NSU 2.0

Ein „Kratzer im Sicherheitsgefühl“

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Wie bereits andere Zeugen zuvor, berichtete Journalistin Wiebke Ramm am Donnerstag von weiteren Drohserien, die sie erhalten hatte und vermutete einen Zusammenhang zu den „NSU 2.0“-Schreiben. Linken-Politiker Ferat Koçak erfuhr erst vor Gericht von der Bedrohung.

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Für viele der Adressaten der „NSU 2.0“-Drohserie sind es nicht die ersten Nachrichten aus der rechten Szene voller Beleidigungen und Bedrohungen, die sie erhalten. Wie bereits die Bundestagsabgeordnete Martina Renner (Die Linke) oder auch die Moderatorin Anja Reschke, berichtete auch die Journalistin Wiebke Ramm am Donnerstag vor dem Landgericht Frankfurt von ähnlichen Nachrichten, die sie vor Beginn der „NSU 2.0“-Serie erreichten. Auch Ramm habe zuvor Nachrichten erhalten, die unterzeichnet waren mit „Wehrmacht“, „Nationalsozialistische Offensive“ und „Staatsstreichorchester“. Erstere werden dem Berliner André M. zugeordnet, die andere Serie ist bislang unaufgeklärt.

Auffällig sei, dass es bei den Drohserien kein „Kuddelmuddel“ gegeben habe. Erst, wenn eine Drohserie aufgehört habe, habe die andere angefangen, erklärt Ramm. Gemeinsam hatten sie eines: „Frauenverachtend und rassistisch waren sie alle“, so die Journalistin. Im April 2020 habe ihr das LKA Berlin im Zusammenhang mit der ersten „Staatsstreichorchester“-Mail an sie mitgeteilt, dass sie einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Drohserien annehmen. Dementsprechend sei sie verwundert darüber gewesen, dass bei den hessischen Ermittlungen dieser nicht gesehen werde.

Die Schreiben hätten bei ihr einen „Kratzer im Sicherheitsgefühl“ hinterlassen, erzählt Wiebke Ramm. Sie habe sich gewundert darüber, wie sehr sie die Drohnachrichten getroffen haben. Ähnliches berichtet auch Linken-Politikerin Anne Helm am Donnerstag: Wie ein Stalker habe sich der Verfasser in ihr Leben gezwängt; da die Drohschreiben immer an mehrere Empfänger gerichtet waren, habe sie jedes Mal schnell reagieren müssen. Das Angebot des Landeskriminalamts Berlin, ihre Wohnung auf Sicherheitsmängel zu untersuchen, habe sie abgelehnt. Sie habe nicht das Vertrauen gehabt, Polizisten in ihre Wohnung zu lassen, sagte Helm.

Der Zeuge und ebenfalls Linken-Politiker Ferat Koçak hingegen erfuhr erst am Donnerstag von den meisten Drohschreiben und dass in ihnen seine vollständige Adresse genannt wird. Lediglich über eine Mail habe man ihn bisher informiert. Als die Vorsitzende Richterin die anderen Mails vorliest, stellt Koçak Strafantrag wegen Beleidigung. Der Prozess wird am Donnerstag, 24. März, fortgesetzt.


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