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Wo schläft man denn als Obdachloser?

Ein Besuch in der Notübernachtungsstätte im Ostpark

Derzeit wohnen rund 130 Personen und drei Hunde in der neuen Obdachlosenunterkunft in der Ostparkstraße 16. Wir haben uns in dem schimmernden Gebäudetrakt umgeschaut und in die Zimmer geblickt.
Ein warmes Herbstlicht bescheint den Ostpark. Auf der Wiese schnattern die Nilgänse und nahe der Bahngleise schimmert eine ausgefallene schuppige Hausfassade in der Sonne wie Ölschlieren in einer Pfütze. Es sei nicht leicht gewesen, diese Übernachtungsstätte im denkmalgeschützten Ostpark zu errichten, sagt Christine Heinrichs vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten. Seit 25 Jahren gibt es das Angebot am Standort, doch zuletzt hatten die einst provisorisch anmutenden Unterkünfte mit Platz für 200 Personen nicht mehr dem Brandschutzbestimmungen genügt. Seit Juli sind nun die ersten vier fertigen Bauabschnitte der Ostparkstraße 16 in Betrieb, immerhin nach einer Vorlaufzeit von nahezu elf Jahren. Dort, wo sich noch die ehemaligen Umkleidekabinen und das ehemalige Vereinshaus des Fußballclubs Olympia befänden, sollen laut Heinrichs ab Mitte nächsten Jahres noch zwei weitere Bauabschnitte entstehen. „Das dauerte alles so lange, weil parallel zu unseren Bauplänen auch die Bahn die nord-mainische S-Bahnlinie plante und sich so unsere Grundstücksgrenzen, die ja an den Gleisen liegen, immer wieder verschoben.“





Aktuell wohnen 130 erwachsene Männer und Frauen aus vierzig Ländern und drei Hunde in der Einrichtung – es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Haustiere in Obdachlosenunterkünften erlaubt sind. Es stehen 59 Zweibettzimmer und Drei- sowie Vierbettzimmer zur Verfügung, jeweils mit einer eigenen Toilette im Wohnbereich. Zwanzig Personen übernachten allein. Aufgenommen werden die Menschen, die vielfältige und oft sehr schwerwiegende Probleme haben und nirgendwo sonst unterkommen würden. Sozialarbeiter sind rund um die Uhr ansprechbar und wollen den Bewohnern dabei helfen, durch Eigenengagement wieder eine eigene Wohnung zu bekommen. Zur Einrichtung gehören eine medizinische Ambulanz und Pflegepersonal. „Die Menschen bewundern unsere Außenfassade, wir erleben eine hohe Akzeptanz“, sagt Heinrichs. Bei der Außengestaltung wurde mit dem Künstler Heiner Blum von der Hochschule für Gestaltung Offenbach zusammengearbeitet. Auch das Reinigungspersonal habe weniger zu tun, die Bewohner zeigten offenbar Respekt vor der Innenausstattung, die wiederum auch den Bedürfnissen der Menschen Respekt zollt.





Mancher Bewohner seien länger am Standort, andere nur für eine Nacht berichtet Heinrichs. Vor allem deutsche Staatsbürger hätten einen Anspruch auf Sachleistungen, das Sozialamt würde einspringen und die Einzelfälle überprüfen. Aber auch für andere Härtefälle sei die Übernachtungsstelle eine Anlaufstelle.

Massenunterkünfte, wo die Menschen auf engstem Raum untergebracht seien, das sei für viele Obdachlose nur schwer zu ertragen. Nicht umsonst gebe es genügend Personen, die selbst bei klirrender Kälte lieber auf der Straße schliefen. Das fällt einem gesunden Menschen schwer zu verstehen, angesichts der schönen Ausstattung der Ostparkstraße 16, die manche Jugendherberge in den Schatten stellt.





Die Zweibettzimmer fügen über Etagenbetten, die aber jedem etwas Freiraum lassen, sind mit Kühlschrank und Flachbildfernsehern und einer Toilette ausgestattet. Es besteht die Möglichkeit, sich in Gemeinschaftswaschräumen zu duschen oder in der Gemeinschaftsküche Essen zuzubereiten.





Die rückseitig mit Holz verkleideten Gebäudeteile sind so strukturiert, dass sich immer ein begrünter Innenhof bildet, in dem man sich begegnen kann. Jeder Bewohner habe einen Schlüssel und könne kommen und gehen, wie es ihm beliebe“, sagt Heinrichs. All das soll die Bewohner dazu anregen, sich langfristig doch wieder in eine eigene Bleibe zu begeben.



 
24. November 2017, 11.05 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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