Mit dem Beginn der Wintersaison erschwert sich die Situation für obdachlose Menschen auf Frankfurts Straßen drastisch. Daher öffnen ab November wieder verschiedene Notunterkünfte, in denen Hilfsbedürftige einen Schlafplatz bekommen können.
Margaux Adam /
Die Anzahl der obdachlos auf Frankfurts Straßen lebenden Menschen ist stark schwankend, aber seit 2010 kontinuierlich gestiegen. Aktuell leben rund 254 obdachlose Menschen im öffentlichen Raum. Dies geht aus einer Zählung des Kältebusses hervor, der bereits seit 5. Oktober im Einsatz ist und von der Stadt finanziert wird. Die Corona-Pandemie hat die Situation für Obdachlose darüber hinaus verschlimmert: Viele Hilfseinrichtungen mussten schließen oder konnten aufgrund von Abstandsgeboten nur einen Bruchteil an Hilfsbedürftigen aufnehmen. Mit Beginn der diesjährigen Wintersaison gibt es in Frankfurt daher wieder verschiedene Aktionen für obdachlose Menschen, um diesen Übernachtungsmöglichkeiten bieten zu können.
Als besonders niedrigschwellig gilt die Winterübernachtung in der B-Ebene der U-Bahnstation Eschenheimer Tor. Dort finden rund 150 Hilfsbedürftige auf 600 Quadratmetern, die flexibel je nach Nachfrage ausgeweitet werden können, einen provisorischen Übernachtungsplatz mit Isomatte, Decke und Kissen sowie ein kleines Frühstücksangebot. „Die Winternotunterkunft am Eschenheimer Tor ist für Betroffene ein unkompliziertes Angebot, da sie hier nur sehr wenig von sich preisgeben müssen und schnell Hilfe bekommen“, erklärt Elke Voitl (Bündnis 90/Die Grünen), Dezernentin für Soziales, Jugend, Familie und Senior:innen.
Geöffnet ist die seit 2018 bestehende Unterkunft normalerweise von November bis Mai täglich ab 21 Uhr; der Zugang erfolgt über den Südeingang der U-Bahnstation. Im vergangenen Jahr sei die Winterübernachtung bedingt durch die Corona-Situation jedoch das ganze Jahr und ab 20 Uhr geöffnet gewesen, sagt die Sozialdezernentin. „In Frankfurt muss niemand auf der Straße schlafen“, betont sie. Es gebe ausreichend Angebote. Gleichzeitig gelte es jedoch, so Voitl weiter, den freien Willen der Menschen zu respektieren und zu akzeptieren, dass nicht jeder in der Lage oder willens sei, Hilfe anzunehmen. Das Angebot in der U-Bahnstation sei darüber hinaus sehr gut angenommen worden. Man prüfe daher, ob es dauerhaft bestehen bleiben könne.
Nach Angaben von Christine Heinrichs, stellvertretender Geschäftsführerin des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten, hätten in der Nacht von Sonntag auf Montag 147 Menschen die Notübernachtung in der U-Bahnstation genutzt, darunter 22 Frauen und ein Hund. In den vergangenen Monaten hätten sich Hilfsbedürftige dort auch durch ein mobiles Impfteam impfen lassen können. „Wichtig ist, die Menschen überhaupt zu erreichen und sie dann womöglich zu überzeugen, noch andere Angebote wahrzunehmen und sich beispielsweise eine dauerhafte Unterkunft oder Betreuung vermitteln zu lassen“, betont sie.
Neben der Winterübernachtung am Eschenheimer Tor starten jeweils ab 15. November auch der Caritasverband Frankfurt und das Diakonische Werk ihre Winterprogramme. „Ab kommenden Montag werden in unserem Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot in der Bärenstraße 1 insgesamt 27 Schlafplätze zur Verfügung stehen“, sagt die Referatsleiterin für Wohnungslosenhilfe im Caritasverband, Angelina Schmidt. Insgesamt 20 Hilfsbedürftige können ebenfalls ab Mitte November im Tagestreff Weißfrauen der Diakonie in der Gutleutstraße 20 nächtlichen Unterschlupf finden. „Darüber hinaus befindet sich ein Projekt im Aufbau, bei dem 38 möblierte Appartements für obdachlose Frauen zur Verfügung gestellt werden sollen, die dort in Form von Zwischennutzung unterkommen, bis wir ihnen eine dauerhafte Bleibe vermitteln können“, sagt Karin Kühn, Leiterin des Arbeitsbereiches Diakonische Dienste im Diakonischen Werk.