Sonntag ist immer Volker Rebell-Zeit auf hr3. Da, wo früher der Kramladen lief, heißt es jetzt hr3 Rebell - von 21 bis 23 Uhr
In der 1. Stunde am heutigen Sonntag, von 21 – 22 Uhr, ist die Überschrift Der Krautrock lebt. Was früher ein Schimpfwort war, hat sich im Laufe der Zeit, wenn auch nicht gleich zu einem Adelstitel, so doch zu einem Qualitätssiegel gewandelt. Vor allem in England und den USA etablierte sich der Begriff Krautrock als Stilkategorie für eine eigenständige deutsche Rockmusik der 70er Jahre, der mit Respekt bis Bewunderung begegnet wird. Britische Bands wie Radiohead und Blur, sogar Superstar David Bowie, aber auch die US-Amerikaner Beck und Red Hot Chili Peppers haben sich lobend über den deutschen Krautrock geäußert oder gar als davon beeinflusst bezeichnet.
Unter dem Etikett Krautrock wird allerdings zusammengefasst, was eigentlich gar nicht zusammengehört, nämlich sowohl der elektronische Experimental-Sound von Bands wie Popol Vuh, Tangerine Dream, Neu u.a., als auch der avantgardistische Improvisations-Rock von Can, Amon Düül u.a., der Ethno-Rock von Embryo und (später) Dissidenten, der psychedelische Rock von Guru Guru, Jane, Faust u.a. und der Elektro-Pop der Techno-Pioniere Kraftwerk. Doch nicht nur das alles gilt als Krautrock, sondern auch der melodiöse Jazzrock von Kraan (gegründet 1970) und der folksong-beeinflusste Artrock von Hoelderlin (gegründet ebenfalls 1970). Beide Band-Legenden stehen gemeinsam mit der Newcomer-Band Electric Orange am kommenden Freitag dem 21.09. bei der „Krautrock Nacht“ in Fulda auf der Bühne. Heute sind sie in der ersten Stunde von hr3-Rebell zu Gast.
Von Kraan kommt der Bassist und Macher Hellmut Hattler. Von Hoelderlin kommen der Schlagzeuger Michael Bruchmann (als einziges Gründungsmitglied von Hoelderlin), der Keyboarder Andreas Hirschmann (Mitglied von Hoelderlin seit 2005) und die neue Sängerin und Geigerin Ann-Yi Eötvös. Und in dieser Besetzung wird das Hoelderlin-Trio live und unplugged drei Titel aus dem neuen Album „8“ im hr3-Studio spielen.
In der 2. Stunde von 22 – 23 Uhr wird das Thema Quo Vadis Pop? diskutiert. Was wird aus dem Pop-Business und den kreativen Popmusikern? Drei Tage vor Beginn der Popkomm, Europas größter Fachmesse für Popmusik in Berlin, diskutiert hr3-Rebell über den Umbruch in der Plattenbranche, über die Chancen und Risiken von MySpace, YouTube Co, über die Möglichkeiten der Selbstvermarktung von Musikern und Bands, etc.
In Zeiten, in denen die Pop-Konzertbranche mehr Umsatz macht als die Plattenindustrie, weil die Tonträger-Verkäufe weiterhin rückläufig sind, verabschieden sich die etablierten Plattenfirmen zunehmend aus der Nachwuchsförderung, trennen sich von renommierten, aber umsatzschwachen Künstlern und riskieren kaum noch etwas abseits des Mainstream.
Ist das Internet die Rettung für ausgemusterte Altstars, für neue, kreative Köpfe und für stilistisch eigenwillige Nischenanbieter? Können unbekannte Musiker und Newcomer-Gruppen ihre Musik über Download-Shops an den Mann und die Frau bringen? Hilft eine Präsentation in Internet-Portalen, um das interessierte Publikum zu erreichen? Welche Vorteile bieten die neuen Medien für die Nutzer, die Musikinteressierten, die Popkonsumenten?
Dies und mehr diskutieren im Studio kompetente Gäste: der Musiker Hellmut Hattler, der fast alles, was seine Musik anbelangt, eigenverantwortlich macht und die neue Doppel-CD „Live Cuts“ seiner Band HATTLER über das Internet vertreibt, der Label-Chef Christian Arndt von peace-lounge-recordings und diversen Sub-Labels, der die Musik seiner Vertragskünstler aus Dance, Electronica, Worldmusic, Jazz, Lounge, Pop und Klassik sowohl auf herkömmlichen Tonträgern, aber auch als digitalen Download anbietet und der Frankfurter Musikjournalist Detlef Kinsler, der seit vielen Jahren schon über die musikalischen wie strukturellen Entwicklungen und Trends der Popszene berichtet, aber auch als Förderer junger, kreativer Künstler Einblicke hat in die schwierige Welt des künstlerischen und finanziellen Überlebens junger, eigenwilliger Musiker und Musikerinnen.
Eines lässt sich vorab schon sagen: die Chancen sind eindeutig vielfältiger geworden. Doch was ist mit den Risiken? Und gibt es Nebenwirkungen? Und was bringt die Zukunft im Pop? Antworten und Weissagungen in der zweiten Stunde von hr3-Rebell.