Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann versuchte gestern mit einern 12-köpfigen Delegation für die Fortführung der Heroinvergabe in Berlin zu werben. Nach Anhörung der Expertinnen und Experten waren sich die Mitglieder des Ausschusses für Soziales und Gesundheit einig, dass einer gesetzlichen Regelung zur kontrollierten Heroinvergabe für Schwerstabhängige keine Gründe mehr entgegenstehen. "Die Anhörung hat klar die Frankfurter Position bestätigt", so Renate Wolter-Brandecker (SPD). Rainer Rahn von der FAG-Fraktion: "Die Experten haben sehr überzeugend dargelegt, dass die kontrollierte Heroin-Abgabe bei entsprechender Indikation sinnvoll ist und die Vorteile die möglichen Nachteile deutlich aufwiegen." Hildegard Burkert (CDU) bestätigte: "Die Ernsthaftigkeit der Beiträge von den Praktikern und den Vertretern der Städte, die an den Modellprojekten beteiligt waren, waren eindrucksvoll."
Eindeutig war auch die Stellungnahme zu den befürchteten Kosten, sollte die kontrollierte Diamorphinvergabe in die Regelversorgung übergehen. Vor allem die Krankenkassen befürchteten Mehrbelastungen durch eine Ausweitung der Behandlung mit Diamorphin. Die Experten stellten klar, dass die gesellschaftlichen Kosten bei einer Nichtbehandlung von Schwerstabhängigen durch Verelendung und Kriminalität deutlich höher sind, als die Aufwendungen der kontrollierten Diamorphinvergabe. "Das Kostenargument wurde widerlegt. Einige Wenige verschließen sich drängenden, realen Problemen", so Yanki Pürsün (FDP). "Überrascht hat mich der Widerstand der Kostenträger (Krankenkassen) gegenüber dem Leid der Schwerstabhängigen", kritisierte Ursula Gauls (CDU).
Kritisiert wurde auch die jetzige Haltung der Bundestagsfraktion von CDU/CSU. Die Stadtverordneten waren jedoch überzeugt davon, dass im Interesse der Betroffenen eine Lösung gefunden werden kann. "Nach dieser Anhörung bleiben der CDU im Bundestag keine rationalen Argumente mehr und sie kann jetzt zeigen, ob sie den Mut hat, eine fachlich richtige Entscheidung zu treffen", meinte Ulrike Gauderer (Grüne).
In Frankfurt werden zur Zeit 57 Personen mit Diamorphin behandelt. Darunter befinden sich 10 Personen, die neu aufgenommen wurden. Auf der Warteliste zu dieser Behandlungsform befinden sich zurzeit rund 40 weitere Personen. Am morgigen Freitag wird voraussichtlich der Bundesrat über eine Initiative der Landesregierungen Hamburg und Hessen zur Diamorphinvergabe befinden.
Quelle: PIA/Stadt Frankfurt, Foto: Harald Schröder