Das Frauenreferat Frankfurt hat ein besonderes Buch herausgegeben: „Nach Frauen benannt“ erzählt die Geschichten der Frauen, nach denen in Frankfurt Straßen und andere Orte benannt sind. Die Biographien beeindrucken.
Ronja Merkel /
In Frankfurt finden sich rund 3400 Straßen, Plätze und Brücken – eine beeindruckende Zahl. Während jedoch etwa 1000 dieser Orte nach Männern benannt sind, finden sich leider nur 127 weibliche Namensgeberinnen. Zwar werden seit einem Beschluss aus dem Jahr 1989 Frauen bei der Benennung neuer Straßen stärker berücksichtigt, doch in älteren Stadtteilen finden sich nach wie vor fast ausschließlich männliche Namen. Dabei stehen die Frauen den Männern in nichts nach, wenn es um beeindruckende Biographien geht. Mit „Nach Frauen benannt“ hat das Frauenreferat der Stadt Frankfurt ein Buch herausgegeben, dass die faszinierenden und teilweise erschütternden Lebenswege der Damen zusammenfasst, die bereits gewürdigt wurden. Alle diese Frauen hinterließen der Welt etwas Wichtiges, Wegweisendes.
Eine berühmte Frankfurterin, die in dem Buch nicht fehlen darf, ist Anne Frank. Es gibt wohl kaum jemanden, der die tragische Geschichte des Mädchens, das dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel, nicht kennt. Ihr Tagebuch gilt als Symbol des Grauens, das das Naziregime in Europa verbreitete. Anne Frank, eine junge Frau, die sich verstecken musste, bloß weil sie Jüdin war. Die ermordet wurde, noch bevor sie die Chance bekam, zu leben. Sie steht stellvertretend für die Millionen Menschen, die unter einer schrecklichen Diktatur ihr Leben lassen mussten. Nach Anne Frank sind eine Straße, eine Siedlung in Eschersheim, eine Schule und eine Jugendbegegnungsstätte in Dornbusch benannt.
Eine weitere Frau, die gegen den Nationalsozialismus kämpfte, war Anneliese Hoevel. Als Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands waren sie und ihr Mann aktiv am Widerstand gegen hitler beteiligt. Als ihr Ehemann 1933 untertauchen musste, ließ Hoevel sich lieber inhaftieren, statt seinen Aufenthaltsort preiszugeben. Insgesamt eineinhalb verbrachte sie in „Schutzhaft“ in verschiedenen KZs und kämpfte danach ebenso ungebrochen weiter, wie zuvor. 1942 wurden Anneliese und Andre Hoevel in Preungesheim zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Anneliese-Hoevel-Straße bewahrt das Andenken dieser starken Frau.
In Frankfurts Geschichte tauchen vieler solcher Frauen auf, deren Schicksale bewegen und aufrütteln. Die Welt sähe anders aus, hätten diese Kämpferinnern nicht für das eingestanden, an das sie glaubten: eine gerechte, bessere Welt. „Nach Frauen benannt“ zollt ihnen die Anerkennung, die sie verdienen.
>> „Nach Frauen benannt – 127 Straßen in Frankfurt“, geschrieben von Steffi Schubert und Birgit Kasper und herausgegeben vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt, erschien im November im Nizza-Verlag und ist für 14 Euro erhältlich.