Frankfurt hat viele Bewohner von denen nur wenige Menschen etwas wissen. Rüdiger Wittig gehört zu denen, die sich auskennen, die Fledermausarten zählen, fleischfressende Pflanzen auf dem Grund von Gewässern finden und sechs wildwachsende Orchideenarten im Stadtgebiet. „Man muss nicht nach Ostafrika fahren, um Natur zu erleben, das kann man vor der eigenen Haustür.“ Wittig ist Professor für Ökologie und Geobotanik an der Goethe-Uni und einer der Fürsprecher von BioFrankfurt, einem Netzwerk, das die Artenvielfalt in Frankfurt und der Region hervorheben will. Biodiversität ist der Fachausdruck dafür und den möchte das Netzwerk in den kommenden zwei Jahren stärker in der Bevölkerung verankern. „Es gibt eine erstaunliche biologische Vielfalt in Frankfurt“, sagt Wittigs Kollege Bruno Streit. Sie zu bewerben ist Schwerpunkt des neuen Projekts von BioFrankfurt, das von namhaften Stiftungen und Institutionen gefördert wird, mehr als zwei Drittel der rund 800.000 Euro kommt dabei von der Stiftung „Flughafen Frankfurt/Main für die Region“. Beteiligt sind auch die Mainova, die Polytechnische Gesellschaft und die Hertiestiftung. Breite Kreise der Bevölkerung will man erreichen – durch Führungen, Werbeaktionen, Ausstellungen und Vorträge. Im Frühling soll es losgehen, ein Projekt zwischen der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit und Schulen im Rhein-Main-Gebiet läuft bereits. Dass Kritik am Flughafenausbau wegen des Engagements der Fraportnahen Stiftung unter den Tisch fällt, weist Wittig zurück. „Kurzfristige Aktionen mit dem erhobenen Zeigefinger bringen da wenig – wir wollen das Bewusstsein verändern. Und wer bewusst lebt, der wird sich den Kurztrip nach Mallorca oder die Südfrüchte aus Brasilien sparen.“