Zum Gnadenhof in Frankfurt-Oberrad werden immer mehr Stadttauben gebracht, die Kapazitäten gehen zu Neige. Das Stadttaubenprojekt fordert vor allem eine Seite zum Handeln auf.
Till Geginat /
Es ist heiß an diesem Montagnachmittag, sehr heiß. Selbst zwischen den Ackern und Wiesen in Oberrad treibt einem die Sonne Schweißperlen auf die Stirn. Viel trinken – das versteht sich ja von selbst – und das gilt für alle Lebewesen. „Bei diesen Temperaturen leiden auch die Tauben unter Hitzestress“, sagt Gudrun Stürmer vom Stadttaubenprojekt e.V. „Nur leider finden sie nicht immer genug Wasser.“
Warum nicht einfach das Wasser des Mains trinken? Das würden die Tiere versuchen, erklärt Stürmer, aber gerade die Jungtauben würden von der Strömung erfasst und mitgerissen. Was man hingegen selbst tun könne: eine Vogeltränke regelmäßig befüllen oder einen Getränkekarton aufschneiden und hinlegen.
Stadttaubenprojekt Frankfurt benötigt mehr Geld für Arbeit
Eine größere Vogeltränke steht auf dem Gnadenhof am Speckweg, wo sich neben unzähligen Tauben auch andere, oft verletzte Tiere wie beispielsweise Elstern in den zwölf Volieren befinden. Im Container gleich nebenan werden sie aufgepäppelt – doch es werden immer mehr: „Mittlerweile haben wir 15 bis 20 Tiere, die pro Tag abgegeben oder abgeholt werden“, erzählt Stürmer. „Das ist eine Herausforderung.“
Zwar beschäftigt der Verein mittlerweile drei Vollzeitmitarbeiter, aber die Kapazitäten würden an ihre Grenzen stoßen, erklärt sie weiter. Mit dem wenigen Geld von der Stadt komme man beim Stadttaubenprojekt nicht aus, betont die 70-Jährige. Da mag der funkelnagelneue weiße Container, der neben dem alten grünen steht, überraschen. Aber: „Den hat der Tierschutzbund gesponsert.“ Er soll zur neuen Krankenstation umgebaut werden, während der alte künftig als Taubenschlag dienen soll.
Fütterungsverbot in Frankfurt in der Kritik
Rund 10 000 Euro würden alleine für Spritkosten anfallen, um die verletzten Tauben abzuholen, führt sie aus. Knapp elf Prozent der Gesamtaufwendungen trage die Stadt, der Löwenanteil von 89 Prozent werde wiederum durch Spenden getragen, darunter auch die Vollzeitbeschäftigten.
Das Fütterungsverbot sieht sie skeptisch: „Die, die füttern wollen, werden das auch weiterhin tun“ und eine Stadt ohne Abfälle sei illusorisch. Problematisch sei außerdem, dass dadurch das Denunziantentum gefördert werde und die Taube ihren schlechten Ruf behalte. „Der Mensch neigt zu Ungezieferfantasien bei Tieren, die ihm nicht passen.“ Für die Kommunen sei das Verbot hingegen „ideal“: Es bringe Gelder bei Verstößen und erleichtere die Schuldzuweisung, wenn andere Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg brächten.
Info Wer dem Stadttaubenprojekt etwas spenden möchte, kann dies unter dieser Internetadresse tun.