Zwei Mal im Jahr wird in der imposanten Kulisse der Stadtbücherei die Musikszene Frankfurt vorgestellt auch um die dort eingerichtete Ausleihe mit regionalen Produktionen zu promoten. Diesmal mit einem Singer/Songwriter-Special.
Detlef Kinsler /
Die Klammer ist schnell gesetzt. Alle, die am Abend vor Fronleichnam in der Hasengasse auf die Bühne gehen sind liebend gerne Geschichtenerzähler. Und alle haben Bandvergangenheit, Mane Stelzer mit Under 10 Moons und akustischer Groovemusik mit Einflüssen von Ton Steine Scherben über Tori Amos bis Jeff Buckley, Tom McClymont mit den Beat-infizierten Couldn’t Be A Fisher und Gitarren-Pop zwischen 60’s und 90’s, Christian Hansel sowie Vladimir Vambold als Kern von Ramschladen als deutschsprachige Post-Grunge-Band postAudio. Mane hatte – was ihr da noch nicht bewusst war – das große Glück, im zarten Alter zwischen 5 und 6 mit der Familie in North Carolina zu leben. Dort in der Tabakstadt Durham hatte J.D. Loudermilk seinen Klassiker „Tobacco Road“ zwischen Blues, Folk und Country geschrieben, der auch von Rock- und Popstars interpretiert wurde. Carole King, Carly Simon und James Taylor im Ohr, Simon & Garfunkel am Lagerfeuer gehört, sind es diese Koordinaten, die auch für die Frankfurter Sängerin relevant wurden. Mit Gitarrist Dennis Lapp pflegt sie seit April 2012 die essentielle Duoform. „Stimme und Gitarre ist, was ich im Moment sehr schön finde, auch weil ich gemerkt habe, je puristischer, desto besser“, ist Manes neue Erfahrung.
Tom McClymont hat es mit Couldn’t Be A Fisher (ohne der Ur-Drummer Klaus Fischer, der Tom heute wieder begleitet) 1992 bis zu „Rock am Ring“ gebracht, die Band löste sich danach prompt auf. Kein seltenes Bandschicksal, das der gebürtige Schotte nicht nur einmal erlebte. Deshalb setzte McClymont auch mal aus. Vor fünf Jahren packte ihn aber wieder der Ehrgeiz, gezielter Songs zu schreiben und sie aufzunehmen. „Ich hatte einiges zu erzählen, anders als vor 20 Jahren“, sagt er. Klar kann er heute auf einen ganz anderen Erfahrungsschatz zurückgreifen, auch tief schürfende Erlebnisse wie den Tod thematisiert. „Ich kann das in Liedern umsetzen ohne dass es peinlich wird ... Hoffe ich zumindest.“ Mit den Beatles und Kinks sozialisiert, very British von Big Country, Prefab Sprout und The Smith für Couldn’t Be A Fisher inspiriert, fallen natürlich bei Gitarre und Mundharmonika Namen wie Neil Young und Bob Dylan. McClymonts Favorit aber heißt John Martyn. „Strophe, Refrain, Strophe, keine Bridge, nix Gekünsteltes, das gefällt mir.“ Wie auch Texte seines Landsmannes Robert Louis Stevenson, von dem er Gedichte vertont. „Ich musste nachsitzen weil ich den Unterricht gestört hatte“, erinnert sich der Sänger. „Zu der Zeit haben uns die Lehrer noch Lederriemen über die Hand gezogen, Miss McEwan war die einzige, die uns stattdessen Gedichte auswendig lernen ließ. Danach gab’s Schokolade.“ Der Grundschullehrerin in Dunblane sei Dank.
Der Übergang von postAudio zu Der Ramschladen war für Christian Hansel (Gesang, Westerngitarre, Flöte, Glockenspiel) und Vladimir Vambold (Baritongitarre, Backing Vocals) fließend. „Vladimir und ich haben immer viel zu zweit an der Musik gearbeitet, auch am zweistimmigen Gesang. Das war bei mir im Wohnzimmer und das geht natürlich am besten akustisch, meinen Nachbarn zuliebe“, lacht Hansel. „Akustische Poesie“ setzen die Zwei mit Christian Käsler (Mandoline, Glockenspiel, Gitarre) und Lukas Klemm (Cajon, Percussion) um, aus Gedichten heraus entstanden, deutsch gesungen. „Ich jongliere gerne mit Worten beim Schreiben meiner Lieder, auf Konzerten versteht jeder jedes Wort, und das ist mir wichtig. Blumfeld war eine Band, die mich sehr geprägt hat.“ An Selig denken andere. „Schreiben ist für mich ein Loslassen.“ Detlef Kinsler