die "FilmKampfMaschine" lehnt sich explizit und höchst plausibel an das ökonomische Räderwerk der Gegenwart an. Selbstvermarktung und das allgegenwärtige Dogma der Gewinnoptimierung gelten für den gemeinen Zuschauer ebenso wie für den Künstler auf der Bühne. Darauf ein Pils mit viel Schaum und ein Prost auf diesen klugen, unterhaltsamen Theaterabend.
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