Ein CDU-Supermann wird 75

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Nils Bremer /

Der Name Walter Wallmann wird in der Christdemokratischen Union immer noch mit Ehrfurcht gehandelt. Und selbst beim politischen Gegner hat er eine ganze Ära geprägt. Heute feiert Wallmann seinen 75. Geburtstag - zurückgezogen mit seiner Familie. Öffentliche Auftritte von ihm sind selten - das Alter hat an ihm gezehrt. Seine politischen Erfolge sind in der Tat groß, unumstritten war der Politiker nie. Seine Laufbahn begann er im Landkreis Marburg-Biedenkopf, dort studierte er Jura, promovierte 1965. Zwei Jahre später, da war er schon Amtsrichter in Kassel, wird er stellvertretender Parteivorsitzender der hessischen CDU. Auch im Landtag, dem er zwischen 66 und 72 angehörte, steigt er rasch auf. Das gleiche gelingt ihm dann noch einmal im Bundestag: ein Jahr nach seinem Einzug kommt er in die Fraktionsspitze, wird 1976 parlamentarischer Geschäftsführer. Doch lange währt seine Zeit dort nicht - die Kommunalpolitik holt ihn aus Bonn zurück nach Frankfurt, neun Jahre prägt er die Stadt als Oberbürgermeister. Insbesondere durch seine Law-and-Order-Politik wird er berühmt und berüchtigt - sein Versuch, die Innenstadt drogen- und prostitutionsfrei zu machen darf aus heutiger Perspektive nicht nur als gescheitert, sondern als ein völlig falscher Weg in der Kriminalitätsprävention angesehen werden. Das hat auch seine Partei eingesehen, die sich in der Kommunalpolitik weit von den Wallmannschen Idealen entfernt hat und heute sogar mit den Grünen koaliert - während der „Ära Wallmann“ undenkbar.

Ein Intermezzo, und dennoch beachtet, blieb seine Amtszeit als erster Umweltminister der Bundesrepublik, ein Posten, der nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl geschaffen wurde. Nicht mal nach einem Jahr im Amt ging es für den CDU-Politiker zurück nach Hessen: vier Jahre als Ministerpräsident lagen vor ihm, 1991 wurde die CDU-FDP-Koalition nicht wiedergewählt, nicht verwunderlich, denn der Supermann der Union bekam Kratzer - weil Störfälle in Biblis unter den Tisch gekehrt wurden oder weil sich Wallmann auf Staatskosten den heimischen Garten im Frankfurter Lerchesberg machen ließ. Nach außen hin war seine politische Karriere damit zu Ende, parteiintern zog der bestens vernetzte Wallmann hingegen noch lange die Fäden. 1995 übernahm noch mal für zwei Jahre die Parteiführung in Frankfurt, seit 1999 hat er keine öffentlichen Ämter mehr inne. Gesundheitlich angeschlagen lebt der dreifache Großvater nun mit seiner Frau in Idstein.

Foto: CDU Frankfurt


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