Es war eine Stadtrundfahrt der etwas anderen Art: Die Geschäftsführerin der Frankfurt Wirtschaftsförderung Urda Martens-Jeebe und fünf ihrer Mitarbeiter hatten sieben ausgewählte Handwerksbetriebe in Frankfurt besucht, um sich persönlich ein Bild von deren Arbeit zu machen. Dabei standen zunächst traditionelle Familienbetriebe im Vordergrund. „Wir wollen die Bedeutung des Handwerks deutlich machen,“ sagte Martens-Jeebe. „Uns ist wichtig, dass das Handwerk in Frankfurt ein Gegenpol zu den Banken und Dienstleistern schafft. Ein Wirtschaft funktioniert nicht, ohne dass sie auch das Handwerk hat.“ Bei der kleinen Rundreise wurde deutlich, dass die meisten Betriebe an der oft beklagten „Geiz-ist-geil“-Mentalität zu leiden hätten. „Den Leuten ist die Qualität egal, Hauptsache es ist billig,“ bilanziert Metzgermeister Manfred Völp. Sein Betrieb in Seckbach besteht seit drei Generationen und ist damit einer der ältesten in Frankfurt. Willi Völp, der Vater des Meisters, hilft trotz seiner 87 Jahre immer noch in der Fleischerei mit, aber eigentlich hat er schon resigniert: „Wir sind wirtschaftlich am Ende; unser Beruf hat keine Zukunft mehr.“
Eine ähnliche Krise hat auch die Lederverarbeitung Kappes Kappes durchgemacht. Sie stellt in Bergen-Enkheim seit drei Generationen Schuhe, Geldbörsen, Gürtel und Handtaschen her. Dabei verwendet sie vor allem Reptilleder, aber auch Elefanten- und Straußenhäute – natürlich im Rahmen der gültigen Gesetze. Seit der Verabschiedung des Washingtoner Artenschutzabkommens 1973 und darauf folgender Tierschutzkampagnen habe es ein Massensterben der pelz- und lederverarbeitenden Betriebe gegeben, sagt Peter Kappes. Seitdem sei es schwerer geworden, auf dem Markt zu bestehen. Trotzdem läuft das Geschäft – wenn auch mit Mühe.
Anders hingegen verhält es sich bei Hake Präzisionsmechanik in Bergen-Enkheim. Nachdem der metallverarbeitende Betrieb keine Ersatzteile mehr für Nähmaschinen herstellen konnte, hat er durch ein eigens entwickeltes Produkt seine Existenz sichern können, einen speziellen Sprühkopf aus Edelstahl. Rund 25 Prozent der Einnahmen würden über den Export eingebracht. „Nur so ist ein mittelständisches Unternehmen existenzfähig,“ sagt Herbert Völp. Theoretisch kann mittels Lasertechnologie jedes beliebige Metallteil bei Hake hergestellt werden, Völp und seine Mitarbeiter sind in ihren Aufträgen flexibel. Umdenken ist also angesagt.
Der Besuch bei der Bäckerei Kronberger im Nordend war mit Abstand der Positivste. Hier floriert das Geschäft mit Qualitätsbackwaren aus der Manufaktur. Bäckermeister Hans Kronberger führt zusammen mit Frau und Tochter einen Betrieb mit viel Idealismus. Dieser zahlt sich aus, aber expandieren will Kronberger trotzdem nicht. „Es geht mir um den Spaß,“ sagt Kronberger. Außerdem habe er mit seinem „kleinen Hochleistungsbetrieb“ alle Hände voll zu tun, um die Anforderungen seiner Stammkunden zu befriedigen: „So gut kann man gar nicht sein, wie die glauben, dass man ist.“