Am Dienstagabend haben Philipp Schild und Claudia Di Lena im Frankfurter PresseClub das neue Angebot von ARD und ZDF vorgestellt. funk soll die Lücke zwischen Kika-Guckern und Tatort-Fans schließen.
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Philipp Schild und Claudia Di Lena von funk kommen ziemlich locker rüber, ganz wie es sich wahrscheinlich für ein junges Team gehört, das ARD und ZDF wieder zu mehr „Zuschauern“ oder besserem Bekanntheitsgrad in der Altersgruppe 14 bis 29 Jahren verhelfen soll. Seit letztem Oktober ist das neue Angebot funk „online“. Philipp Schild, der für die Formate dort verantwortlich ist, betont im Frankfurter PresseClub am Dienstagabend noch einmal ausdrücklich: „Wir sind kein Radio- oder TV-Sender, wir bieten einfach nur unterschiedlichste Angebote auf verschiedenen Plattformen an.“ Was das genau bedeutet, erfahren viele Clubmitglieder und Gäste, die sich mit funk noch nicht auskennen, im Laufe des Abends. Ab und an wird es Referenzen auf Youtube-Stars und andere Internet-Formate geben, die für viele wahrscheinlich sehr neu sind – aber Schild und Di Lena geben sich sichtlich Mühe, Licht in die Mysterien „dieses Internets“ zu bringen. Knapp 40 Leute im Publikum lassen sich das zu Anfang durch einen unterhaltsamen Imagevideo erklären, das genau die Diskrepanz darstellen soll, die das junge Format zu bewältigen hat: Formate zu kreieren, die nicht jung sein wollen, sondern es sind. Eben „die maximal erreichbare Authentizität“, so Schild.
funk will anders sein. „Wir wissen aber auch, dass wir einen Markt betreten, der schon relativ gut bestückt ist“, sagt Schild. „Youtube gab es vorher schon, Snapchat haben wir auch nicht neu erfunden – wir wollen einfach das gute Angebot mit anderen Inhalten bestücken und so auf Dauer fester Bestandteil der Lebenswelt unserer Zielgruppe werden.“ Schild glaubt, dass Inhalte die Marke definieren und nicht andersherum, deshalb habe man es auch bis dato vermieden, bei der Verbreitung von Inhalten von funk darauf zu pochen, dass das Format eine Idee von ARD und ZDF sei. Vielleicht auch, um dem ganzen einen frischen Start zu gönnen, ohne Vorurteile. Wobei Schild betont, dass er diese oft eher bei der älteren Klientel sieht und dass die Jugend auch den Öffentlich-Rechtlichen gegenüber offen sei, habe man denn ein gutes Angebot. In jedem Fall hat funk ein sehr großes Angebot: „Mit externen Formaten, die eingekauft werden, arbeitet das Team derzeit an rund 90 Projekten“, erkärt Di Lena. Die Masse ist wichtig für das junge Konzept. Funktioniert nämlich mal etwas nicht und kommt bei der Zielgruppe nicht an, wird es kurzerhand gekickt. Wie das Team so etwas feststellt? Mit einer genauen Datenanalyse. Auf einem Dashboard in ihren Redaktionsräumen kann live verfolgt werden, wie sich ein Format entwickelt. Likes oder Dislikes, die Zeit, bis ein Zuschauer bei einem Youtube-Video abschaltet, sind Indikatoren dafür.
Seit dem Start im Oktober hat der harte Kern des Teams, 15 Mitarbeiter und Externe, einige Überstunden geschoben, um funk aus dem Boden zu stampfen und Formate wie das Online-Frühstücksfernsehen „Guten Morgen Internet“ oder die Live-Snapchat-Soap iam.serafina . „Und es hat sich gelohnt“, sagt Schild, „das Feedback, das wir bis dato bekommen haben, ist gut. Das liege aber auch an dem guten Zusammenhalt in dem jungen Team. Der 40-jährige Schild und die 31-jährige Di Lena sind schon eher die alten Hasen in der Gruppe, alle anderen Mitstreiter sind um die 20 Jahre alt. Und wie es sich gehört, sitzen die kreativen Köpfe in einem Großraumbüro und noch nicht einmal der Chef hat einen eigenen Raum für sich. „Ich hatte das Gefühl, jede kreative Firma braucht einen Kicker“, lacht Schild und bestätigt damit humorvoll auch dieses Klischee eines „Start-Ups“. Bis dato konnte aber wohl noch niemand so wirklich spielen, das lässt die Zeit nicht zu, denn es ist noch viel zu tun. Alle Formate sind auf Bewährung und müssen ständig überdacht werden. Darin sieht Schild auch das Problem von anderen Medien, die sich im Internet versuchen: „Webformate werden sehr häufig einfach nicht zu Ende gedacht. Man muss sich deshalb fragen: Wie ist mein Reichweitenkonzept, meine Distributionsstrategie und dass man es einfach versucht.“
Am Ende des Abends kommen zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Unter anderem, ob es nicht schwierig sei, ein solch junges Format bei so großen Sendern zu realisieren. „Nein, eigentlich überhaupt nicht“, antwortet Schild, „dafür gingen die Entscheidungen immer sehr schnell. Aber wahrscheinlich auch, weil man weiß, dass nur so ein solches Format funktionieren kann. Außerdem haben wir eine Vereinbarung mit den Beteiligten, dass es nicht tragisch ist, sollte unser Vorhaben keine Zukunft haben. Dann wissen wir wenigstens, wir haben es versucht!“ Zudem helfe man sich gegenseitig und unterstütze die „Älteren“ auch mit Workshops zu Social Media und Co. und bis dato sei das Feedback, auch aus der Community, super. Und das bekommen die Internet-Experten natürlich prompt immer wieder in Jetztzeit als Kommentare und können direkt darauf reagieren. Während des Vortrages zeigt Schild auch das Bild eines Überweisungsträgers, über dem steht: „Endlich bezahle ich den Scheiß gerne!“. „Das ist das, was uns stolz macht“, sagt er zufrieden.