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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Christopher Street Day 2018

Feiern und Fordern

LGBTI macht Spaß, aber noch ist nicht alles rosarot. Denn die errungen Rechte müssen verteidigt werden. Diese fröhliche Message kommt am CSD-Wochenende über Frankfurt.
Eigentlich könnte man sich doch mal zurücklehnen! Und das Erreichte einfach so feiern. Schließlich ist das, was weltweit unter dem Begriff „Gay-Pride“ firmiert und in Deutschland meist unter dem Begriff „Christopher Street Day“ begangen wird, ziemlich erfolgreich. Schwule und Lesben können sich nun auch standesamtlich verheiraten, nicht mehr nur „verpartnern“, was vielen zu sperrig und doch noch diskriminierend klang. Und nicht nur juristisch, sondern auch gesellschaftlich scheint sich einiges positiv zu entwickeln. Im Mainstream-TV-Sender vox lief in der Primetime eine bunte Dokuserie über die Gay-Hochzeit von Hubert Fella und Matthias Mangiapane. Ein sympathisches Chaos-Pärchen, das in der Serie vielleicht ein wenig zu viel gestritten und ein wenig zu oft geknutscht hat. Aber die Tatsache, dass so etwas läuft, zeigt eigentlich schon, dass wir beim Thema geschlechtliche Gleichstellung ganz schön weit gekommen sind. Und auch dass im Bundeskabinett Schwule ganz unspektakulär in gute Positionen gekommen, ohne dass darüber gelästert wird, ist einfach gut.

Da verwundert es nicht, dass Joachim Letschert, Vorstand und Pressesprecher des Frankfurter CSD einräumt: „Gesetzlich wurde in der Tat einiges erreicht, aber die gesellschaftliche Aufgabe bleibt vorhanden.“ Und der Bundesverband CSD-Deutschland sieht ganz klar, dass auch das Erreichte nie ganz sicher ist und schreibt in seinem Grußwort des vergangenen Jahres: „Deshalb sind wir auch weiterhin gefordert auf die Straße zu gehen und lautstark einzufordern, was unser Menschenrecht ist. Deshalb ist jeder CSD wichtig für unser Land – ganz egal ob er 200 oder 500.000 Menschen erreicht! Wir müssen uns zeigen und hör- und sichtbar sein. Wir dürfen den Rollback-Bewegungen von Rechts nicht im Vertrauen auf die Vernunft der schweigenden Mehrheit stumm zusehen. Jede und jeder steht in der Verantwortung für eine freie, offene und demokratische Gesellschaft einzustehen und zu demonstrieren.“

Genau das wird am Wochenende vom 20. bis 22. Juli rund um die Konstablerwache gemacht. Als Motto haben sich die Frankfurter Veranstalter diesmal für den Slogan entschieden: „Meine Identität ist nicht verhandelbar!“ Wohlgemerkt: Da ist ein Ausrufezeichen am Ende dieser Feststellung. Das heißt dann wohl, es wird sich weiter eingemischt, ganz besonders in die Debatte der Geschlechterbezeichnung. Nach dem höchst erfreulichen Bundesverfassungsgerichtsurteil muss ja bald wenigstens ein drittes Geschlecht als Optionsmöglichkeit von staatlichen Behörden angeboten werden. Die Politik scheint zurzeit noch etwas ratlos zu sein, wie das denn genau funktionieren solle. Vielleicht werden die Diskussionen am Rande der vielen CSDs in Deutschland unseren Politikern dabei die richtigen Entscheidungshilfen mit auf den Weg geben.

Besonders die Demo am Samstag ab 12 Uhr vom Römerberg bis zur Konsti ist eine Highlight-Manifestation dessen, was diese Bewegung auf die Straße bringen kann. Und sie liefert ja auch immer die besten, bunten Bilder. Da kann Frankfurt mal zeigen, wie schön die Comunity ist. Schön in all seinen Facetten, nicht nur ebenmäßig schön, sondern auch schön durch selbstbewusstes und gradliniges Auftreten. Für die Organisatoren sind aber auch die anderen Punkte des CSD-Veranstaltungskalender enorm wichtig: Die offizielle Eröffnung durch den Oberbürgermeister am Samstag um 15 Uhr, die Politik-Talk-Runde ab 16 Uhr, bei der in der Vergangenheit manchmal richtig Schlagzeilen gemacht wurden, weil sich Politiker festlegen mussten. Und ganz wichtig für den Zusammenhalt der Community ist auch die Schweigeminute um 18 Uhr am Samstag. Schließlich sind so viele Freunde und Bekannte ums Leben gekommen, meist durch die schlimme Krankheit, deren Folgen nur langsam eingedämmt werden können. Aber gleich danach wird es auch wieder lustig und rasant, beim Stöckelschuh-Laufwettbewerb in der Infostraße ab 19 Uhr.

Auch die Frankfurter Clubs haben ihre Programme voll dem CSD-Hype unterworfen und dazu gibt es ein buntes Künstlerprogramm auf der Hauptbühne an der Konstablerwache. Durch den Freitag führt dort Conchita Wurst-Double Conchita 4711 zusammen mit planet-radio-Moderatorin Boomchika Leni. Es erwarten die Besucher beispielsweise kräftiger Indie-Rock der Hainburger Band "We are Diamonds" und House, Charts sowie R'n'B und Hip Hop von DJ Björn Petzold. Frankfurt heißt am Tag drauf dann Künstler aus ganz Deutschland wie Absinthia Absolut, DJ Bambi Mercury, Emma Lanford und DJ Martin Rapp willkommen, begleitet von den Moderatoren Tim Frühling, Marlene Delux und Babsi Heart. Am Sonntag übernimmt die Moderation dann Kabarettist Malte Anders zusammen mit Gracia Gracioso, die Sänger Jonathan Zelter, die Tanzkapelle Klub Erika oder die schottische Sängerin Horse McDonald auf der Bühne begrüßen dürfen.

Könnten wir in diesem Jahr beim CSD nicht doch einfach nur feiern, relaxen, die ganzen Forderungen weglassen? Nö. So rosarot ist die Welt noch nicht, selbst in Deutschland nicht. Und wir dürfen ja auch nicht vergessen: Beim Kampf für LGBTI-Rechte handelt es sich um einen weltweiten Kampf für Anerkennung. Gerade mit Unterdrückten in Russland, im Nahen Osten, aber auch in ganz vielen anderen Ländern, muss immer wieder die Solidarität zum Ausdruck gebracht werden. Und bei uns ist auch noch die eine oder andere Baustelle zu bewältigen. Aber: feiert mal schön!

Das vollständige Programm ist unter www.csd-frankfurt.de abrufbar.
 
17. Juli 2018, 14.13 Uhr
Jens Prewo
 
 
Fotogalerie:
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