Die Online-Plattform Borgn geht in Frankfurt an den Start. Sie soll ein intelligentes Leih- und Verleihsystem werden, das auf dem guten alten Nachbarschaftsprinzip fußt. Allerdings mit einem Haken: Das Ausleihen der Gegenstände ist kostenpflichtig.
Ricarda Paul/Helen Schindler /
Schnell mal bei den Nachbarn klingeln und sich die Bohrmaschine, den Mixer oder die Fahrradpumpe ausleihen – was früher gang und gäbe war, soll jetzt wieder eingeführt werden. Borgn nennt sich die Plattform, die dieses Vorhaben vorantreibt. Sie soll ein intelligentes Leih- und Verleihsystem werden, das auf dem guten alten Nachbarschaftsprinzip fußt. Das Prinzip ist einfach: Auf der Online-Plattform können verschiedene Produkte in Kategorien wie Freizeit, Elektronik oder Mode & Beauty zum Verleihen angeboten werden. Möchte man etwas ausleihen, kontaktiert man die Verleiherin/den Verleiher und klärt mit ihr oder ihm die Einzelheiten. Einen Haken gibt es allerdings: Das Ausleihen ist nicht kostenfrei. Den Preis pro Tag legt die Verleiherin/der Verleiher vorher fest. Da die Plattform werbefrei ist, werden 20 Prozent der Einnahmen an Borgn abgegeben, erklärt Marcus Goldemann, Kreativdirektor bei Unterschied & Macher, der Borgn mit seinem Team in Frankfurt unterstützt. Bezahlt wird per Banküberweisung oder Paypal. Dabei geht der volle Betrag zunächst an Borgn. 80 Prozent des Leihpreises werden der Kundin oder dem Kunden dann gutgeschrieben. Allerdings hat die Verleiherin beziehungsweise der Verleiher erst dann Zugriff auf das ihr oder ihm zustehende Geld, wenn ein Gesamtbetrag in Höhe von 50 Euro erreicht ist. Nach Rückgabe des Artikels gibt es die Möglichkeit, die Verleiherin/den Verleiher zu bewerten. Für den Fall, dass Gegenstände gar nicht oder kaputt wiedergebracht werden, sind alle nicht-gewerblichen Gegenstände versichert. Jede
Aktuell hat die Plattform 650 Nutzerinnen und Nutzer, täglich kommen neue dazu. Die Macherinnen und Macher von Borgn sitzen in München, Goldemann ist mit seinem Team in Frankfurt für die Kommunikation zuständig. „Wir fahren mit dem Rad raus, evaluieren unsere Kommunikationsansätze und reden mit den Menschen“, erklärt der Kreativdirektor. Die Grundidee von Borgn sei es, das Miteinander zu fördern, Nachhaltigkeit zu bewirken und ein Konsum-Bewusstsein zu schaffen. Bei der Umsetzung wurden Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigt, sagt Goldemann. „Interessant war, dass gerade die ältere Generation feststellte, dass die Grundidee keinesfalls neu ist. Früher war es gang und gäbe, dass sich die Menschen etwas beim Nachbarn geliehen haben. Weil einfach nicht die Mittel da waren, sich alles zu leisten.“
Vor zwei Jahren entstand die Idee der Online-Plattform bei einem Hackathon der genossenschaftlichen Finanzgruppe, einen ersten Prototypen gibt es seit Ende des vergangenen Jahres. Damals lief das Projekt noch unter dem Namen Genosharing. Da man festgestellt habe, dass dieser nicht besonders gut ankam, wurde die Plattform in Borgn umbenannt. Nun geht die Online-Plattform auch in Frankfurt an den Start. Doch bisher gibt es kaum Produkte aus dem Raum Frankfurt auf der Seite. Goldemann ist sich sicher, dass sich das Konzept erst einmal herumsprechen muss. „Wir stehen noch am Anfang, sind aber überzeugt, dass es der richtige Weg ist.“ Die Idee finde schon großen Anklang und positive Zustimmung. „Die Menschen haben spontan viele Ideen, was sie verleihen oder leihen können. Allerdings ist es auch so, dass die meisten nicht sofort nach Hause gehen und dort Artikel einstellen oder sich direkt die Bohrmaschine ausleihen. Es ist ein Prozess, der nicht über Nacht Fahrt aufnehmen kann – dessen sind wir uns bewusst“, sagt der Kreativdirektor. Seine Ziele sind jedenfalls ambitioniert: Bis zum Ende des Jahres sollen 5000 Menschen die Plattform nutzen – ein Großteil davon in Frankfurt. Um die Nutzung zu erleichtern, sei momentan eine Android-App in Arbeit, IOS soll folgen.