Flüchtlingsthema bringt Unwort hervor

"Gutmensch" ist Unwort des Jahres 2015

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Das Unwort des Jahres 2015 steht fest: "Gutmensch". Aus über 600 Vorschlägen wählte eine Jury unter dem Vorsitz der Darmstädter Professorin Nina Janich auch noch zwei weitere Unwörter aus.

tm /

Spätestens seit "Stuttgart 21" ist der "Gutmensch" prominent. Der gemeine "Gutmensch" setzt sich gerne "unkritisch, übertrieben, nervtötend (...) für die Political Correctness" ein, so sagt der Duden. Dort tauchte das Wort bereits im Jahr 2000 auf. Doch 2011 schwang noch ein ganz anderer Beiklang mit. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise gewinnt das Wort eine ganz neue Facette.

So wurde es jetzt von einer unabhängigen Jury zum "Unwort des Jahres" gewählt. Der Ausdruck wurde 64-mal eingesandt und war damit der am dritthäufigsten eingesandte Begriff. Auch wurden die Wörter "Hausaufgaben" (in Zusammenhang mit Griechenland) und "Verschwulung" (aus dem Buchtitel des Autors Akif Pirinçci) kritisiert.

Als "Gutmenschen" wurden 2015 diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzten oder sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellten. "Gutmensch", "Gutbürger" oder "Gutmenschentum" sei zum Vorwurf geworden. Er stempele Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd ab, so die Begründung der Jury. Mit dem Begriff meint man ein Helfersyndrom zu erkennen und eine Art moralische Vormachtstellung.

Doch sei der Ausdruck nicht allein im rechtspopulistischen Lager verwendet worden. Auch Journalisten in Leitmedien verwendeten ihn als Pauschalkritik. Der Gebrauch des Wortes unterbinde einen demokratischen Austausch von Sachargumenten, so die Jury.

Für das Jahr 2015 seien 669 verschiedene Wörter eingeschickt worden. Ungefähr 80 hätten dabei den Kriterien der Jury entsprochen. Insgesamt habe die Jury 1644 Einsendungen erhalten.
Weitere Informationen findet man unter www.unwortdesjahres.net.


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