Aaugust mit zwei A

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detlef kinsler /

Da rocken Johnossi die Brotfabrik, geben die Backstreet Boys die gealterte Boyband in der Festhalle und Max Raabe den klassischen Entertainer in der Alten Oper. Und im wunderschönen Neuen Theater Höchst steht Aaugust - zum dritten Mal überhaupt - mit seinen falschen Hasen auf der Bühne - als echte Alternative zum oben genannten Mainstream in unterschiedlichen Formaten.


Es wäre ein einfaches zu denken, Andreas August, seit Urzeiten singender Pianist bei der Frankfurt City Blues Band, sänge hier mit seiner neuen, kongenialen und in allen Positionen virtuos besetzten Formation einfach nur den Blues auf Deutsch. Solch banalen Spielchen gibt sich Aaugust nicht hin, denn er ist kein dummer, sondern ein schlauer August. Und er hat durchaus auch was Clowneskes, ja Tragikomisches in der Performances wie in seinen - nicht nur Trennungs- und Verlassenwerdengeschichten.


Auch die oft gelesene Wahrnehmung des Sängers als späte Frankfurter Antwort auf Tom Waits greift viel zu kurz. Ok, so wie der Amerikaner greift auch Aagust auf deutsche Theatermusik-Traditionen zurück. Aber so wie er mit z.B. Brecht/Weill umgeht, ist es eher eine Interpretation in Stile von Rockmusikern wie Alex Harvey oder Gavin Friday. Und die aufkommende Kabarett-Assoziation ruft prompt Namen von einem genialen Ensemble wie die Tiger Lillies auf. Um das Namedropping nur für die komplette Verwirrung zu Ende zu treiben: Vielleicht treffen wir die Falschen Hasen ja auch irgendwo auf halber Strecke zwischen Götz Alsmann und Helge Schneider. Und vielleicht hat ja auch deutscher Schlager (mit grandios verqueren Texten) à la Gus Backus oder Billy Mo (oder wem auch immer) seine Spuren hinterlassen. All diese Namen sollen nun nicht den Eindruck erwecken, Andreas August sei nicht originär und originell. Das ist er auf alle Fälle.


Wen er Country anstimmt, rutscht das Ganze - nicht nur wegen Basstuba und Althorn - gern mal ins Bajuwarische. Wenn Schlagzeuger und Percussionist ihre kleinen Geräuscherzeuger auspacken, klingt´s dann gerne auch mal nach Stummfilm-Soundtrack. Leute, da gibt es so viel zu entdecken, das lässt sich hier in der Kürze der Zeit gar nicht alles aufzählen.


Was die deutsche Texte betrifft, so sind es eben nicht nur Alte Männer-Phantasien (aber eben auch) sondern subtile, wenn mitunter auch plakativ umgesetzte Beobachtungen aus dem täglichen Leben. Selbst wenn es um Alk oder gar Arbeitslosigkeit geht, verliert das Ganze nie an Sinnlichkeit. Wenn Aaugust auf seinem Klavierstuhl schaukelt, ist das vom Gestus her immer noch (s)eine Referenz an Ray Charles, wenn er - von den Tasten befreit - am Mikro tänzelnd den Latino gibt , hat er den frechen Gesichtsausruck eines Robbie Williams, dessen (sehr) großer Bruder er dann sein könnte. Aber genug der Worte - anschauen, wenn die Falschen Hasen hoffentlich bald mal wieder spielen. Denn es ist mit das Beste, was momentan aus Frankfurt kommt.


Foto: Kinsler


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