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Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Obdachloser im Mittelpunkt des Interesses

Wie kann man Eisenbahn-Reiner helfen?

Dass das Ordnungsamt dem Obdachlosen Reiner Schaad – wenn auch nach Vorwarnung – seine Spielsachen weggenommen hat, erhitzt die Gemüter. Erste Hilfsangebote gibt es schon, bald auch eine Ersatzeisenbahn.
Montagnachmittag an der Neuen Kräme. Ein Spielzeugvogel und eine Kerze sowie ein Becher für Münzen markieren den Platz, an dem der Obdachlose, im Volksmund liebevoll Eisenbahn-Reiner genannt, normalerweise sitzt. Aber er ist nicht da, andere Obdachlose sind schon in Sorge, Unter einer Decke verstecken sich Reiners restliche Habseligkeiten. Doch was Reiner Schaad ausmachte, die über Jahre hin angewachsene Sammlung an Spielsachen, eine batteriebetriebene Eisenbahn, Dinosaurier und das Lieblingsstück: Ein Karussell, die ist weg – konfisziert vom Ordnungsamt, weil er keine Nutzungserlaubnis für den Gehweg vorweisen kann. Die gebe es beim Amt für Straßenbau und Erschließung – gegen Vorlage des Personalausweises, so das Amt. „Dafür muss man gemeldet sein, aber als Obdachloser hat man keine Adresse“, sagt Sabi Uskhi, Vereinsvorstand der Street Angel e.V. Die Street Angels haben es sich zum Ziel gesetzt, obdachlosen Menschen ganz nah an ihren Bedürfnissen unbürokratisch zu helfen, all das nur mit privaten Spenden und dem nebenberuflichen Engagement Ehrenamtlicher. 2014 wurde der Verein gegründet und die Mitglieder verteilen bei der spätsommerlichen Hitze Trinkwasser oder auch Essen und im Winter Schlafsäcke, die – ganz wichtig – auch bei Temperaturen unter minus 10 Grad Celsius noch wärmen. Klar, dass Sabi Uskhi nicht untätig zusehen kann, wie das Ordnungsamt dem Obdachlosen Reiner Schaad das Liebste wegnimmt. „Ich hab einen wunderschönen Koffer im Internet bestellt, der kommt in den nächsten Tagen aus Holland“. Der Clou: In dem Koffer steckt eine N-Spur Modelleisenbahn. „Die sieht ganz realistisch aus, ist ganz detailreich, sogar mit einem Sägewerk, die ist einfach optisch etwas gehobener“, schwärmt Sabi Uskhi. Diese batteriebetriebene Modelleisenbahn in der Größe eines Aktenkoffers könne man Reiner nicht wegnehmen, weil man sie einfach zusammenklappen könne und daran sollte sich dann ja auch niemand stören. Schaad sei einer der wenigen Obdachlosen, die auch mal lächeln. Es gehe bei der Obdachlosenhilfe darum, den Menschen wieder ein Selbstwertgefühl zu vermitteln, sagt Uskhi. Das Ordnungsamt hat Reiner Schaad das genommen, was ihm am Liebsten war, obwohl von ihm keine Gefahr ausgeht, er die Spielsachen nicht verkaufen wollte, sondern nur Freude bereiten wollte.

Nach einer ganzen Weile ist auch Reiner Schaad an seinen Platz zurückgekehrt. Kamerateams sind in der letzten Zeit seine Besucher, Schaads Schicksal berührt und wabert durch alle Medien. Der einstige Gärtner wirkt niedergeschlagen, aber es gibt für ihn eine Hoffnung: „Eine Anwältin, die sich für Obdachlose einsetzt, will jetzt vermitteln. Das warte ich erstmal ab“, sagt Eisenbahn-Reiner. Er freue sich sehr über den Eisenbahnkoffer, aber er sei einfach kein Trost. Denn die Spielsachen, die nun weg sind, hatte Reiner über Jahre hinweg gesammelt, sie geschenkt bekommen oder auch mal selbst erstanden, weil sie ihn an die glücklicheren Tage in der Kindheit erinnern. Indes überlegt Street Angel Sabi Uskhi, ob er dem Reiner nicht auch einen Rollwagen bastelt, in dem er seine Sachen transportieren kann und so dass seine ganze Habe etwas aufgeräumter aussieht. Denn, wenn sich einer an dem Anblick stört, dann ruft das wieder das Ordnungsamt auf den Plan…
 
13. September 2016, 10.16 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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