Auch wenn Stadionsprecher Werner Damm vorm Anpfiff keine Eventualität ausschloss: an einen Sieg von Absteiger 1. FC Köln in Wolfsburg wollte wohl keiner im Stadion glauben. Adé Champions League. Dabei hatten andere Abschiede Priorität.
Detlef Kinsler /
Das letzte Heimspiel der Saison gegen Bayer Leverkusen begann mit leichter Verspätung. Schließlich musste fast eine komplette Mannschaft verabschiedet werden, darunter die Nachwuchskräfte Melissa Friedrich, Jana Löber, Celine Rumpf und Ebru Uzungüney, Stürmerin Isabelle Linden, Torfrau Anke Preuß und die Nationalspielerinnen und Leistungsträgerinnen Dzsenifer Marozsán (nach Lyon) und Simone Laudehr (zu den Bayern). Auch Kapitänin Kerstin Garefrekes lief zu ihrem letzten Spiel im Trikot des FFC auf. Sie beendete nach zwölf Jahren am Main ihre erfolgreiche Karriere. Das ließ niemand im Stadion kalt und vor allem KG wurde von den Fans gefeiert. Das Spiel hatte weit weniger Bedeutung als all die Ehrerbietungen davor. Leverkusen als Drittletzter der Liga hatte acht Punkte Vorsprung auf Platz 11 mit dem einen Absteiger Werden Bremen, Frankfurt lag zwar nur einen Punkt hinter Wolfsburg, aber einen Ausrutscher des VfL gegen den zweiten Absteiger Köln durfte man nun wirklich nicht erwarten. Die Frankfurterinnen erspielten sich zwar einige Möglichkeiten, auch auch Leverkusen hatte mit Lisa Schwab eine Doppelchance. Richtig Zwingendes passierte nicht auf dem Rasen. „Aufgrund der Ereignisse“ mutmaßte FFC-Coach Matt Ross, der mit der ersten halben Stunde seines Teams nicht wirklich zufrieden war. „Die Abschiede hatten sicher Auswirkungen auf das Spiel.“ Nur gut, dass nach 28. Minuten das 1:0 für Frankfurt fiel. Marozsán, die ihre Spielkunst hier und da noch mal aufblitzen ließ, passte auf Garefrekes, deren Ball erreichte Yuki Ogimi, die das Leder nur noch einschieben brauchte. Schöner heraus gespielt war dann allerdings das 2:0, gleichzeitig der erste Treffer von Jackie Groenen. Die nahm, ganz frech, der erfahrenen Annike Krahn auf Höhe des Leverkusener Strafraum den Ball einfach ab und schob ihn an der verdutzten Nr. 1 von Bayer, Anna Klink, vorbei ins Netz. Eine schöne Aktion. Dass es bis zur 77. Minute zum nächsten Treffer dauerte, lag – auch wenn Ross seine Elf in der zweiten Hälfte besser agieren sah („We found our way, played some good football...“) – oft am Unvermögen des FFC. Allein drei Mal lief Mandy Islacker ins Abseits. Und doch war es die Stürmerin, der dann noch zwei Tore, die ihr endgültig die Torjägerkrone der Saison sicherten, gelangen. In der 77. Minuten wurde Islacker vor der zuvor eingewechselten Ana Maria Crnogorcevic bedient, nur eine Minute später umkurvte Frankfurts Nr. 17 die gegnerische Torfrau sehenswert. Kerstin Garefrekes blieb es trotz drei guter Versuche nicht vergönnt, sich mit einem weiteren Tor zu verabschieden. Trotzdem gab es Standing Ovations für das „Rôle Model für jeden Profifussballer“ (Ross). Für Garefrekes kam für die letzten sieben Minuten Isabella Möller zu ihrem Bundesligadebüt. „It’s time for the next generation“, kommentierte Trainer Matt Ross den Kurzeinsatz. Schließlich gelte es, dem Nachwuchs die Chance zu geben, sich zu einer neuen Laudehr, Marozsán oder Garefrekes zu entwickeln. Und bei aller Freude über eine gelungenen Saison konnte es sich Ross dann doch nicht verkneifen, festzustellen, wie schade es doch sei, dass am Ende nur ein Pünktchen zur erneuten Champions League-Quali gefehlt habe. Tja, warum wohl ...
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.