Erstmals findet die Marketingkampagne "Gast in der eigenen Stadt" im Dezember statt. Hotelübernachtungen in Nobelherbergen kann man mit Weihnachtsshopping kombinieren. Wir waren dabei und nächtigten im Frankfurter Hof.
Nicole Brevoord /
13 Grad, ein frühlingshafter Tag am 4. Adventswochenende. Schon morgens steht fest, es ist unwahrscheinlich, dass wir den Glühweingutschein einlösen werden, der unseren umfassenden Reiseunterlagen beilag. Es ist zu mild, auf den Weihnachtsmarkt gehen wir sicher dennoch. Mit der Straßenbahn ruckeln wir erstmal zum Willy-Brandt-Platz, das Grandhotel Frankfurter Hof ist unser Ziel. Ein Traum wird wahr: Wir übernachten in dem altehrwürdigen Haus. 118 Euro kostet die Nacht für zwei Personen im Doppelzimmer bei der Aktion "Gast in der eigenen Stadt", ein Schnäppchen. Wir sind spät dran und verpassen das Frühstück am Anreisetag - ein Fehler, denn die gebotene Vielfalt des Büffets beeindruckt. 35 Euro kostet das Frühstücksbüffet für gewöhnlich, zusätzlich zu regulären Einzelzimmerpreisen ab 199 Euro. Der Aktionspreis ist bei zwei inkludierten Frühstücken, frühem Check-in und spätem Check-out ist auf jeden Fall ein Superangebot.
Mit kleinem Gepäck fühlt man sich gleich wie im Urlaub, wir haben die Muße, die Stadt in Ruhe zu erkunden, sie mal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Der Frankfurtpass, der uns zugeschickt wurde, hilft dabei. Kostenlos den RMV nutzen und ermäßigt ins Museum können, schönes Angebot. Doch erst wollen wir unser Zimmer beziehen. Der Portier in seinem Frack öffnet uns mit freundlichem Gruß die Tür, gleich nimmt sich ein Page unseres Gepäcks an und an der Rezeption werden wir auch mit einem Lächeln empfangen. Lauter gute Seelen des Hauses!
Das Zimmer mit Möbeln im Antiklook: ein Traum! Im 5. Stock mit Blick hinunter in den mit illuminierten Weihnachtsbäumen geschmückten Ehrenhof und auf den Commerzbankturm. Im Badezimmer begeistert ein in der Wand eingelassener Fernsehbildschirm. (Die Ernüchterung folgt abends: in der Badewanne liegend kann man anders als im Stehen das Fernsehbild nicht erkennen, man sieht aus dem Winkel nur schwarz-blaue Schemen. Eine Fehlkonstruktion also, wie schade!). Ein Gruß des Hauses, eine Blume vielleicht oder ein Gratiswasser wären hübsche und günstige Willkommensgesten des Hotels gewesen. Stattdessen werden am Nachmittag zwei Apollinarisflaschen für je 7,50 Euro ins Zimmer gebracht. Aber beim Einchecken haben wir einen zerknickten Zettel mit der Einladung zum Glühweinempfang im Hof erhalten, immerhin.
Wir haben vor dem Wochenende viele Unterlagen erhalten, darunter einen Gutschein für ein Spiel der Löwen. Leider findet kein Spiel an unserem Wochenende statt, das ist reizlos. Ungefähr das Gleiche kann man über den im Vorfeld so gelobten Shoppingguide sagen, der zunächst aus Hotelbeschreibungen besteht, was angesichts schon erfolgter Buchung keinen Sinn ergibt, aber offensichtlich die Seiten der mageren und recht uninspirierten, dafür verwirrenden Broschüre füllen hilft. Angesichts überall purzelnder Preise wegen des mauen Wintergeschäfts, können die Angebote vereinzelter Läden kaum locken. Da wird man scheinbar wahllos ins Ostend oder Westend geschickt, weil es ein Glas Sekt gibt oder vielleicht auch der Einkauf ins Hotel geliefert wird. Manche locken mit einem "Geschenk", aber macht man dafür einen Umweg? Dann stehen Läden in der Broschüre, die keinen sichtbaren Anreiz bieten, sie anzusteuern. Wer die Shoppingweek in Dubai kennt (und in diese Richtung wollen die Frankfurter Veranstalter gehen), kann über die Shoppingvorteile des Frankfurter Packages nur lachen. In den Schaufenstern der Stadt wird zum Sale überall mit Rabatten von 20 bis 50 Prozent gelockt. Warum ist ein solches Angebot nicht für die überschaubare Anzahl von Gästen in der eigenen Stadt und zwar nur für den Aktionszeitraum, also zwei Tage, denkbar? Planerisch wäre die Aktion auch gut beraten, künftig eine Woche vorher zu starten. Denn: Die Innenstadt ist am letzten Wochenende vor Weihnachten gerappelt voll. Das Hauen und Stechen um Geschenke für Heiligabend beginnt und wir stürzen uns leicht gestresst ins Getümmel. Der Tag endet stimmungsvoll am Weihnachtsmarkt, ein nächtlicher Spaziergang am Main entlang verzaubert uns. Frankfurt ist eine tolle Stadt, freuen wir uns.
Das gemütliche Hotelbett beschert uns eine gute Erholung. Vor dem Bett wurden Vorleger mit Puschen platziert und jeder bekommt ein Betthupferl. Das hat Charme. Die Erholung brauchen wir auch angesichts des Frühstücksbüffets. Wie gesagt, die Vielfalt an Wurst-, Käse-, Fisch und kalten und warmen exotischen -Spezialitäten (von Misosuppe bis Hoummus) ist Wahnsinn. Der Ansturm im Frühstücksraum ist groß, die Mitarbeiter am Büffet sind überfordert. So äußerst aufmerksam man in vielen Arealen des Hotels, etwa auch an der Autorenbar ist, so nachlässig ist das Personal am Büffet. Immer wieder fehlt der Nachschub, wir umzingeln regelmäßig andere leere Platten und eine halbe Stunde lang bleiben zwei leere Sektflaschen am Büffet stehen. Später, als auf Anfrage doch noch ein Sekt erhältlich ist, fehlen die Gläser. Die Bedienung sieht zu, wie die Gäste sich aus der Not selbst helfen, Saftgläser ergreifen und schenkt ungerührt ein. Die Gläser haben zwar Stiel, aber leider keinen Stil. Warum der Kaffee in kleinen Teekännchen von Ronnefeldt daher kommt, erschließt sich uns auch nicht. Egal, er schmeckt uns dennoch. Doch manchmal sind es eben die kleinen Details, die den großen Unterschied machen. So gesehen lässt sich auch an der Christmasshoppingvariante von "Gast in der eigenen Stadt" noch einiges nachjustieren.
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig