50er-Jahre-Haus ist Kulturdenkmal

Das 'Nitribitt-Haus' steht jetzt unter Schutz

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In Frankfurt hat nicht nur der Krieg Wunden hinterlassen, auch die Stadt selbst hat viele Häuser im Bauwahn abgerissen. Manchen trauert man immer noch nach. Das Rundschauhaus, das Turmkino – vorbei. Doch das Nitribitt-Haus bleibt.

Nicole Brevoord/ pia /

Das Gebäude stammt unverkennbar aus den 50er-Jahren und ist vielleicht nicht das schönste architektonische Werk seiner Zeit, aber es ist ein Stück Frankfurter Geschichte. Denn in dem Appartementhaus in der Stiftstraße 34-36 lebte einst die Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt, die vermutlich auch wegen ihrer Kontakte zur Frankfurter High Society , in ihrer Wohnung ermordet wurde. Ihr Leben und Sterben diente zur Vorlage zahlreicher Filme, Stadtführungen machen häufig vor ihrer einstigen Residenz halt und im Zuge des Abrisses des Turmkinos nebenan befürchteten schon viele Frankfurter, dass es mit der Sehensw+ürdigkeit bald vorbei sein könnte. Doch das sogenannte „Nitribitt-Haus“ ist jetzt ein Kulturdenkmal. Das Landesamt für Denkmalpflege hat das Geschäfts- und Appartementhaus „aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen“ in die Denkmalliste aufgenommen. Das freut so manchen Frankfurter, aber auch den Bürgermeister und Planungsdezernenten Olaf Cunitz: „Ein weiteres markantes Bauwerk der Frankfurter Nachkriegszeit steht unter Denkmalschutz. Damit erhält die Architektur der 50er-Jahre allmählich die Wertschätzung, die ihr gebührt – denn bislang sind diese Gebäude häufig ungeliebt. Mich freut besonders, dass die Entscheidung auf Initiative unseres städtischen Denkmalamtes zustande kam. Denkmalschutz und der sorgsame Umgang mit dem baukulturellen Erbe genießen in Frankfurt eben einen hohen Stellenwert.“

Entstanden ist das legendäre Gebäude an der Stiftstraße 34-36 ab 1955 nach Plänen des Bauherrn Wilhelm Berentzen. In der Begründung des Landesdenkmalamtes heißt es: „Der Architekt Berentzen entwarf ein Gebäude, das städtebaulich geschickt auf die vielschichtigen Anforderungen der Nutzungen und des Standorts reagierte und gestalterisch nicht zuletzt konstruktiv bedingte Funktionalität mit dem gewünschten leichten Flair eines Geschäftshauses der Nachkriegszeit verband. Von den Nachkriegsbauten Frankfurts gewinnt es dadurch einen eigenen Rang.“ Auch dass das Gebäude über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannt wurde durch den Mordfall Nitribitt, der sich 1957 darin ereignete, wurde in der Begründung erwähnt.

Derzeit erarbeitet das Stadtplanungsamt für das gesamte Areal zwischen Bleichstraße, Katzenpforte, Stiftstraße und dem Eschenheimer Tor einen Bebauungsplan, der eine geordnete städtebauliche Entwicklung gewährleistet, die Blockrandbebauung planungsrechtlich sichert und in ihrer Wohnnutzung weiterentwickelt. „Durch seine prominente Lage ist das innerstädtische Areal von großer Bedeutung für die Entwicklung der Frankfurter Innenstadt“, sagt Cunitz. „Dabei trägt das ‚Nitribitt-Haus‘ ganz wesentlich zur Wiedererkennung dieses Teils der Innenstadt bei. Durch die nun erfolgte Unterschutzstellung wird das auch in Zukunft so bleiben.“


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