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Geparkt wurde vor dem Parkhochhaus

Vor 50 Jahren eröffnete in Frankfurt das erste öffentliche Parkhaus Deutschlands.
In den Jahren des Wiederaufbaus nach dem Krieg setzte Frankfurt verkehrspolitische Maßstäbe. Ziel der kommunalen Verkehrsplaner war die "autogerechte Stadt". Hier schaltete man 1951 die erste "Grüne Welle" für den Messeverkehr. Und mit dem "Parkhaus Hauptwache" bekam die Mainstadt 1956 das erste öffentliche Parkhaus der Bundesrepublik.

Die Festgäste kamen mit dem Auto in die Innenstadt und parkten einfach in dem Haus, das sie eigentlich erst noch eröffnen sollten. "Die wenigsten (...) hatten sich die Freude versagt, den Weg über die Rampen ins Parkhaus hinein gleich einmal mit einem Kraftfahrzeug auszuprobieren", berichtete die Frankfurter Rundschau. Feierlich eingeweiht wurde an jenem sonnigen Dienstag im September das "Parkhaus Hauptwache", ein damals in der Bundesrepublik einmaliges Gebäude, das richtungweisend für die Verkehrspolitik der Städte angesichts der zunehmenden Motorisierung werden sollte. "Glückauf dem neuen Parkhaus!", rief Oberbürgermeister Walter Kolb in seiner Festansprache aus. "Wir werden weitere Parkhäuser errichten und damit beweisen, dass wir die Zeichen der Zeit verstanden haben." Die Eröffnung war die letzte öffentliche Amtshandlung des Stadtoberhaupts: Nur zwei Tage später erlag Kolb seiner schweren Krankheit.

Vor 50 Jahren, am 18. September 1956, wurde das "Parkhaus Hauptwache" am Kornmarkt hinter der Katharinenkirche eröffnet. Das Stahlbetongebäude mit der großzügigen Fensterfront, auf dessen vier Parkebenen 392 Personenwagen und 60 Motorräder Platz fanden, war das erste öffentliche Parkhaus in der Bundesrepublik. Seit 1986 steht der schlicht-edle Funktionsbau unter Denkmalschutz. Doch er ist nicht nur das Relikt aus uneingeschränkt fortschrittsgläubigen und automobilbegeisterten Wirtschaftswunderzeiten. Bis heute ist das Parkhaus in Betrieb. Lediglich die Tankstelle, die früher auf der kleinen Insel zwischen Ein- und Ausfahrt stand, ist längst verschwunden, und auch seinen Wagen kann man nicht mehr während des "Parkaufenthalts" waschen lassen. Einst verfügte das Parkhaus im Erdgeschoss durchaus über eine eigene Servicestation mit vier Waschboxen.

Frankfurt, das in den 1950er Jahren als "die am stärksten motorisierte Stadt Deutschlands" galt, setzte damals bundesweit Maßstäbe in der Verkehrspolitik. Das oberste Ziel der kommunalen Verkehrsplanung war die "autogerechte Stadt". Im Zuge des Wiederaufbaus der kriegszerstörten Innenstadt wurden daher breite Verkehrsschneisen geschlagen: Die neuen Hauptstraßen in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung, die heutige Konrad-Adenauer- und Kurt-Schumacher-Straße bzw. die Berliner Straße, sollten einen reibungslosen Verkehrsfluss durch die City garantieren. Zu diesen neuen "Prachtstraßen", wie Oberbürgermeister Kolb sie einmal stolz titulierte, kam bald die Zeil, die bis zum November 1956 auf sechs Fahrspuren ausgebaut wurde. Schon 1951 war die erste "Grüne Welle" der Bundesrepublik in der Mainstadt geschaltet worden, die den Messeverkehr ohne Ampelstopps durch Frankfurt gleiten ließ. Aber nicht nur der rollende, auch der "ruhende Verkehr" stellte die Kommunalpolitiker vor Probleme. Nachdem 1954 die ersten "Parkometer" am Hauptbahnhof eingeführt worden waren, wagte man erstmals den Versuch mit einem Parkhaus, um die bereits drängende Parkplatznot zu beseitigen.

In den frühen Nachkriegsjahren wurden oft abgeräumte Trümmergrundstücke in der Innenstadt provisorisch als Parkplätze genutzt - wie auch der Platz hinter der Katharinenkirche in der Nähe der Hauptwache. Dort, auf einer Grundfläche von 2.550 Quadratmetern, wurde ab 1. August 1955 das neue Parkhaus gebaut. Der Bauherr, die Frankfurter Aufbau AG, die die Baukosten in Höhe von 3,3 Millionen Mark mit Unterstützung der Stadt aufbrachte, rechnete damit, dass sich das Haus schnell amortisieren würde: Täglich wurden etwa 1.200 Fahrzeuge erwartet. Die Gebühr betrug 20 Pfennig pro Stunde, höchstens aber bis zu drei Mark pro Tag, zuzüglich zehn Pfennig Versicherungsgebühr. Und falls jemand weniger die Kosten als das Einparken scheute, so konnte ihn die lokale Presse beruhigen: "Der Platz im Haus (...) ist so bemessen, daß auch Autofahrer, die nicht gerade große Fahrkünstler sind, gut zurechtkommen."

Dennoch stand das neue Parkhaus nach einer Woche weitgehend leer. "Geparkt wird vor dem Parkhochhaus", titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 25. September 1956. Viele stellten ihr Auto lieber kostenlos auf dem Seitenstreifen direkt an der Parkhauseinfahrt ab. Die erwartete "fühlbare Entlastung der Bordsteine im Hauptwachenbezirk" (Frankfurter Rundschau) blieb aus. Ein Grund dafür war sicherlich auch die Bequemlichkeit mancher Autofahrer, denen der Weg vom Parkhaus zu ihrem Ziel zu weit war. Andere Autobesitzer aber fürchteten sich anfangs vor der unbekannten Herausforderung: Sie stellten ihr Auto irgendwo in der Stadt ab und gingen dann zu Fuß zum Parkhaus, um sich erst einmal über die Räumlichkeiten zu informieren. Zunächst kam es tatsächlich zu Problemen im Betrieb, weil viele Kunden das System noch nicht durchschauten. So fuhren manche einfach am Wärterhäuschen vorbei, ohne sich die nötige Blechmarke für die damals noch nummerierten Plätze zu holen.

Drei Jahre später, im September 1959, waren alle Anlaufschwierigkeiten vergessen. Das "Parkhaus Hauptwache" war nun sogar oft überfüllt. Und die Stadt eröffnete an der Konstablerwache ihr zweites Parkhaus.

Text: Sabine Hock/ PIA, Foto: photocase.com/froodmat

 
22. August 2006, 00.00 Uhr
red
 
 
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