Der Apfelwein erfreut sich in Frankfurt einer jahrhundertelanger Tradition. Bereits im Mittelalter schenkte man das flüssige Gold aus. Nun kämpfen sieben Frankfurter für eine angemessene Würdigung: in Form eines Äbbelwoi-Museums.
Annika Schlendermann /
"Wir stehen erst am Anfang, es ist eine Idee, aber wir haben bereits ein Konzept und einen Finanzierungsplan“, so Jürgen Aha, Gründer des Altstadtforums über das geplante Äbbelwoi-Museum. Mit dem Abriss des Historischen Museums verschwand auch das dort ursprünglich beheimatete „Historix“, eine typische Apfelwein-Kneipe in Verbindung mit Ausstellungsstücken zum Thema Apfelwein. „Es kann doch nicht sein, dass wir in der Apfelweinhochburg Frankfurt leben und alle unsere internationalen Nachbarn Museen zu diesem Getränk haben und wir nicht“, so Aha. Deswegen hatten sich vor etwa einem halben Jahr Vertreter aus der Apfelweinbranche, dem Frankfurter Kulturleben und des Stadtmarketings zusammengefunden, um aufkeimende Ideen endlich in die Tat umzusetzen. Darunter auch Steffen Ball, der Geschäftsführer des Verbandes der hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien der auf die Frage, warum das Museum nicht in Alt-Sachsenhausen, sondern in der neuen Altstadt geplant sei, eine plausible Antwort hat: „Um das Museum selbsttragend zu machen müssen auch Touristen kommen. Wir rechnen im Jahr mit etwa 60 000 Besuchern. Die Innenstadt bietet die besten Möglichkeiten, um solche anzulocken.“ Torsten Dorn, Inhaber von Lorsbacher Thal ergänzt, dass in Sachsenhausen zudem einfach nicht das benötigte Raumvolumen vorhanden sei. Darüber, dass das Museum keine langweilige und verstaubte Angelegenheit werden soll, sind sich die Kollegen des Trägervereines für das deutsche Apfelweinmuseum einig. Ihr Konzept sieht vor, fünf Erlebniswelten in den Räumlichkeiten anzubieten. „Sehen-Schmecken-Verstehen: Von der Streuobstwiese bis zur Abfüllstation“, „World of Cider: Apfelwein ein globales Getränk“ und ein Apfelweinrestaurant mit Showküche sind nur drei der Erlebniswelten. Die Geschichte des Apfelweins und damit verbundene Themen, etwa dass das Getränk mittlerweile auch international sehr beliebt ist, soll Kindern aus Schulklassen und Kindergärten ansprechend näher gebracht werden: Geplant sind Touchscreens die auf Anforderung Informationen bereitstellen und Probierstationen für unterschiedliche Apfelsaftsorten. Aha ist sich sicher, dass das Konzept funktionieren wird: „Ich denke, dass es wichtig ist, dass Kinder auch fühlen, schmecken und riechen dürfen.“
„Es gibt wieder eine große Nachfrage nach Kultur, Heimat und dem typisch heimischen Gefühl“, so Aha. Ein solches Museum sei wichtig, um Kindern und auch Erwachsenen eine lokale Anlaufstelle zu bieten, die sie informiere. Die Kosten dafür halten sich laut Verein im Rahmen: 860 000 Euro benötige eine solche Einrichtung ungefähr als Starthilfe für Ausbau und grundlegende Anschaffungen. Danach soll das Museum ohne weitere Zuschüsse der Stadt auskommen. Die Hälfte des benötigten Betrages ist bereits zusammengetragen. Für die restlichen 430 000 Euro erhofft sich der Verein die Unterstützung der Stadt.
Foto (v.l.n.r.): Torsten Dorn, Steffen Ball, Peter Häfner, Jürgen Aha, Günter Possmann