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Foto: Christiane Wegner
Foto: Christiane Wegner

Corona: Schutzmasken aus Frankfurt

„Farbige Stoffe machen schreckliche Situationen etwas weniger schrecklich“

Seit einer Woche ist in Hessen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend. Doch auf den Straßen tummeln sich keineswegs nur grüne Einwegmasken: Viele Frankfurterinnen und Frankfurter gehen in der Krise kreativere Wege.
Es gibt sie bunt, es gibt sie schlicht, aber vor allem gibt es sie überall: Die Maskenpflicht in Hessen während der Corona-Pandemie hat einen großen Bedarf an Mund- und Nasen-Schutz auf den Plan gerufen. Und die Frankfurterinnen und Frankfurter klemmen sich allem Anschein nach seit Wochen hinter die Nähmaschinen und fertigen Maske um Maske. Dabei ist es für die einen ein netter Zeitvertreib während der Quarantäne, für die anderen ist es der kleine Finger, der an der Erwerbstätigkeit festhält. Denn für viele Bekleidungsgeschäfte sieht es momentan nicht gut aus – trotz der Erlaubnis zur Wiedereröffnung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Leute jetzt Lust haben, shoppen zu gehen. Die Straßen sind leer“, sagt Silke Scholz, die ein Braut- und Abendmodegeschäft auf der Berliner Straße betreibt. Sie trifft der Lockdown in doppelter Hinsicht: „Wenn keine Veranstaltungen stattfinden, benötigt auch niemand ein Abendkleid dafür. Und die geplanten Hochzeiten wurden alle auf nächstes Jahr verschoben“, erklärt die Schneidermeisterin. Silke Scholz Brautmoden musste wie alle anderen Geschäfte schließen und viele hübsche Baumwollstoffe blieben unberührt zurück. Seit fünf Wochen schneidert Scholz daraus nun gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen Schutzmasken für Mund und Nase – mittlerweile hat das Team rund 1000 Stück angefertigt.


© Silke Scholz


350 von ihnen gingen in Scholz’ Heimat nach Jena. Viele weitere gingen an das Kinder-Palliativteam der Universitätsklinik. Die Schneiderin nennt die Maskenherstellung „eine nette Geste, damit man nicht total verrückt wird“ und sagt, dass es wichtig sei, auch in diesen Zeiten seinen Humor zu behalten. Mittlerweile ist ihr Brautmodegeschäft wieder geöffnet, es sei aber wenig los. „Mein Geschäftsjahr 2020 hat am 17. März geendet.“ Ihre Masken aber verkauft sie weiterhin im Geschäft oder schickt sie an ihre Kundinnen für sechs Euro pro Stück. Stolz ist Silke Scholz trotz allem auf ihre Masken: „Sie sind aus besten Baumwoll- oder Jersey-Stoff mit schönen Mustern gefertigt, aus denen sonst eben Abendkleider geworden wären. Zudem sind sie von beiden Seiten benutzbar.“


© Silke Scholz


Christiane Wegner: „Der Mund-Nasen-Schutz wird ein unverzichtbares Accessoire“

Auch die Designerin Christiane Wegner, die ein Atelier in der Schifferstraße in Sachsenhausen unterhält, hat sich in den vergangenen Wochen auf das Nähen von Masken spezialisiert, und auch sie geht farbenfroh und mit ausgefallenen Mustern an die Sache heran. „Farbige Stoffe und interessante Prints lassen die schreckliche Situation etwas weniger schrecklich wirken“, sagt die Designerin aus dem Brückenviertel. Sie sehe das Tragen einer Maske als ein Zeichen der Solidarität. „Wenn alle eine Maske tragen, werden dadurch vielleicht auch die gegenseitigen Ansteckungsrisiken abgemildert.“ Für die Form nutzt sie eine klassische Sprayer-Maske, die sie selbst oft verwendet, wenn sie mit Sprühfarben experimentiert. „Diese Maskenform hat ein gewisses Volumen im Bereich des Mundes, sodass man zum einen besser atmen kann und zum anderen nicht immer Lippenkontakt mit der textilen Fläche hat“, erklärt die Designerin. Bereits Mitte März, kurz vor dem Lockdown, als es Wegner noch möglich war, ihre Kundinnen zur Präsentation ihrer Sommerkollektion einzuladen, trug sie eine Schutzmaske mit der Perlenaufschrift „Faith Cohesion“, um auf den Zusammenhalt in der Krise zu verweisen. Für die kommende Saison werde sie auch zu jedem Kleid eine passende Maske fertigen, „denn für lange Zeit wird die Mund- und Nasen-Abdeckung sicher ein unverzichtbares Accessoire bleiben.“


© Christiane Wegner


Auch die Ehrenamtsinitiative cup2gether beziehungsweise Main Becher – deren umweltfreundliches Pfandsystem für Kaffeebecher auch aktuell in 100 Cafés, Kiosken und Bäckereien nutzbar ist – haben sich der Herstellung von Schutzmasken verschrieben. Die Frankfurter Initiative fertigte mit 246 Freiwilligen in nur 20 Tagen 5000 Masken in Handarbeit an. Anschließend wurde der Mund- und Nasen-Schutz an Frankfurter Unternehmen, Organisationen und Einrichtungen verteilt. 1250 Masken gingen allein an die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES), weitere an zwölf Einrichtungen der AWO-Wohnanlagen, die Organisation Streetangels und die Frankfurt Werkgemeinschaft. Unterstützt wird die Cup2gether-Produktion unter anderem von dem gemeinnützigen Unternehmen Wäscherei Werkstätten Hainbachtal aus Offenbach, das knapp 1000 Menschen, mit und ohne Handicap, beschäftigt.

Unter dem Motto „Verbreite Liebe, keine Viren“ bietet auch der Frankfurter Fanartikel Hersteller „Frankfurtliebe“ ein schwarzes Schutztuch mit weißer „Frankfurtliebe“-Aufschrift. Das Tuch besteht aus drei Schichten, die vor Smog, Pollen, Allergenen, Bakterien und Keimen schützt. Die Modemacherin Lili Wöller hat ihre Signature-Lippen, die man auf vielen ihrer Stücke findet, nun auch auf Schutzmasken verewigt und bekräftigt damit die Aussage von Christiane Wegner, dass die Masken als Modeaccessoire taugen und in nächster Zeit eine feste Outfit-Komponente wie beispielsweise ein Hut werden.

Land Hessen: Gesichtsvisiere bieten keinen ausreichenden Schutz

Aber auch die Stoffmasken haben Nachteile: An ihnen wird allgemein bemängelt, dass hörgeschädigten und gehörlosen Menschen das Lippenlesen durch die Bedeckung des Mundes nicht mehr möglich ist. Als Alternative gelten transparente Kunststoff-Schilder. Das Verpackungsunternehmen Seufert aus Rodgau hat dafür beispielsweise PET-Masken entwickelt. Das sogenannte „Seufert-Face Shield“ ist eine Gesichtsabdeckung, die aus einem Distanzhalter, also einem Kunststoffschild, und einem zusätzlichen Band mit dem die Maske an der Stirn befestigt wird, besteht. Das Unternehmen hat eine weitere Maske mit dem Namen „LiSaTM“ entwickelt: eine an den Seiten verschlossene 360 Grad-Maske. Wie auch die Masken aus Stoff sind diese waschbar und wiederverwendbar, außerdem sind sie recyclebar.

Anders als beispielsweise in Nordrhein-Westfalen hat das Land Hessen das Tragen von Gesichtsvisieren aus Plastik jedoch für nicht ausreichend erklärt. Bei den Gesichtsvisieren bestehe keine Barriere gegen Tröpfchenauswurf, da sie unten und seitlich so weit geöffnet seien, dass die Tröpfchen und Aerosole durch das Visier „nur abgelenkt, aber nicht zurückgehalten werden", so das Hessische Ministerium für Soziales und Integration. Gesichtsvisiere würden daher nicht als geeignete Mund-Nasen-Bedeckung angesehen.


© Seufert
 
6. Mai 2020, 12.33 Uhr
Johanna Wendel
 
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Johanna Wendel >>
 
 
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