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Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal: Alle Augen auf Dino Toppmöller
Als neuer Coach für Eintracht Frankfurt wird Dino Toppmöller eins brauchen: Geduld. Was ihn auch im Hinblick auf das Pokalspiel gegen Lok Leipzig noch so erwartet, prognostiziert Gastkolumnist Mounir Zitouni aus der Coaching-Zone.
Egal, wer für die Eintracht gegen Lok Leipzig und in den Wochen darauf aufläuft: Der wichtigste Spieler für den neuen Coach Dino Toppmöller trägt kein Trikot und hat auch keinen Spind. Der Akteur, den der Nachfolger von Oliver Glasner vor allem braucht, ist weiblich und heißt „Geduld“. Zuschauer, Spieler, Medien, Klubverantwortliche – sie alle werden sie brauchen.
Ein neuer Chef – ist ein neuer Chef. Wir kennen das aus allen anderen Systemen auch: Es braucht Gewöhnungszeit, wenn die Dinge anders vorgegeben und vorgelebt werden. Argwöhnisch wird der „Neue“ beobachtet: Wie spricht er? Wie geht er vor? Wie reagiert er unter Stress? Wie streng ist er? Wie souverän tritt er auf? Und vor allem: Wie erfolgreich ist er?
Eintracht Frankfurt: Eher keine Begeisterungsstürme für Dino Toppmöller
Toppmöller hat erst einmal einen Profiverein länger als ein Jahr gecoacht, das war der F91 Düdelingen in Luxemburg. In Frankfurt, wo zur DNA der Stadt durchaus eine gewisse Ambition gehört, erntet man dafür eher keine Begeisterungsstürme, auch wenn Toppmöller zuletzt als Co-Trainer bei Klubs wie Leipzig oder München arbeitete.
Dino Toppmöller im direkten Vergleich zu Ex-Eintracht-Coach Oliver Glasner
Die Erwartungen sind immens. Vorgänger Glasner hat die Europa League gewonnen, das Champions-League-Achtelfinale und das DFB-Pokalfinale erreicht. „Bitte genauso wieder“, sagt sich der Eintracht-Fan. Der Druck ist groß. Und auch der Drang, den neuen Coach mit dem alten zu vergleichen. Gerade, wenn am Anfang der Erfolg ausbleiben sollte, wird Toppmöller damit leben müssen, immer wieder auf seinen Vorgänger angesprochen zu werden. Da braucht es Souveränität, Überzeugung und Zuversicht.
Info
Zur Person: JOURNAL-Kolumnist Mounir Zitouni arbeitet als systemischer Business-Coach und unterstützt Menschen und Unternehmen im Leadership und Entwicklung. Für Eintracht Frankfurt spielte der Deutsch-Tunesier in der Jugend und später für die Amateurmannschaft. Er trug zudem das Trikot vom SV Wehen-Wiesbaden, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt. Für Tunesien absolvierte Zitouni zahlreiche Länderspiele. Später arbeitete er für den kicker und ist in TV-Formaten regelmäßig zu sehen. Zitouni hat einen Podcast: „Leadertalk.
SGE: Das Vertrauen für Toppmöller nach zwei Jahren im „Glasner-Stil“ ist noch nicht gefestigt
Wenn Dinge in der Vergangenheit insgesamt gut gelaufen sind, werden Veränderungen kritischer beäugt - auch oder gerade unter den Spielern. Schließlich hat man zwei Jahre relativ erfolgreich im „Glasner-Stil“ gearbeitet. Das Vertrauen für den Neuen ist noch nicht 100-prozentig gefestigt. Das kommt erst mit Erfolgen. Und der kann manchmal auch länger auf sich warten lassen. Die Veränderungen sollten trotz aller guten neuen Ideen nicht zu radikal sein. Gerade zu Beginn ist es wichtig, das, was da ist, zu würdigen und nur schrittweise Veränderungen einzuführen, um die Spieler nicht zu überfordern. Manch neuer Trainer vergisst vor lauter Innovationen, dass es wichtig ist, die Dinge, die bereits gut laufen, anzuerkennen. Zu viele Änderungen können auch destabilisierend wirken. Auf der anderen Seite wittern einige Spieler eine neue Chance, die Neuzugänge sind sowieso ihrem neuen Trainer loyal gegenüber. Kräfte, die der Toppmöller für seinen Weg nutzen muss und wird.
Toppmöller muss mit Ideen, Herangehensweise und Auftreten überzeugen
Doch er kann nicht mit großen Stationen als Cheftrainer glänzen. Umso wichtiger, dass er mit seinen Ideen, seiner Herangehensweise, seinem Auftreten überzeugt. Die Verantwortlichen haben ihn aus guten Gründen verpflichtet. Sie schätzen das, was Toppmöller kann. Sie wollen, dass er seinen Stil einführt, dass die Spielphilosophie und eine eigene Identität erkennbar sind. Dafür braucht es eine breite Brust. Zu viel Demut vor der Vergangenheit kann da auch stören. Es ist tatsächlich ein schmaler Grat.
Eine sympathische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wird wichtiger Baustein für Toppmöller sein
Was oft unterschätzt wird zu Beginn: Das Verhältnis zum engsten Umfeld, zu den Unterstützungsmitarbeitern. Es gilt die Scouts, Betreuer, Analysten, Fitnesstrainer, Marketing- und PR-Mitarbeiter genauso mitzunehmen wie die Spieler. Widerstand in diesem Bereich ist sehr schädlich. Auch für den Umgang zu den Medien gilt es Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren. Eine sympathische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Baustein für die eigene Sache. Schon mancher Trainer hat sich in den ersten Wochen, mangels Wertschätzung den Journalisten gegenüber, wichtige Brücken eingerissen.
Siege für Eintracht Frankfurt können durch nichts ersetzt werden
Doch am Ende gilt ein uralter Fußballerspruch: Siege können durch nichts ersetzt werden. Das ist eine Wahrheit. Am allerbesten also, wenn das Team schon gegen Leipzig im DFB-Pokal ein Ausrufezeichen setzt und auch beim Bundesliga-Auftakt im Derby gegen Darmstadt überzeugt. Dann wächst die Zuversicht im Umfeld, das Vertrauen der Spieler steigt und Trainer Toppmöller hat aufgrund der positiven Ergebnisse gute Argumente, um seinen Weg weiterzugehen.
Und was, wenn nicht? Wir erinnern uns: Ex-Eintracht-Coach Adi Hütter startete zu Beginn der Saison 2018/19 mit einem 0:5 gegen den FC Bayern im Supercupfinale in Frankfurt, einem Pokal-Aus beim viertklassigen Ulm und nur drei Punkten aus drei Bundesligaspielen. Er blieb drei Jahre. Daran sollten sich alle, die es mit der Eintracht halten, erinnern, wenn gegen Lok Leipzig oder Darmstadt verloren werden sollte.
Foto: Vanessa Seuffert
Ein neuer Chef – ist ein neuer Chef. Wir kennen das aus allen anderen Systemen auch: Es braucht Gewöhnungszeit, wenn die Dinge anders vorgegeben und vorgelebt werden. Argwöhnisch wird der „Neue“ beobachtet: Wie spricht er? Wie geht er vor? Wie reagiert er unter Stress? Wie streng ist er? Wie souverän tritt er auf? Und vor allem: Wie erfolgreich ist er?
Toppmöller hat erst einmal einen Profiverein länger als ein Jahr gecoacht, das war der F91 Düdelingen in Luxemburg. In Frankfurt, wo zur DNA der Stadt durchaus eine gewisse Ambition gehört, erntet man dafür eher keine Begeisterungsstürme, auch wenn Toppmöller zuletzt als Co-Trainer bei Klubs wie Leipzig oder München arbeitete.
Die Erwartungen sind immens. Vorgänger Glasner hat die Europa League gewonnen, das Champions-League-Achtelfinale und das DFB-Pokalfinale erreicht. „Bitte genauso wieder“, sagt sich der Eintracht-Fan. Der Druck ist groß. Und auch der Drang, den neuen Coach mit dem alten zu vergleichen. Gerade, wenn am Anfang der Erfolg ausbleiben sollte, wird Toppmöller damit leben müssen, immer wieder auf seinen Vorgänger angesprochen zu werden. Da braucht es Souveränität, Überzeugung und Zuversicht.
Zur Person: JOURNAL-Kolumnist Mounir Zitouni arbeitet als systemischer Business-Coach und unterstützt Menschen und Unternehmen im Leadership und Entwicklung. Für Eintracht Frankfurt spielte der Deutsch-Tunesier in der Jugend und später für die Amateurmannschaft. Er trug zudem das Trikot vom SV Wehen-Wiesbaden, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt. Für Tunesien absolvierte Zitouni zahlreiche Länderspiele. Später arbeitete er für den kicker und ist in TV-Formaten regelmäßig zu sehen. Zitouni hat einen Podcast: „Leadertalk.
Wenn Dinge in der Vergangenheit insgesamt gut gelaufen sind, werden Veränderungen kritischer beäugt - auch oder gerade unter den Spielern. Schließlich hat man zwei Jahre relativ erfolgreich im „Glasner-Stil“ gearbeitet. Das Vertrauen für den Neuen ist noch nicht 100-prozentig gefestigt. Das kommt erst mit Erfolgen. Und der kann manchmal auch länger auf sich warten lassen. Die Veränderungen sollten trotz aller guten neuen Ideen nicht zu radikal sein. Gerade zu Beginn ist es wichtig, das, was da ist, zu würdigen und nur schrittweise Veränderungen einzuführen, um die Spieler nicht zu überfordern. Manch neuer Trainer vergisst vor lauter Innovationen, dass es wichtig ist, die Dinge, die bereits gut laufen, anzuerkennen. Zu viele Änderungen können auch destabilisierend wirken. Auf der anderen Seite wittern einige Spieler eine neue Chance, die Neuzugänge sind sowieso ihrem neuen Trainer loyal gegenüber. Kräfte, die der Toppmöller für seinen Weg nutzen muss und wird.
Doch er kann nicht mit großen Stationen als Cheftrainer glänzen. Umso wichtiger, dass er mit seinen Ideen, seiner Herangehensweise, seinem Auftreten überzeugt. Die Verantwortlichen haben ihn aus guten Gründen verpflichtet. Sie schätzen das, was Toppmöller kann. Sie wollen, dass er seinen Stil einführt, dass die Spielphilosophie und eine eigene Identität erkennbar sind. Dafür braucht es eine breite Brust. Zu viel Demut vor der Vergangenheit kann da auch stören. Es ist tatsächlich ein schmaler Grat.
Was oft unterschätzt wird zu Beginn: Das Verhältnis zum engsten Umfeld, zu den Unterstützungsmitarbeitern. Es gilt die Scouts, Betreuer, Analysten, Fitnesstrainer, Marketing- und PR-Mitarbeiter genauso mitzunehmen wie die Spieler. Widerstand in diesem Bereich ist sehr schädlich. Auch für den Umgang zu den Medien gilt es Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren. Eine sympathische Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist ein wichtiger Baustein für die eigene Sache. Schon mancher Trainer hat sich in den ersten Wochen, mangels Wertschätzung den Journalisten gegenüber, wichtige Brücken eingerissen.
Doch am Ende gilt ein uralter Fußballerspruch: Siege können durch nichts ersetzt werden. Das ist eine Wahrheit. Am allerbesten also, wenn das Team schon gegen Leipzig im DFB-Pokal ein Ausrufezeichen setzt und auch beim Bundesliga-Auftakt im Derby gegen Darmstadt überzeugt. Dann wächst die Zuversicht im Umfeld, das Vertrauen der Spieler steigt und Trainer Toppmöller hat aufgrund der positiven Ergebnisse gute Argumente, um seinen Weg weiterzugehen.
Und was, wenn nicht? Wir erinnern uns: Ex-Eintracht-Coach Adi Hütter startete zu Beginn der Saison 2018/19 mit einem 0:5 gegen den FC Bayern im Supercupfinale in Frankfurt, einem Pokal-Aus beim viertklassigen Ulm und nur drei Punkten aus drei Bundesligaspielen. Er blieb drei Jahre. Daran sollten sich alle, die es mit der Eintracht halten, erinnern, wenn gegen Lok Leipzig oder Darmstadt verloren werden sollte.
Foto: Vanessa Seuffert
13. August 2023, 10.15 Uhr
Mounir Zitouni
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Text: Detlef Kinsler / Foto: Dreifach-Torschützin Laura Freigang © Detlef Kinsler
12. November 2024
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