Auch die Kantine des Frankfurter Betriebs, in der 20 Menschen an EHEC erkrankt sind, soll sie serviert haben: Die Sprossen, die an der nicht enden wollenden Bakterien-Epidemie schuld sein könnten.
Jasmin Takim /
Bei der Suche nach der Quelle für die EHEC-Erkrankungswelle verfolgen die Experten eine neue Spur. Im Visier stehen Keimlinge aus einem Betrieb in Niedersachsen. Die Panikmache um Gurken und Tomaten - nun alles passé? „Das Robert-Koch-Institut hat noch keine Entwarnung gegeben“, sagt Oswald Bellinger, Sprecher des Frankfurter Gesundheitsamtes. Die Sprossen, die nun in Verdacht stehen, Auslöser für zahlreiche EHEC-Erkrankungen gewesen zu sein, wurden offenbar an zahlreiche Gaststätten und Firmen geliefert, die in den vergangenen zwei Wochen in die Schlagzeilen geraten waren – darunter angeblich auch die Frankfurter Kantine an der Friedrich-Ebert-Anlage, wo 19 Besucher an EHEC erkrankt waren. Die Kantine soll die Sprossen, die roh im Salat serviert wurden, über einen nordrhein-westfälischen Zwischenhändler bezogen haben. Oswald Bellinger will dazu noch nichts sagen: „Das ist ein Verdacht. Der Labornachweis steht noch aus, im Moment weiß man das noch nicht genau.“ Lebensmittelkontrolleure waren auf den niedersächsischen Gemüsehof aufmerksam geworden, nachdem sie auf Keimlingen des Betriebs EHEC-Bakterien festgestellt hatten. Kurze Zeit später stand fest: Der Betrieb im Raum Uelzen hatte zahlreiche Großhändler und Endabnehmer in Städten beliefert, in denen auffallend viele Verbraucher erkrankten. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium spricht von 50 Fällen, die in direktem Zusammenhang mit dem Erzeuger stünden. Auch zwei Angestellte des mittlerweile gesperrten Unternehmens sind an Durchfall erkrankt, bei einer ist EHEC nachgewiesen worden. Die Konzentration auf Blattsalate, Tomaten und Gurken in den vergangenen Wochen sieht der Sprecher des Frankfurter Gesundsheitsamts nicht kritisch: "Es sind überproportional häufig Personen betroffen gewesen, die Tomaten und Gurken verzehrt hatten", so Bellinger. "Die Ergebnisse des Robert-Koch-Instituts basieren auf wissenschaftlichen Untersuchungen. Das RKI hat hier verantwortungsbewusst gehandelt." In Frankfurt erkranken weiterhin ein bis drei Menschen pro Tag. Vergangene Woche ist nachträglich noch eine Patientin gemeldet worden, die vor zwei Wochen in der Frankfurter Kantine gegessen haben soll. über das Wochenende drei weitere Infektionen gemeldet worden.
In Frankfurt ist die Zahl der Erkrankten auf 34 gestiegen. Zwölf von ihnen leiden unter dem hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS). In der Frankfurter Uniklinik werden derzeit noch zehn Patienten, darunter neun Patienten mit HUS behandelt. Eine Patientin liegt noch auf der Iintensivstation.