Diskussion über "Israel-Lobby" im IG-Farben-Haus

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red /

Wenn es noch eines Beweises gebraucht hätte, das junge Menschen nicht desinteressiert und gleichgültig sind, so war dies sicherlich die Buchpräsentation "Die Israel-Lobby" im Casino des IG-Farben-Gebäudes auf dem Uni-Campus Westend. Einige hundert Besucher füllten den großen Hörsaal fast zur Gänze. Die beiden Autoren John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt waren zur Veröffentlichung ihres Buchs in Deutschland angereist, um ihre Thesen zu erklären, zu verteidigen und sich dagegen zu verwehren, des Antisemitismus verdächtigt zu werden. Die These könnte so verstanden werden: Es gebe, so Mearsheimer und Walt, starken Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik durch jüdische Lobbygruppen, insbesondere natürlich in Bezug auf den Nahen und Mittleren Osten. "Israel wird kaum, wenn überhaupt je von amerikanischen Politikern kritisiert", so Walt. Die Lobbygruppen gäben den Politikern im Kongress zu verstehen, dass sich ihre Wiederwahl schwierig gestalten könnte, sollten sie die Politik Israels negativ kommentieren.


"Schämen Sie sich nicht, mit so etwas Geld zu machen?", fragte ein Zuhörer entrüstet und hielt das deutsche Cover des Buches hoch, auf dem die amerikanische Flagge zu sehen ist - mit Davidssternchen. "Wichtiger als sich mit dem Cover zu beschäftigen, ist es, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen", konterte Mearsheimer. Und dem könne man keinen Antisemitismus nachweisen. "Der Einfluss dieser Lobbygruppe ist unbestritten." Man habe sich nur die Mühe gemacht, dies wissenschaftlich zu untermauern. Die Autoren machen der Lobbygruppe denn auch keinen Vorwurf - sie agiere wie jede andere Interessenvertretung und das durchaus erfolgreich.

Der Frankfurter Politikwissenschaftler Gert Krell nahm das Buch in seiner Kritik dann auch an anderen Stellen auseinander. So sei der Einmarsch in den Irak nicht maßgeblich von der Israel-Lobby beeinflusst worden (siehe auch das unten verlinkte PDF). Aus dem Publikum kamen vor allem positive Stimmen, Verständnisfragen und viel Applaus. Eine Erfahrung die Mearsheimer und Walt auch auf ihren Vortragsreisen in den USA gemacht hätten. "Die Leute sind froh, dass darüber nun offen gesprochen werden kann", so Walt. "Das ist auch besser als das Thema der Beeinflussung der amerikanischen Politik totzuschweigen. Erst daraus entstehen Verschwörungstheorien und Antisemitismus." nil


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