Der Klimawandel wirkt sich bereits auf den heimischen Wald aus: Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor Dürre-Stress und massiven Schäden bei heimischen Nadelbäumen. Sie fordert eine Waldstrategie und mehr Forst-Personal.
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Zu trocken, zu warm, zu viele Schädlinge: Ein Großteil der heimischen Nadelbäume ist nach Einschätzung der IG BAU Rhein-Main akut bedroht – mit massiven Folgen für die Forstwirtschaft in der Region. „Nach dem Hitze-Jahr 2018 fehlt auch in diesem Sommer bislang der nötige Regen. Gerade Fichten leiden unter Dürre-Stress. Die Bäume sind Schädlingen wie dem Borkenkäfer fast schutzlos ausgeliefert“, sagt die Bezirksvorsitzende der Forst-Gewerkschaft, Carla Rodrigues. Die aktuelle Lage sei dabei erst der Anfang. „Der heimische Wald bekommt den Klimawandel längst zu spüren. Bei Fichten, Kiefern und Tannen geht es langfristig ums Überleben“, warnt Rodrigues.
Nadelbäume machen etwa 39 Prozent der rund 890 000 Hektar des hessischen Waldes aus – das geht aus der letzten Bundeswaldinventur hervor. Jeder fünfte Baum in Hessen ist eine Fichte. Diese seien besonders von der aktuellen Witterung betroffen, so Rodrigues. Ohne ausreichend Wasser könnten die Bäume kaum Harz bilden, das sie gegen Schädlinge schütze. Wegen der Wärme halte sich der Buchdrucker derzeit etwa vier Generationen lang – statt wie sonst nur zwei. Geschwächte Bäume seien zugleich anfälliger für Stürme. Nach Beobachtung der IG BAU Rhein-Main sind mittlerweile sogar junge Bäume vom Borkenkäfer betroffen, obwohl der Schädling sonst überwiegend ältere Bäume mit dicker Rinde befalle. „Die Ausfälle bei der Holzernte könnten damit in einigen Jahren massiv sein“, warnt Rodrigues.
Wichtig sei jetzt eine neue Waldstrategie, um den Forst vor dem Klimawandel zu schützen. „Wir brauchen eine breite Aufforstung mit den Baumarten, die vor Ort gedeihen. Dabei müssen private Waldbesitzerinnen und -besitzer und staatliche Forsten noch stärker als bisher auf Mischwälder setzen. Eine Fichte, die neben Buchen und Eichen steht, kommt besser mit Schädlingen zurecht“, so die Gewerkschaft. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung seien aber auch mehr Försterinnen und Förster und Waldarbeiterinnen und -mitarbeiter nötig. „Aktuell rächt sich der jahrzehntelange Personalabbau im Forst. Der Waldumbau ist eine Mammutaufgabe, für die man qualifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte braucht“, so die IG BAU.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums fielen in den deutschen Wäldern im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen Kubikmeter „Kalamitätsholz“ an – das ist Holz von kranken oder beschädigten Bäumen. Zwei Drittel davon gingen auf das Konto des Borkenkäfers, ein Drittel fiel Stürmen zum Opfer.